Peter hat geschrieben:Ich erzähle das, um die Frage zu stellen, warum der Dresselbesitzer nicht selbst nach 102er Kopien bei der Firma Dressel nachgefragt hat.
Es bleibt dabei, dass die beiden Hörner bis ins kleinste Detail (bis auf die Mechinik und mancher Stützen) den Alexander 102St gleichen. Hatte denn Dressel nichts eigenes zuzufügen?
Hallo Peter,
ich bin nicht sicher ob ich deine erste Frage ganz richtig verstanden habe.
Der jetzige Besitzer handelt mit gebrauchten Blasinstrumenten. Ist selbst aber kein Hornist. Ich kenne ihn seit der Kindheit und von daher versuche ich immer seine Fragen zu Hörnern so gut ich kann zu beantworten. Bei diesem von ihm erworbenen Horn war ich zuerst völlig ratlos. Meister Dressel können wir ja nun nicht mehr fragen, da er (ich meine 1977 in der damaligen DDR) verstorben ist. Ein Rechtsnachfolger ist mir nicht bekannt.
Nach dem was ich bisher gehört hatte, soll Meister Dressel durchaus ein inovativer Hornbauer gewesen sein. Eine "Kopie" von ihm scheint daher zunächst ungewöhnlich.
Tatsächlich habe ich vor einiger Zeit ein altes Dresselhorn erworben (andere Bauweise) und meiner Tochter geschenkt. Seither hatte ich es kaum in der Hand. Erst heute kam mir der Gedankenblitz (ich stand sozusagen auf der Leitung) und ich habe das Horn meiner Tochter mit den Fotos meines Bekannten verglichen....
Zur zweiten Frage:
(Ich gehe zunächst einmal natürlich davon aus, dass das 102er eine eigenständige Entwicklung von Alexander war.)
Außer Belltone habe sind mir auch noch ältere Hörner von Hans Hoyer bekannt, die so gebaut wurden.
Die nachfolgende Ausführung ist nun reine Spekulation:
Ich könnte mir vorstellen, dass man zu Zeiten des "Eisernen Vorhangs" im damaligen "Ostblock" (CSSR, DDR) das Alexander 102 deshalb kopiert hat, weil dieses Horn sehr gut aber im Osten nicht erhältlich war. Sollte nun Dressel (trotz eigenständigen Hörnern) dieses Horn auch kopiert haben kann das meines Erachtens zwei Gründe haben: 1) Er könnte von der Qualität der Bauart 100% überzeugt gewesen sein. 2) Jemand hat den Nachbau von ihm gewünscht (oder gefordert)
Ich selbst bin Ingenieur. Meine Vorfahren waren aber seit 250 Jahren Handwerksmeister. Heute steht oft die "Innovation" eines Produktes stark im Vordergrund. Ständig muss (bildlich gesprochen) das Rad neu erfunden werden. Möglichst ganz anders (am besten dreieckig), aber bitte schneller, größer, leichter, edler, geiler etc.
Dass es aber früher sowas wie "Handwerkerstolz" und "Handwerkerehre" gegeben hat erscheint heute manchmal so fremd wie aus einer anderen Kutur. Diese Handwerker haben oft nicht unbedingt nach "Innovation" gesucht sondern nach handwerklicher Perfektion in der baulichen Ausführung (im Rahmen der zur Verfügung stehenden Arbeitsmittel und Werkstoffe). Ich denke, dass Meister Dressel solch ein "alter Handwerksmeister" gewesen sein könnte. Dass ihm dabei in der DDR nicht immer das beste Werkmaterial zur Verfügung gestanden haben dürfte, dürfte natürlich auch klar sein.