Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompensiert), Goldmessing
Das Instrument ist im Vergleich zu modernen Doppelhörnern extrem schwer, sogar schwerer als voll ausgebaute Hörner aus aktueller Herstellung. Es lässt gleichwohl sehr leicht über den gesamten Tonbereich anblasen. Das a2 spricht jedoch nur in der Ventilkombination B1 + Stopf problemlos an. Der Klang ist sehr weich. Auch die Intonation ist fabelhaft gut. Der Korpus ist nach heutiger Terminologie als „extra large“ zu bezeichnen. (Ich vergleiche hier das Instrument mit meinem Alexander K-Modell von 2013.)
Das Horn wurde bis zur Wiedervereinigung im Polizeiorchester Frankfurt/Oder gespielt und dann eingemottet. Der Aufwand, das Horn in Schuss zu bringen, war minimal: Ultraschallreinigung und neue Ventilkorken. Den Becher habe ich zusätzlich innen lackieren lassen.
Auf dem Becher ist eingraviert: Der Schriftzug „Rino“, eingerahmt in einem Dreieck. Darunter steht der Schriftzug „Sinfonia“, beginnend in einem Notensystem mit Violinschlüssel. Eine Seriennummer ist auf dem Instrument nicht vorhanden.
„Rino“ war die Bezeichnung der Werkstatt von Kurt Knoth ab den 1930er Jahren. Rino war eigentlich der Spitzname Knoths, in Anspielung auf den Räuber Rinaldo Rinaldini, dem er angeblich ähnlich sah.
Im Jahre 1961 übernahm Knoths Neffe, Johannes Scherzer, geb. 10.08.1922, die Werkstatt, nachdem er bereits 1951 in Markneukirchen die Meisterprüfung als Metallblasinstrumentenbauer abgelegt hatte und seither in Knoths Werkstatt arbeitete. J. Scherzer signierte seine Instrumente nach Übernahme der Werkstatt von Kurt Knoth mit dem Schriftzug „Meister J. Scherzer“, verwendete aber gleichzeitig weiterhin die Bezeichnung „Rino“ als Markennamen. Johannes Scherzer wurde später bekannt als Hersteller von Drehventil-Piccolotrompeten, die er zusammen mit Ludwig Güttler entwickelt hatte. Alison Balsom spielt beispielsweise heute noch ein solches Instrument. „Meister J.Scherzer“ ist heute eine Markenbezeichnung für Drehventiltrompeten im B&S – Konzern, Markneukirchen.
„Sinfonia“ war die Bezeichnung einer PGH (Produktionsgemeinschaft des Handwerks)in der DDR. Diese ist im Jahre 1960 gegründet worden. Die Instrumente verschiedenster Werkstätten wurden über diese PGH vermarktet. „Sinfonia“ stand dabei für die höchste Qualitätsstufe in der DDR hergestellter Musikinstrumente. Ab ca.1965 entfiel das Notensystem im Sinfonia - Emblem. In diesem Jahr führte Scherzer zudem auch Seriennummern ein, die fortlaufend nach dem Herstellungsdatum der jeweiligen Instrumente eingraviert wurden.
„Sinfonia“ wurde in den 1970er Jahren ein sogenannter „Volkseigener Betrieb“ (VEB). Im Jahre 1984 verschwand die Bezeichnung VEB Sinfonia endgültig, nach der Verschmelzung mit dem VEB B&S.
Somit lässt sich das Herstellungsjahr des Instruments mit einiger Sicherheit auf das Jahr 1960 datieren.
https://www.namm.org/library/oral-histo ... s-scherzer