Grundmannbögen

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Grundmannbögen

Beitragvon Altcorno » Do 21. Mai 2009, 12:59

Hat jemand schon mal so was ausprobiert?

http://idw-online.de/pages/de/news223234
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Re: Grundmannbögen

Beitragvon dirk » Do 21. Mai 2009, 16:01

Ausprobiert habe ich das nicht.
Ich kann mir aber "theoretisch" nicht vorstellen, wieso diese (meines Erachtens) "geringfügigen" Änderungen (technisch; nicht optisch) ein wesentlich leichteres Spiel möglich machen sollen?? Ich bin da schon etwas verwundert :?

PS: Das Geschreibsel der Presse (siehe mit dem Foto verlinkter Pressetext) ist (mal wieder) inhaltlich "unter aller Sau". Das ist zwar normal, aber von einer deutschen Universität sollte man mehr erwarten können... Gottlob bin ich keiner dieser inovationslosen Hornbauer die seit 200 !!! Jahren die (mehr oder weniger) selben Ventilhörner bauen. Betroffene schämt euch! Macht auch mal was Neues! :lol:
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Re: Grundmannbögen

Beitragvon RobLeicht » Do 21. Mai 2009, 21:18

Schon beim Fagott hat mir die Sache nicht eingeleuchtet: Für alle Doppelrohrblattbläser ist das eigentlich zu überwindende Druckhindernis der enge Spalt am "Röhrl", danach fällt der Widerstandsdruck gleich gegen Null ab und auch im S-Bogen des Fagotts wächst der Querschnitt gegendruckvermindernd von Zentimeter zu Zentimeter. Ob die durch eine Streckung des S-Bogens möglicherweise(!) geringere Verwirbelung des Luftstroms gegenüber dem hohen Anblasdruck vor dem "Röhrl" jemals ins Gewicht fäöllt und für den Fagottisten überhaupt wahrzunehmen ist, wage ich sehr zu bezweifeln. Und sollte dies nicht beim Horn sich alles im Wesentlichen analog verhalten? In "meiner" Zeitung, ich verrate nicht in welcher, ist man auf die Fagottgeschichte prompt hereingefallen, der zuständige Redakteur hat verblüfft geschaut, als ich ihm die Querschnitte und Querschnitstverläufe vom "Röhrl" bis zum Ende des sich konisch öffnenden S-Bogens zeigte und ihn fragte, wo da - bite - nach dem "Röhrl" noch irgendein nennenswerter Widerstand zu überwinden sein sollte.
Kurz und gut: Auch die Horn-Version halte ich eher für eine Marotte ohne praktischen Wert. Schließlich kann man sich auch an einem Parfrocehorn ohne jedes Ventil - oder einem Inventionshorn - mächtig anstrengen, von einem Alphorn gar nicht erst zu reden... Und da gibt es gar nichts zu optimieren für den Herrn Physiker.
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Re: Grundmannbögen

Beitragvon Prof » Fr 22. Mai 2009, 11:40

Die ganze Geschichte mit den rechtwinkelig gebogenen Zügen und Bögen ist fast absurd zu nennen. Man könnte das noch weiter führen, indem man einem quadratisch gebauten Horn mit gar quadratischem, kastenförmigen Schallbecher - oops, da gab es doch was in Indien ! - bessere Spieleigenschaften andichten würde. Bei entsprechender wissenschaftlicher Begründung auf was auch immer würden immerhin einige wenige Exemplare zu produzieren sein. Diese meist "nur Theoretiker" vergessen ganz, daß das Anblasverhalten der Instrumente überwiegend von der "Software" (Hirn, Lippen, Blastechnik, Ansatz) abhängig ist. Was nutzt das beste "Gerät", traditionell oder nach wissenschaftlichen Neuerkenntnissen konstruiert, wenn der "User" (ganz wertfrei) die Lippen zusammenzwickt oder keinen richtigen Anstoß zusammenbringt. Ein schwacher Bläser und besonders ein "unbegabter" wird eben nie ein Solist werden, ganz egal, welches Horn er bzw. sie einsetzt. Das ist die einfache Wahrheit. Unbegabt steht hier für "instrumental UND/ODER musikalisch unbegabt".

Ein möglichst wenig gestörter Verlauf der Luftröhre in einer möglichst ideal zugeschnittenen Schallröhre ist bei allen Versuchen eine Grundbedingung. Man muß aber bei Einsatz eines Stimmbogens und beim Einsatz von Ventilen grundsätzlich einen oder mehrere Kompromisse eingehen.

