Antwort an Gernot

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Antwort an Gernot

Beitragvon Peter » Mi 15. Jun 2022, 16:51

Horn in B/C
Gesendet: Mo 13. Jun 2022, 15:19
Von: tmk
An: Peter

Hallo Peter!

Ich hätte da eine Frage. Kann ich bei einem C-Horn die Ventile genau so benutzen wie beim B-Horn ? Also 1 Ventil Ganzton usw. oder passt das nicht zusammen?

Würde mich über eine Antwort sehr freuen!

Danke und lg

Gernot

PS: Warum sieht mann diese Bauart so wenig? Wenn ich mir "103er-Hornisten" ansehe, greifen die meistens sowieso nur das mittlere und das kleine G mit dem F-Horn!"
tmk

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lieber Gernot,

französische Hörner wurden früher mit C-Ventilen aus der B-Seite bzw. G-Ventilen auf der F-Seite - wenn auch etwas versteckt - ausgerüstet. Man nannte das Aszendent.Es stammte aus der Naturhornzeit in Frankreichs (offiziell bis 1903). Das sog. Cor-solo (Naturhorn) stellte dem Solisten nur die gängigsten günstigsten Hornlängen in (Einschub) Bögen zur Verfügung : Horn in G=G-Bogen oder 3.Ventil oder F-Bogen ohne Ventil; l; Horn in E=E-Bogen oder 2.Ventil; Horn in Es=ES-Bogen oder 1.Ventil; und Horn in D= D-Bogen oder1.und 2. Ventil. Dabei fehlen einig Töne auf dem Ventilhorn (as1, as, AS, es) das störte die Naturhorn gewohnten franz. Hornisten nicht sonderlich. Solisten wie Edouard Vuillermoz hatten aber ein quasi Stopfventil im Hauptbogen eingebaut um die fehlenden Töne zu erzeugen. Ab Mitte der 30.J.d.l.J,setze sich das Selmer Doppelhorn durch Es übernahm die gewohnte Ventilanordnung der bisherigen franz. Hörner. Das bedeutet nach unserer Normalhornisten ein G-C Doppelkorn , wobei das 3. Ventil im Ruhestand das Horn auf F/B verändert . Es funktioniert umgekehrt! Es fehlten allerdings immer noch die AS, as und as1

Wie fast alles im Leben gab es hier unbestreitbare Vorteile und! aber auch Nachteile. Und hier komme ich zu Deiner eigentlichen Frage: Die Länge der Ventile hängt von der Gesamtlänge ab. Während bei unseren Normalhörner jede Kombination mehrerer Ventile = zu hoch bedeutet, so sind beim franz. Horn alle Kombinationen mit dem ascedent (3.Ventil) zu tief. das bedeutet das die Hornisten im jeden Fall diese Problematik mit dem Ansatz oder/mit der Hand korrigieren müssen. Ein dem berühmten Hornisten Barry Tuckwell zugeschriebener Spruch lautet:“better to sharp then out oft tune. (lieber zu hoch als nicht zu stimmen)

Was man aber mit großen Vorteilen machen kann: Ein normales B-Horn oder die B-Seite des Doppelhornes mit einem zusätzlichen C-Ventil (statt Stopfventil) auszurüsten.

Ich hoffe Deine Fragen beantwortet zu haben.
LG Peter
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Re: Antwort an Gernot / C-Ventil

Beitragvon a.r.cor » Mi 15. Jun 2022, 22:26

Hallo Peter,

ein (B/F-) Doppelhorn mit einem ansteigenden Ganztonventil auszurüsten, hätte in der Tat viele Vorteile.
Ich kenne allerdings keinen Hersteller, der ein solches Modell anbietet.
Gibt es denn solche Doppelhörner, im Falle Prototypen bzw. Einzelstücke?

Danke und viele Grüße
Achim
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon Peter » Sa 18. Jun 2022, 10:49

Hallo Achim,
leider kenne ich z.Z. keinen Instrumentenbauer, der so ein Doppelhorn im Programm hat.
Man müsste ein solches Horn bestellen. Mein Freund Cornford könnte so etwas versuchen.
Es wären allerdings doch einige Fragen vorher zu beantworten.

Lezten endes würde ich mein triple S3 von Cornford bevorzugen, weil auf ihm alles ohne Einbußen möglich ist.

LG Peter
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon Marc » Mo 20. Jun 2022, 08:12

Guten Morgen Gernot!

Aus gesundheitlichen Gründen suchte ich letztens nach einer Möglichkeit mir das Spielen am Horn etwas einfacher zu machen, ohne dieses ganz aufgeben zu müssen. Da ich im Moment vorwiegend nur Bläserquintett spiele und im Orchester nur noch 4. Horn, baute ich mir ein neues Horn. Ich nenne es „Cor Solo Viennois“. So etwas hatte ich nach intensiver Recherche bislang nicht gefunden und fand es ein spannendes Projekt. Es handelt sich um ein Bb/C Horn mit F-Verlängerung, aber mit Wiener Schall / Anstoß und Mundrohr. Verwendet wurde allerdings eine Zylindermaschine von Zirnbauer mit einteiligen Verbindungen. Dadurch sind die Bindungen auch merklich weicher, fast so wie bei den Stechbüchsen. Ich habe keine Wiener Maschine verendet, da Zylinderventile sich für meinen Gebrauch leichter warten lassen.
Peter brachte mich seinerzeit auf diese Idee und es ist ein tolles Horn geworden.
Durch diese Kombination habe ich wirklich ein „kleines Wiener Doppelhorn“ mit leichtem Gewicht, Ansprache und schönem Klang. Vor allem mit den Holzbläsern und Streichern harmoniert es viel müheloser.

