Hallo,
das Ende der Musiker? Hoffentlich nein. In einer Kulturlandschaft, in der Unmengen Geld für Sportanlagen ausgegeben werden und Musikschulen aus den kommunalen Einrichtungen herausgenommen werden, um ihr Überleben im Vereinsstatus mit kostengünstig anzubietendem Gruppenunterricht sichern zu müssen, kommen einem wirklich Zweifel an einem Willen zur Erhaltung dieser Spezies.
Wie pädagogisch sinnvoll der Gruppenunterricht ist, möchte ich damit nicht zur Diskussion stellen, sondern lediglich darauf anspielen, dass er überwiegend aus Kostengründen und nicht aus pädagogischen Gründen angeboten wird.
Letzthin habe ich meinen Augen nicht getraut, als ich bei Vioworld eine Stellenanzeige des Bay. Rundfunks gesehen habe, in der eine Stelle für 2. Horn mit Verpflichtung zur 2. Klarinette (dt. System) ausgeschrieben wurde. Vielleicht musste man diese Stelle ausschreiben, hatte aber keinerlei Interesse, sie jemals zu besetzen?!
Gestern war ich in einem Konzert, das seinem Publikum (ausverkaufter Saal 1100 Pers., Durchschnittsalter 67 Jahre) passend zur Jahreszeit "leichte Muse" bot. Viel Abwechslung wurde geboten von J. Strauß über L. Fall zu Offenbach , Auber, Künnecke etc. Musiker wissen, dass die leichte Musik nicht immer leicht zu spielen ist. Aus Kostengründen findet die 1. Tuttiprobe mit Sängern und Blech am Vorabend des Konzertes statt. (Die Besetzung ist glücklicher Weise gut besetzt mit 4Hrn, 3Pos,2Trp, 5 Schlagwerkern, Harfe, Holz und reichlich! Streichern.)
Für die Musiker ist es allerdings absolutes Stuhlkantenfeeling. Am Konzerttag selber dauerte die Generalprobe 3,5 Std. und bis zum Konzert blieben 5 Std. angespannte Erholung. Als in der 2. Konzerthälfte die Hörner beim Kaiserwalzer leichte Unsicherheiten zeigten, schüttelte ein älterer Herr in der Reihe vor mir missbilligend den Kopf. Ich hätte ihn am liebsten gefragt, ob er sich so einen Kraftakt mit 67 Jahren- das 1.Hrn ist ein pension. Profi- zutrauen würde. Wenn ich den Kaiserwalzer nur perfekt von der Platte kenne, bei der mit Sicherheit ein begnadeter Tontechniker im Falle eines Falles zur "Schere" greifen kann, weiß ich womöglich den Live-Fall nicht zu schätzen. Ein mir bekannter prof. Englischhornist meinte, ein Solo ist wie ein Seelenstripp. Ich riskiere alles, auch wenn es mal nicht so klappen sollte... Live ist das Beste, um Musikmachende zu erleben. Musik besitzt so viel Tiefe und "Action", die man in so manchem Thriller, Actionfilm oder Schmachtfetzten im Kino oder Heimkino weder zu sehen noch zu hören vermag...
Dies ist ein Plädoyer für die Musiker!
Vielleicht kennt jemand einen professionellen Musiker, der sowohl Horn als auch Klarinette spielt -sukzessiv und nicht simultan

...
Schönen Gruß von einer Neuen im Forum