Hornberatung für "Anfänger"

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Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon 68er » Mi 22. Apr 2009, 18:02

Liebe Hornisten,

ich habe mich schon vor einigen Wochen hier angemeldet, bereits viel Interessantes und Informatives gelesen und hoffe mit meiner Frage das Niveau hier nicht in den Abgrund zu stürzen.

Ich habe mir als „Spätberufener“ einen langjährigen Traum erfüllt und nehme seit einigen Monaten Hornunterricht. Ich spiele zur Zeit auf einem geliehenen, einfachen Doppelhorn (nur F-Seite) mit Wienerhorn-Mundstück und es macht mir unglaublich viel Spaß!!! Nun stellt sich bald die Frage nach einem eigenen Horn, nicht nur daß das Leihinstrument zu seinem Besitzer zurückkehrt, sondern ich möchte MEIN Instrument haben. Da ich dem F-Horn vor allem aus klanglicher Sicht treu bleiben will, werde ich wohl auf ein Doppelhorn verzichten können.

Von den mir bislang bekannten Hörnern interessiert mich vor allem das Instrument von Robert Worischek, das zwar preislich an der Obergrenze meines angepeilten Budgets liegt, aber qualitativ sein Geld wert zu sein scheint, zumal es sich klanglich am Wiener Stil orientiert, wenn man den einschlägigen Meinungen glauben darf.

Die Alternative wäre ein gebrauchtes Wienerhorn. Nur: Darf man das als Anfänger überhaupt oder grenzt das nahezu an Frevelei? Wann darf man sich den Umstieg auf das Wienerhorn überhaupt zutrauen? Preislich interessant wären die Hörner von Milan Jiracek, die ja immer wieder angeboten werden, nur bin ich ein wenig skeptisch aufgrund der „Fluktuation“ dieser Instrumente. Gibt es dort irgendwelche Probleme, die auch schon im Hobby- und Amateurbereich (!) von Bedeutung sind?

Fragen über Fragen (und mein Lehrer wird selbstverständlich auch involviert)... Aber wie eingangs gesagt, hoffe ich hier trotzdem auf interessante Reaktionen und Antworten.

Herzliche Grüße :)
68er
 
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon kronihorn » Mi 22. Apr 2009, 20:52

:) Ich bin Amateur und spiele ein Wienerhorn von Ganter und bin damit sehr zufrieden. Ich habe mir von Yamaha einen neuen Bogen besorgt und ihn gleich am Horn montieren lassen. Es spricht um einiges besser an als mit dem Originalbogen. Meines Wissens nach baut auch Worischek sehr gute F-Hörner. Ich habe einmal von Jiracek ein Wienerhorn in seiner Werkstatt probiert und war damit nicht zufrieden. Die Verarbeitung ist auch nicht optimal. Auch als Anfänger kann man sich ein Wienerhorn zulegen, warum nicht.Wenn du bei www.hornline.at nachsiehst wirst du etwas brauchbares finden.
kronihorn
 
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon 68er » Mi 22. Apr 2009, 20:59

Hallo Kronihorn,

danke für Deine schnelle Antwort:
Ich habe einmal von Jiracek ein Wienerhorn in seiner Werkstatt probiert und war damit nicht zufrieden. Die Verarbeitung ist auch nicht optimal.

Was war denn bei der Verarbeitung das Problem? Lötstellen oder Ventile? Du kannst mir Deine Meinung auch gerne per PN mitteilen, falls es herstellerbedingte und nicht forumstaugliche Kommentare erfordern sollten...

Übringens habe ich auf hornline.at des öfteren nachgesehen, nur ist das hiesige Forum bei weitem aktiver. ;)
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon Martin2 » Mi 22. Apr 2009, 21:48

Hallo 68er,

willkommen im Forum!
Warum sollte es ein Frevel sein, als Anfänger ein gutes Horn zu spielen? Ein Anfänger MUSS ein gutes Horn haben, das sich neutral verhält um sein Lernen zu unterstützen. Das Alter spielt dabei keine Rolle - weder beim Horn noch beim Bläser.
Das Horn vom Worischek ist zwar ein "Wiener" (hat also die typisch Wiener Mensur), aber halt mit "deutscher" Optik. Die Ventile sind echt innovativ. Ich habe das Horn auch mal ausprobiert und war begeistert. Zumals es sich einfacher blasen läßt, als ein Horn mit Doppelrohrschubventilen und Aufsteckbogen, aber der Klang ist in etwa der gleiche.
Ein weiters, sehr gutes F- Horn ist das von Hans Hoyer (Mod. 700). Es hat eine sehr leichte Ansprache, gute Intonation und einen sehr schönen Klang. Auch das Alex F- Horn ist nicht zu verachten, aber halt sehr teuer.
Gute F- Hörner gabs auch von H.F.Knopf. Da ist aber vermutlich nur schwer ran zu kommen.
Die Jiracek- Hörner sind typisch böhmische Modelle und orientieren sich mensurell an alten Zuschnitten von Cerveny oder Bauer. Das vermeintliche "Wiener" hat zwar Doppelrohrschubventile und auch einen Aufsteckbogen, doch die Mensur entspricht nicht der Wiener Tradition, sondern ist weiter. Ventilart, Bohrung und Optik haben ja nichts mit der Gesamtmensur zu tun (siehe Worischek).
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon 68er » Mi 22. Apr 2009, 22:17

Hallo Martin, danke für Dein Willkommen!