Einen Vorteil hätte die Grundmanntheorie natürlich. Durch den rechtwinkeligen Bau der Züge wäre einer Automatenproduktion der Weg bereitet. Es müßten aber auch die "user" typisiert werden: Handgröße, Lippendicke, Körpergewicht, Sitzhöhe d.h. Beinlänge. Das brächte auch eine leichtere Transportmöglichkeit der Musiker mit sich. Man könnte dann bei Gastspielen einheitliche Transportkisten für Musiker und Instrumente verwenden.

Noch ein Gedanke: der betreffende Theoretiker hat eben von der Praxis überhaupt keine Ahhnung, da, wie aus Vorstehendem zu erlesen, jeder Musiker innerhalb eines gegebenen Rahmens sein auf ihn oder sie zugeschnittenes Gerät benötigt, das noch dazu je nach anstehenden Aufgaben unterschiedlich sein muß.
Zuletzt geändert von Prof am Fr 22. Mai 2009, 21:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Grundmannbögen

Beitragvon Peter » Fr 22. Mai 2009, 16:06

ich hörte bei dem 225 Jubileum der Firma Alexander einen charmanten witzigen Vortrag des Prof. Grundmann.

Mir leuchtete die Sache auch überhaupt nicht ein. Alexander hat nun ein modifiziertes Grundmann-Horn bauen lassen und lässt es von Besuchern ausprobieren.

Ich hörte verschiedene (positiv und negative - sich widersprechende) Kommentare:
Es ist nun zu wenig Widerstand - man braucht doch Widerstand zum sich "Anlehnen".
Andere meinten, es wäre kein Unterschied.

Mir stellt sich die Frage, ob dieses Experiment nicht dazu dient, die Einbildungsgabe der Musiker zu testen, denn diese kann so manchen Instrumentenbauer zum Wahnsinn treiben.
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Re: Grundmannbögen

Beitragvon Altcorno » Fr 22. Mai 2009, 16:18

Prof hat geschrieben:Einen Vorteil hätte die Grundmanntheorie natürlich. Durch den rechtwinkeligen Bau der Züge wäre einer Automatenproduktion der Weg bereitet. Es müßten aber auch die "user" typisiert werden: Handgröße, Lippendicke, Körpergewicht, Sitzhöhe d.h. Beinlänge. Das brächte auch eine leichtere Transportmöglichkeit der Musiker mit sich. Man könnte dann bei Gastspielen einheitliche Transportkisten für Musiker und Instrumente verwenden.

Ich habe mich köstlich amüsiert!

Erstaunlich noch, dass der erwähnte weltbekannte Instrumentenbauer in Mainz (wer war war das noch gleich?) noch nicht mit derartigen Haken um die Ecke gekommen ist. Die Meldung war ja schon in 2007.
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Re: Grundmannbögen

Beitragvon Martin2 » So 24. Mai 2009, 20:15

Das mit der Strömungsmechanik (darum gehts ja wohl) wurde doch hier im alten Forum - oder wars woanders??? - schon mal "beleuchtet". Die ganze Theorie kommt wohl aus dem Flugzeugbau. Und dort bedeuten minimale Prozentzahlen beim Cw-Wert natürlich eine Menge: Spritersparnis, längere Flugzeiten usw. und nicht zuletzt eine Menge Fördergelder für das entwickelnde Institut.
Im Instrumentenbau hingegen wirken sich solche Prozentzahlen (man munkelt von 0,2%) natürlich nur derart geringfügig aus, daß wohl kaum einer den Unterschied zwischen einem Winkel oder einem Bogen im Ventilzug unterscheiden könnte ("Der instrumetale Pepsitest" - siehe Ausgabe ??/?? von Clarino).
Selbst "verwinkelt" gebaute Hörner wie etwa ein Kruspe/Horner oder ein Triplehorn haben ja eine leichte Ansprache, wenn das Horn ordentlich konstruiert ist.
Im Bereich des Instrumentenbaus würde ich eher dazu tendieren, aus dem Cw-Wert einen WC-Wert zu machen. Ob man nun ein bischen fester drücken muß oder nicht - Hauptsache, es kommt g'scheit hinten raus...
Ergo: Der Prof hat völlig recht!
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