Viele Grüße

Marc
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon Marc » Di 21. Jun 2022, 09:38

Hier ein Schnappschuss vom Horn. VG
Dateianhänge
F77EF84A-A379-42AF-9438-6398F0330B81.jpeg
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon klangwelt » Mi 22. Jun 2022, 12:21

Peter hat geschrieben:Warum sieht mann diese Bauart so wenig? Wenn ich mir "103er-Hornisten" ansehe, greifen die meistens sowieso nur das mittlere und das kleine G mit dem F-Horn!
tmk


Ich habe mich auch schon oft gefragt, ob das vollausgebaute Doppelhorn wirklich die beste Lösung für Hornisten ist, die fast alles auf dem B-Horn spielen - und warum es so verbreitet ist. Ich erkläre mir das damit, dass Musiker bei der Wahl ihrer Instrumente eher konservativ sind und Lösungen bevorzugen, die bewährt sind und von den Kollegen ebenfalls genutzt werden. Wenn der eigene Lehrer und alle anderen Musiker im Umfeld ein bestimmtes Instrument spielen, muss es ja gut sein. Mögliche Alternativen werden dann vielleicht gar nicht erst in Betracht gezogen.
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon wienerhornfan » Mi 22. Jun 2022, 18:20

Hallo Marc.
Das Horn sieht ja sehr interessant aus.
Kannst du auch ein Bild von der Rückseite zeigen?
Wer ist der Erbauer dieses Horns?

Danke im Voraus.
Christian
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon oppitz » Do 23. Jun 2022, 15:15

wienerhornfan hat geschrieben:Hallo Marc.
Das Horn sieht ja sehr interessant aus.
Kannst du auch ein Bild von der Rückseite zeigen?
Wer ist der Erbauer dieses Horns?


das sieht mir stark nach ihm (Marc) selber aus, also ein Schmiedhäuser.
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon Marc » Fr 24. Jun 2022, 22:34

Hier die gewünschte Ansicht der Rückseite. VG Marc Schmiedhäuser

P.S. Grüße Dich Oliver!
Dateianhänge
8B36B9DC-8C17-42B6-B43B-10B56147BFF2.jpeg
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon hornblower » So 26. Jun 2022, 11:22

klangwelt hat geschrieben:
Peter hat geschrieben:Warum sieht mann diese Bauart so wenig? Wenn ich mir "103er-Hornisten" ansehe, greifen die meistens sowieso nur das mittlere und das kleine G mit dem F-Horn!
tmk


Ich habe mich auch schon oft gefragt, ob das vollausgebaute Doppelhorn wirklich die beste Lösung für Hornisten ist, die fast alles auf dem B-Horn spielen - und warum es so verbreitet ist. Ich erkläre mir das damit, dass Musiker bei der Wahl ihrer Instrumente eher konservativ sind und Lösungen bevorzugen, die bewährt sind und von den Kollegen ebenfalls genutzt werden. Wenn der eigene Lehrer und alle anderen Musiker im Umfeld ein bestimmtes Instrument spielen, muss es ja gut sein. Mögliche Alternativen werden dann vielleicht gar nicht erst in Betracht gezogen.


Dazu Folgendes:
Ein reines B-Horn mit Stopfventil und F-Verlängerung habe ich jahrelang benützt. Hornkollegen bemängelten meinen Ton....was immer man sich darunter vorstellt ! Stundenlange Diskussionen ohne Ende. Als nicht hauptberuflich tätiger Hornist und profunder Kenner der Szene, auch Entwickler von Hörnern unter Mithilfe des leider verstorbenen Dr. Wogram, komme ich zu folgenden Feeststellungen:

- Im Orchester bzw. in der Orchesterleitung "empfiehlt" man den Horntyp bei neu Anstellungen. Argument: Ausgeglichener Klang.
- Es gibt berühmte Hornisten-Vorbilder, die das Horn xyz blasen und hier die Nachahmertypen: Unzufriedene, Gestresste, Unbegabte, an Wettbewerb Durchgefallene, sich überschätze Zeitgenossen usw.
- Dann noch der Nimbus des Kinderhorns, nein, wir sind doch erwachsen
- Und nicht zuletzt die Tradition, sprich Wiener-Horn
- usw.

Wenn man in vor allem in Deutschen Orchestern schaut was gespielt wird, ist es Alexander Modell 103. Wurde in diesem Forum auch schon diskutiert. Mittlerweile gibt es Hersteller in der BRD, die dieses Horn nachbauen. Ich meine nicht die Chinesen. Ich finde es schade, dass sehr gute Instrumente Deutscher Hersteller ein Mischendasein fristen obschon sie hervorraagende B-Hörner herstellen. Alexander ist sicher ein Top Hersteller und mancher Hornist will keine Exerimente eingehen. Schliesslich sind die guten Instrumente nicht bilig, und wenn man ein Alexander Horn kauft, weiss man was man hat.

Zurück zum Thema. Ein B-Horn mit Stopf- und allenfalls F-Verlängerung, oder wenn schon Doppelhorn, ein B-hoch F ist sicher eine gute Wahl, wenn es die oben erwähnten Einwände nicht gäbe. Es ist jeder selber seines Glückes Schmied, ist halt so. Vorbehalte hindern Innovation das ist auch so.
In der Gesellschaft sind Zwänge, Normen, Vorschriften, Verbindlichkeiten, allgemeine Vorstellungen in allen Lebenslagen einer Individualtät hinderlich. Da nützen alle Einwände und Erklärungen wenig oder nichts !
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