Das Horn vom Worischek ist zwar ein "Wiener" (hat also die typisch Wiener Mensur), aber halt mit "deutscher" Optik. Die Ventile sind echt innovativ. Ich habe das Horn auch mal ausprobiert und war begeistert. Zumals es sich einfacher blasen läßt, als ein Horn mit Doppelrohrschubventilen und Aufsteckbogen, aber der Klang ist in etwa der gleiche.

Ich glaube, dass ich mich davon bald einmal persönlich überzeugen muss. Womöglich kann Herr Worischek ja sogar ein Exemplar nach Wien zur Probe schicken.

Ein weiters, sehr gutes F- Horn ist das von Hans Hoyer (Mod. 700). Es hat eine sehr leichte Ansprache, gute Intonation und einen sehr schönen Klang.


Davon habe ich bislang (auf theoretischer Ebene) Abstand genommen, da hier die Bohrung mit fast 12mm ja doch recht weit ist. Vielleicht mache ich dabei aber den gleichen Fehler wie bei meiner persönlichen laienhaften Beurteilung der Jiracek-Hörner (Augenmerk auf Bohrung und nicht auf Gesamtmensur s. u.), die ja mit 11mm Bohrung doch der Wiener- und auch der Worischek-Bohrung entsprechen. Und irgendwie passt für mich Hoyer und "Wiener Klang" nicht so ganz zusammen, was sicherlich ein Vorurteil ist.Preislich ist das Horn allerdings wirklich sehr interressant - imerhin 1000€ günstiger als Worischeks Instrument - und ich sollte es vermutlich einfach versuchen!

Die Jiracek- Hörner sind typisch böhmische Modelle und orientieren sich mensurell an alten Zuschnitten von Cerveny oder Bauer. Das vermeintliche "Wiener" hat zwar Doppelrohrschubventile und auch einen Aufsteckbogen, doch die Mensur entspricht nicht der Wiener Tradition, sondern ist weiter. Ventilart, Bohrung und Optik haben ja nichts mit der Gesamtmensur zu tun (siehe Worischek).


Diesen Punkt (Gesamtmensur) habe ich in meine Betrachtungen überhaupt nicht mit einbezogen. Ich war irgendwie davon überzeugt, dass die Bohrung ein ganz entscheidender Faktor wäre. Das ist wohl das Ergebnis mangelnder Erfahrung und Kenntnisse... Denn die Bohrung ist der einzige wirklich harte Parameter,der zahlenmäßig für mich auf den Datenblättern abrufbar ist.

Jedenfalls wird mir immer klarer, daß ich wohl mit einem bestimmten Klangbild im Ohr zwei oder drei Modelle ausprobieren sollte. Aber die Auswahl wird durch Beiträge wie Deinen vernünftigerweise immer kleiner. Vielen Dank!!!
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon Martin2 » Mi 22. Apr 2009, 22:55

Nun, der Wiener Hornklang ist natürlich schon "speziell". Was das Hoyer angeht, so ist es nicht besonders wienerisch, aber ebenfalls sehr schön im Klang. Ausprobieren kannst Du es ja mal. Ein Wiener Mudstück geht auf dem Hoyer allemal. Ist nur dieFrage zu klären, ob der Schaft passend ins Mundrohr geht.
Die 11er Bohrung war früher ja bei fast allen Hörnern gegeben. Erst um 1860 - 1870 herum hat sich eine weitere Gesamtmensur durchgesetzt. Eines der ersten Hörner mit wirklich weiter Mensur baute Cerveny und später Ullmann in Leipzig für den Hornisten Gumpert.
Wie gesagt, es kommt immer auf die Gesamtmensur an, nicht auf Bohrung, Schalldurchmesser usw. Auch ein zum Horn passendes Mundstück ist natürlich wichtig. Das Wienerhornmundstück hat ja einen rein konischen oder sogar etwas nach innen gewölbten, tiefen Trichter mit großer Bohrung. Die meisten der heutigen Hornmundstücke haben dagegen einen mehr oder weniger taillierten Trichter, wie ein in die Länge gezogenes Trompetenmundstück. (Die Dinger mag ich auch nicht.) Du solltest das zum Spaß mal ausprobieren. Blase Dein Horn mal mit einem extrem kleinen Mundstück. Du wirst feststellen, wie wichtig das richtige Mundstück für Klang und Intonation ist!
Ergo: Horn, Mundstück und Anblastechnik als Einheit entscheiden über das, was aus der Stürze herauskommt. Nicht das Fabrikat oder die Ventilart (von Schrottkannen mal abgesehen).
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon 68er » Mi 22. Apr 2009, 23:22

