Fangen wir es also etwas anders an. Was soll denn das Gejammere von wegen viele Stunden. Eiunmal ein Beispiel:
Italien Tournee Anfang September mit Sawallisch. Programm 1: Don Juan, Till, Heldenleben Programm 2: 7.Beethoven, Heldenleben. Anspielprobe in Pompei 19:00, 35 Grad. Don Juan ganz durch; Konstantin hat verstärkt; Till im Original mit 8 Hörnern, fast ganz durch, Heldenleben auch halb durch (kein Verstärker am 1.Horn), Meistersinger Vorspiel (Zugabe) halb durch; 30 min. Pause, Konzert volles Programm. Da brauchst eben Reserven. Am nächsten Tag 6 Stunden Bus ganz runter in den Stiefel. Wieder Anspielprobe mit Siebter und Heldenleben, 45 Min. Pause, Konzert, Siebte mit 4 Hörnern, kurze Nacht, mit dem Bus & Schiff nach Sizilien übergesetzt und Neunte Beethoven in Taormina. So ging es vierzehn Take ohne Pause. Versteht sich als Urlaubsmugge. Versteht sich auch, gut bezahlt. Aber immerhin, es muß alles geblasen sein. Dann ging es gleich dienstlich weiter, u.z. Gastspiel in der Scala mit Liebe der Danae (gepfeffert), Daphne (= wie das zweite Strauss, nur fünfmal solang und fünfmal so viel, gesamter Umfang vom Grossen G bis rauf zum d3) und zur Feier des Tages noch Schweigsame Frau jeweils am Tag nach Daphne, alles dreimal. Nach der ersten Vorstellung fuhr ich kurz nach Torino, um mich mit den Nalli Brüdern zu treffen, hatte aber am Spätnachmittag noch eine Kammermusikprobe in der Scala, - zum Glück ! Denn da kam mein alternierender Kollege (er war vorher nicht auf der Muggen-Tournee dabei !) mit einer Riesenpletsche auf der Oberlippe an. "Kannst Du gleich nachher bitte die Daphne übernehmen ! Bei mir geht nichts mehr !" (Fieberblase, aber was für eine.) Da wurde er gleich ins Flugzeug zum Heimflug beordert. Dann habe ich eben alle sechs Strauss Vorstellungen gespielt. Wie heißt es: "Arschbacken zusammenzwicken, und durch !"
Und da wird dann wegen ein paar Walzer gejammert ? (Natürlich tut das Einsparen bitter weh !). Übrigens, diesen Andrieu-Betrug könnte sich der Bursche in den USA oder Japan nicht leisten (mit Konserve auftreten und nur mimen.). Das würde nur ein einziges Mal funktionieren. Weg aus dem Geschäft heißt es dann.
Und wie war das, - Hans bestätige das doch ! - mit der Bierzeltmusik oder im Gastgarten mit der Blasmusik ? Nach dem Aufmarsch (2 - 3 Stunden im Marschieren spielen) und vorhergehendem Weckrufmarsch (1/2 8 in der Früh), dann von 14:00 bis 22:00 im Garten gespielt. Da raucht der Ansatz. Wenn man es aber richtig gemacht hat, u.z. mit Hirn, war der Ansatz auch nicht hinüber. Oder im Ballorchester im Fasching von 20:00 bis um 05:00 - gibt´s ja nicht mehr. Verdient haben wir auch was dabei; so nebenher damals gar nicht schlecht.
Trotzdem, die Situation ist jetzt aber demütigend für fast jeden jungen Musiker. Dazu kommen noch die oft maßlos arroganten Nichtskönner Pinsler, die nichteinmal die Instrumente am Klang erkennen können, den Kopf nur in der Partitur bei der hundertsten Aufführung des gleichen Stückes ..... aber große Goschn führen ...... Beim nächsten Konzert einfach einbrechen lassen. Beim Runterschlagen eben nicht spielen, sondern mit 1 Sekunde Verzögerung - aber perfekt dann. Dieser Schock kuriert selbst hartgesottene Pinsler. - Wird gelegentlich fortgesetzt.