Unterschiede zwischen Naturhörner

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Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon david » So 29. Mär 2009, 17:43

Liebe Hornistengemeinde,
bei den Modernen Hörnern gibt es bekanntlich recht große Unterschiede in der Qualität: Verarbeitung, Material, Einstellung der Ventile und x mehr... Durch diese und sicher auch noch zahlreiche andere Faktoren wird unter anderem auch die Intonation des Instrumentes beeinflusst (mal ganz abgesehen von den unterschiedlichen Eigenschaften des Spielers). Soweit alles klar!
Aber wenn man ein Naturhorn baut, kann man ja nicht viel falsch machen: es gibt keine Ventile, es gibt nur ein langes, gebogenes Rohr: wie kann da die Intonation nicht passen?
Gibt es sonst noch wichtige Unterschiede zwischen verschiedenen Naturhornfabrikaten?

Danke und liebe Grüße an alle,
David
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon Günther » So 29. Mär 2009, 18:25

Hallo David!

Das Horn besteht aus Mundrohr oder Bogen mit konischem Verlauf, einen langen zylindrischen Teil, sowie wiederum eines konischen Teiles, welcher im Schalltrichtrichter endet. Der Konusverlauf und Konuslänge haben den entscheidenden Anteil an der Stimmung (=Resonanzfrequenzen). Auch die Lage der Stützen und Verlötungen hat wahrscheinlich einen gewissen Einfluss.

Hier einen Link wenn Du es genauer wissen willst.

http://iwk.mdw.ac.at/Forschung/deutsch/wrinst/wrhorn1.htm

Grüße

Günther ;)
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon Prof » So 29. Mär 2009, 20:39

Entscheidend sind Mundrohrverlauf (wieviel und wie konisch und wieviel zylindrisch; je nach Bogen verschieden), Verlauf des Anstosses (Übergang des zylindrischen Teiles zum Becherabschnitt), Becherverlauf. Stützen und Verlötungen haben mit der Intonation weniger zu tun, können aber die Ansprache einzelner Töne dramatisch beeinflussen. Also bitte nicht selbst herumbasteln !
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon Martin2 » Mo 30. Mär 2009, 16:47

Stimmt es eigentlich, daß die Inventionshörner mit festem Mundrohr (Cor solo) besser intonieren, als solche mit Aufsteckbogen? Denn beim Cor solo werden die Bögen ja in den Stimmzug eingesetzt, also in den zylindrischen Teil. Wenn man alten Berichten Glauben schenken darf, sollen diese Hörner wesentlich besser sein, als solche mit Aufsteckbogen.
Ich selbst spiele zwar viel Parforcehorn und hatte mir vor Jahren mal ein Inventionshorn für längere Zeit ausgeliehen, eine direkte Vergleichsmöglichkeit hatte ich aber nie.
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon HHHornist » Mi 1. Apr 2009, 09:17

Hallo Martin2,
also da die Intonation besonders beim Naturhorn zu über 90% vom hornisten abhängt und weniger vom Horn selbst lässt sich diese Frage so nicht beantworten. Natürlich gibt es intonatorische Unterschiede bei den verschiedenen Herstellern, die eben auch mit der Geometrie der verschiedenen Abschnitte zusammenhängen aber ein perfekt stimmendes Horn ist sozusagen ein Widerspruch in sich, da sowieso jeder Ton korrigiert werden muss.

Was die Frage Cor solo (Inventionshorn) oder Cor d'orchestre (mit Aufsteckbogen) betrifft, so ist der Nachteil des Cor solo der, dass es aufgrund der festgelegten Länge der konischen Mundrohrlänge nur im Bereich D-G (falls G überhaupt möglich ist?) gut zu spielen ist. Außerhalb dieses Bereiches werden die Abweichungen der Naturtöne so groß, dass sie kaum noch korrigierbar sind. Der Vorteil ist, dass das Mundstück immer an der gleichen Position relativ zum Horn zu finden ist, so dass die Haltung immer die gleiche bleibt.

Wegen der eingeschränkten tonalen Verwendbarkeit ist dieser Horntyp fürs spielen im Orchester eher ungeeignet.

viele Grüße
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon Prof » Mi 1. Apr 2009, 17:43

Für die Stimmungen G, A und hoch B gibt es Aufsteckbögen, die direkt in den Stimmzug gesteckt werden (siehe unter Haltenhof). Außerdem stimmen Naturhörner zumindest in den Naturtönen doch, wenn man sie richtig und entspannt anbläst und die Hand im Becher stimmt. Da braucht es bei einem guten Naturhorn, nicht bei einer zusammengeschusterten Kiste, keine Korrekturen.
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon Martin2 » Mi 1. Apr 2009, 19:18

Na, da danke ich mal für die Erklärungen.
Das ein Cor solo nur für die Bereiche G- D gebaut wurde (wird), erklärt sich ja auch schon aus dem Namen, bzw. der damaligen Verwendung. Das Inventionshorn, daß ich seinerzeit mal ausgeliehen hatte, war allerdings mit Aufsteckbögen in F, E, Es und D, andere Bögen waren nicht dabei. Somit ist es für mich halt nicht nachvollziehbar, wie sich solch ein Teil in A oder C verhält. Mit einem Naturtoninstrument in der temperierten Stimmung intonationsrein zu blasen, ist wahrhaftig ein Widerspruch in sich. Das Parforcehorn, auf dem ich spiele, hat eine historische Mensur und man muß schon gewaltig mit den Lippen treiben, daß da irgendetwas stimmt (das Stopfen ist absolut tabu!). Aber das Teil ist sehr flexibel.
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon Raphael » Do 2. Apr 2009, 17:50

Zum Thema Naturhorn hab ich hier was wunderschönes gefunden: http://www.youtube.com/watch?v=b8KNU_8XvKc&feature=channel_page&fmt=18

Da geht einem doch das Herz auf.

PS: Weiß jemand zufälllig, wer das eingespielt hat?
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon HHHornist » Do 2. Apr 2009, 17:59

Ob das die Aufnahme ist weiß ich nicht, auf jeden Fall gibt es eine sehr gute von Wilhelm Bruhns mit seinen Naturhornisten.
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Re: Unterschiede zwischen Naturhörner

Beitragvon RobLeicht » Do 2. Apr 2009, 18:27

Ich fürchte, da liegt vielleicht eine Verwechslung vor: Wilhelm Bruns hat mit seinen Leuten die Concerti mit mehreren Hörner aufgenommen, das eine D-Dur für Horn solo aber eher nicht, oder
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