Martin2 hat geschrieben: Ausprobieren kannst Du es ja mal. Ein Wiener Mudstück geht auf dem Hoyer allemal. Ist nur dieFrage zu klären, ob der Schaft passend ins Mundrohr geht.


Betreffend Mundrohr habe ich auch schon festgestellt, daß es nicht bei allen Mundstück-Hornkombinationen wirklich befriedigend passt. Ich selber benutze übrigens ein Klier 18mm mit 4,5er Bohrung und tiefem Kessel, mit dem ich zur Zeit wunderbar zurecht komme, ein Pizka-Mundstück habe ich in Reserve ;) Und das Hoyer-Horn werde ich sicherlich ausprobieren. Robert Worischek habe ich bereits kontaktiert.

Die 11er Bohrung war früher ja bei fast allen Hörnern gegeben. Erst um 1860 - 1870 herum hat sich eine weitere Gesamtmensur durchgesetzt. Eines der ersten Hörner mit wirklich weiter Mensur baute Cerveny und später Ullmann in Leipzig für den Hornisten Gumpert.

Danke für Deinen Ausflug in die Geschichte, das ist wirklich interessant!

Wie gesagt, es kommt immer auf die Gesamtmensur an, nicht auf Bohrung, Schalldurchmesser usw. Blase Dein Horn mal mit einem extrem kleinen Mundstück. Du wirst feststellen, wie wichtig das richtige Mundstück für Klang und Intonation ist!


Ersteres habe ich - wie oben geschrieben - wirklich noch nicht bedacht, letzteres habe ich bereits probiert, denn das Mundstück, das bei meinem Leihinstrument dabei war, erfüllte vermutlich genau diese Kriterien. Wenn ich es jetzt spaßeshalber aufstecke, ist das Ergebnis wirklich furchterregend ! :mrgreen:

Und danke nochmals für Deinen ausführlichen Kommentar!
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon Raphael » Do 23. Apr 2009, 12:23

Bist du dir sicher, dass du kein Doppelhorn willst? Im Orchester ist die B-Seite doch sehr hilfreich, v.A. bei hohen, gut hörbaren Einsätzen. Es ist sehr lobenswert, hauptsächlich auf dem F-Horn zu spielen, aber für einzelne Töne ist das B-Horn eine große Hilfe. Die F-Seite eines wirklich guten Doppelhorns steht einem einfachen F-Horn nicht wirklich nach (bei sonst gleichen Maßen, also keine Wiener Mensur).
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon 68er » Do 23. Apr 2009, 13:45

Hallo Raphel
Raphael hat geschrieben:Bist du dir sicher, dass du kein Doppelhorn willst? Im Orchester ist die B-Seite doch sehr hilfreich, v.A. bei hohen, gut hörbaren Einsätzen.

Die B-Seite ist im Orchester sicherlich sehr hilfreich, doch ob ich jemals noch dort spielen werde ist eine ganz andere Frage. Darüber hinaus wird hier schon hauptsächlich das F-Horn gespielt und gelehrt.

Die F-Seite eines wirklich guten Doppelhorns steht einem einfachen F-Horn nicht wirklich nach (bei sonst gleichen Maßen, also keine Wiener Mensur).

Das mit der Qualität der F-Seite stimmt sicherlich für qualitativ hochwertige Doppelhörner (die mein Budget allerdings eh nicht zulassen) aber ein gutes F-Horn (klanglich bevorzuge ich dabei aber die Wiener Mensur) hat hier sicherlich die Nase vorn.

Mich hätte sonst viel mehr noch interessiert wie der Umstieg auf ein reines Wiener Horn funktioniert. Ob es da einen idealen Zeitpunkt gibt (z. B. erreichter Tonumfang etc.). Ich meine von Prof. Pizka einmal gelesen zu haben, das beste wäre, die Schüler begännen gleich von Anfang an auf einem Wienerhorn.
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Re: Hornberatung für "Anfänger"

Beitragvon Martin2 » Do 23. Apr 2009, 20:19

@ 68er:
Das Klier- Mundstück paßt auf jeden Fall beim Hoyer rein. Die liefern ihre Profiinstrumente auch mit diesen Mundstücken aus. Ich spiele auch Klier, aber nicht das Wiener Modell, sondern ein 3 BK.
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