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Peter's Hörner 3

Mi 8. Feb 2012, 13:38

In den 70ziger Jahren saß ich als 3. Hornist im RSO Frankfurt hinter dem Solohornisten Gustav Neudecker (der auch mein Lehrer war).
Das Leben im RSO war für mich (und den anderen Hornisten) unangenehm. Neudecker war ein sehr guter Hornist, aber leider ein schwieriger Mensch. Das Hauptproblem war allerdings, dass er ein einfaches hoch-ES-Horn mit 3 Perinetventilen spielte. Die von ihm geforderte Anpassung fiel uns sehr schwer.

In Konsequenz dieser Tatsache ließ ich mir in jener Zeit von Gebr. Alexander ein 5ventiliges B-Horn bauen mit 4 Perinetventilen.
Das Daumenventil ist ein (ansteigendes) C-Ventil; das mit dem kleinen Finger zu bedienende Ventil ist ein Quartventil (F-Naturtöne). In Kombination mit dem C-Ventil konnten die fehlenden Töne sehr gut realisiert werden.
DerWinkel Mundrohr zum Schall ist nach französischer Manier sehr eng. Ich bevorzuge das, weil man damit das Horn wesentlich freier halten kann (siehe Dennis Brain).

Das Horn stimmt sehr gut und klingt wunderbar. Der Klangvokal ist auf normalen Drehventilinstrumenten mehr " eh". Bei den Perinetventilinstrumenten eher "ah" oder gar "oh". Weite Bindungen fand ich schwieriger, aber Tonleitern gebunden sind leicht und sehr sauber. Ich habs erfolgreich im Orchester gespielt und unzählige Schubertoktett's.
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Re: Peter's Hörner 3

Do 9. Feb 2012, 06:03

spannende Hörner, danke!

Re: Peter's Hörner 3

Do 9. Feb 2012, 22:33

Spannend - allerdings!

Aber wieso kommt ein Hornist wie Neudecker auf die Idee, alles mit einem hoch- Es- Horn zu spielen? Nur der Sicherheit wegen? Und wie stehts mit der Tiefe? Auch am 1. Horn gehts ja manchmal tief runter.
Was wollte Neudecker erreichen? Einen französisch geprägten Klang?
Ganz ehrlich: Verstehen tue ich es nicht.

Gruß,

Martin

Re: Peter's Hörner 3

Fr 10. Feb 2012, 00:02

Martin2
Der Neudecker hatte einen sehr schönen lyrischen Ton und eine unfehlbare Sicherheit. Er übte/spielte zu Hause und im Unterricht stundenlang auf einem Kruspe-Doppelhorn, wobei er erst bei es2 auf das B-Horn wechselte.
In der Öffentlichkeit spielte er das übrigens 5ventiliges hoch-Es Horn. 1Daumenventil war ungefähr ein normalse Stopfventil - er konnte bei Bedarf die Länge dieses Ventils verändern. Das 2. Daumenventil war ein Quartvemtil - auch längenmäßig im gewissen Rahmen veränderbar. Er konnte mit ungewöhnlichen Griffkombinationen bis zum großen C chromatisch jeden Ton spielen.

Obwohl er - wie schon erwähnt - ein sehr schwieriger Mensch war, habe ich seinen unkonventionelle Umgang mit Hörnern sehr bewundert.
Er war übrigens der erste Hornist, der mit dem barocken Naturhorn in der damaligen "Capella Coloniensis". spielte. Ich durfte schon damals (noch Student) als zweiter neben ihm mit spielen, was mich doch auch etwas stolz macht. Das war zwischen 1959 - 1964. Ich habe von 1956 - zunächst als Jungstudent - bis 1963 bei Neudecker in Detmold studiert.

Re: Peter's Hörner 3

Fr 10. Feb 2012, 13:01

Peter,

warum eigentlich Pumpventile?

Gruß,
Altcorno

Re: Peter's Hörner 3

Fr 10. Feb 2012, 15:03

Mit Perinet- oder kurz Pumpventile hat das Horn eine etwas andere Klancharakteristik. Herrscht bei Drehventilinstrumenten der Klangvokal "eh" vor, so ist es beim Perinetventil eher der Klangvokal "ah" oder sogar "oh". Großintervallige Bindungen sind etwas schwerer (Perinetventile trennen die Röhren komplett) . Tonleitern im Legato sind blitzsauber, wie eine Perlenkette.Auch sind Perinetventile etwas schneller als Drehventile.

Re: Peter's Hörner 3

Fr 10. Feb 2012, 22:14

Hallo Peter,

ohne jetzt vorlaut zu wirken oder es sein zu wollen:
Perinteventile sind eigentlich keine Pumpenventile. Den Begriff Pumpenventil bezieht man auf die Ventile, die Moritz in Berlin erfunden und verbaut hat (siehe Herbert Heyde). Sie waren im Durchmesser wesentlich größer (etwa wie Drehventile) und hatten ein anderes Funktionsprinzip. Das Perinetventil ist die Symbiose aus dem Stölzel'schen Stopferventil und dem aus zwei Ventilen pro Zug bestehenden Doppelrohrschubventil, sowie dem Pumpenventil. Perinet hat also eigenlich die Vorteile aller damaligen Schubventile in einem Ventil vereint.
Von der Trompete her würde ich aber sagen, daß Perinetventile langsamer sind als Drehventile, da der Druckweg fast doppelt so lang ist. (Ein Horn mit Perints habe ich eider noch nie gespielt.) Man muß am Perinet also wesentlich schneller drücken. Ich habe Hummel, Haydn oder L. Mozart viel lieber auf der Drehvetil- Trp. gespielt, als auf der Perinet. Vom Klang her natürlich auch.
Was aber die Bindungen angeht, gebe ich Dir absolut Recht!
Ich hätte auch Spaß an einem französischen Horn mit Perinets. Aber nur "aus Jux" sie sind einfach viel zu teuer.

Gruß,

Martin

Re: Peter's Hörner 3

Sa 11. Feb 2012, 00:06

aber Martin,
das weiss ich doch auch, dass Perinetventile nichts mit Pumpenventile gemein haben. Aber es war doch Altcorno der die Frage nach dem Warum der "Pumpventile" stellte. Die meisten Bläser haben in ihrem Sprachgebrauch: Drehventile oder Pumpenventile.
Es haben sich oft in der Musikwelt falsche oder verkürzte Begriffe eingebürgert:
Piano statt fortepiano
Traverse für eine barockke Flöte - als ob moderne Flöten nicht auch Querflöten wären
Hammerflügel für ein klassisches Klavier - als ob moderne Klaviere, Flügel, Pianofortes (ich kenne den Plural von Pianoforte nicht) keine Hammermechanik haben
usw.

Re: Peter's Hörner 3

Sa 11. Feb 2012, 09:11

Der Unterschied bei Bindungen bei unterschiedlichen Ventiltypen dürfte weniger von deren Konstruktion, als vielmehr von deren Position in Bezug auf Schwingungsknoten/Schwingungsbauch abhängen. Zu dieser Ansicht kommt das Wiener Klangforschungsinstitut.

http://iwk.mdw.ac.at/Forschung/deutsch/blinst/ventile/ventile0.htm

Re: Peter's Hörner 3

Sa 11. Feb 2012, 09:40

Davon bin ich bis jetzt nicht so überzeugt. Das Perinetventil trennt total; das Drehventil richtig gedreht (gegen den Luftstrom) schiebt gewissermassen die Schwingungen in die Verlängerung ohne die abrubte Trennung.
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