Gebrauchte Hörner

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Re: Gebrauchte Hörner

Beitragvon Michael_dL » Sa 21. Mär 2009, 19:38

Was Martin2 meinte, kann ich gut nachvollziehen, und ich teile seine Meinung. Wenn es mal ein interessantes Instrument gibt, kommen immer Leute, die wohl jeden Preis zahlen können oder wollen. Auf der Strecke bleibt, wer nicht zahlen kann oder will. Ärgerlich. Ich frug mich schon oft, was das wohl für Käufer seien, bin aber zu keiner Antwort gekommen. Wohl dem, der ein gutes Instrument (oder zwei) besitzt! Denn für Schüler oder hornistische "Aufsteiger" wird's so immer eng...
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Re: Gebrauchte Hörner

Beitragvon Martin2 » So 22. Mär 2009, 14:04

Lieber Thomas,

meine Ausführungen sind weder auf Dich noch Dein Instrument bezogen. Ich meine das ganz allgemein. Deshalb bitte nicht ärgerlich sein.
Anscheined bin ich aber nicht der einzige, der sich über unseriöse Angebote ärgert. Nur wollen es viele Leute nicht zugeben. Jedenfalls nicht öffentlich. Aus unzähligen Gesprächen mit anderen Hornlehrern, Instrumentenwarten aus Musikvereinen oder Posaunenchören und von Händlern weiß ich, daß es fast sinnlos geworden ist, sich auf dem Gebrauchtmarkt umzusehen oder sich mit solchen Teilen zu beschäftigen, da die Preisvorstellungen teilweise völlig irreal sind. Die Differenzen zwischen einem neuen und einem gebrauchten Instrument sind mittlerweile so gering, daß es einfach nicht mehr lohnt!
Der Profi, der ein ganz bestimmtes Horn mit genau DIESEM, einzigartigen Klang sucht, ist unter Umständen bereit, horrende Summen für seinen Traum zu bezahlen. Der Laie, vor allem aber die Vereine oder die Eltern der Schüler sind schon finanziell gezwungen, sich im vernünftigen Rahmen zu bewegen. Ein Beispiel: Unser Posaunenchor hat vor einigen Monaten eine "Sella G"- Trompete von Kühl+Hoyer für einen Jungbläser gekauft, die neu billiger war, als viele gleichwertige Angebote auf dem Gebrauchtmarkt! Und das ist ja kein Einzelfall. Ist das nun traurig oder einfach nur verrückt? Ich weiß es nicht! Jedenfalls entbehrt es jeglicher Logik.
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Re: Gebrauchte Hörner

Beitragvon Raphael » So 22. Mär 2009, 14:27

Hier ein Beispiel für völlig übertriebenen Preis: http://www.hornplayer.net/forsale/f8425.html

Ein altes Conn 8d, das James Chambers gehört haben soll. Der Käufer gibt sogar zu, dass am Schallbecher das Metall durch ist, die Ventile undicht und ein paar Dallen drin sind. 8000$ für ein Horn, das nicht mehr wirklich funktioniert. Ein neues 8d kostet 3000$.
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Re: Gebrauchte Hörner

Beitragvon Thomas » So 22. Mär 2009, 15:14

Lieber Martin!
Ich bin überhaupt nicht ärgerlich. Habs auch nicht auf mich bezogen. Wenns so rübergekommen sein sollte, habe ich mich schlecht ausgedrückt.
(Erzähle halt gern von meiner Tröte :D )
Ich bin aber eben der Meinung, das auch ein gutes gebrauchtes Instrument generell seinen Wert hat. Gut gepflegt halten die doch länger als ein "Hornisten Leben".

Sollte die Anzahl von Hornisten, die meinen, ein Horn hätte seine beste Zeit schon nach 5 Jahren hinter sich, ansteigen, hätte das bestimmt eine preisdämpfende Auswirkung auf den Markt von hochwertigen 2nd hand Hörnern.

Ansonsten kann ich Deinen Kummer bezgl. der Preise gut nachvollziehen. Ich hätte auch gern einen "Instrumentenpark" wie die Trompeter in unsrerem Blechquintett, oder so mancher Kollege mit Festanstellung, aber das gibt mein Einkommen nicht her.
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Re: Gebrauchte Hörner

Beitragvon HHHornist » So 22. Mär 2009, 17:21

Ich vermute hier wird auf der Seite der Verkäufer auf den altbekannten Irrtum gesetzt, dass der Preis einer Sache auch deren Wert wiederspiegelt.
Wenn der Preis niedriger ist kauft's keiner, weil ja keiner so einen Schrott haben will.
Wenn aber ein gebrauchtes Horn 3 1/2 k€ kosten soll muss es doch noch zu was taugen.

Oder wie man bei uns sagt: Was nix koscht taugt nix.

gilt übrigens auch in anderen Bereichen
Musizieren nach Noten ist wie Malen nach Zahlen
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Re: Gebrauchte Hörner

Beitragvon Martin2 » Mo 23. Mär 2009, 18:11

Nein, einen umfangreichen Instrumentenpark brauche ich nicht. Ich hatte mal 13 Hörner. Doch was soll man damit? Man benutzt ja doch nur zwei oder drei davon regelmäßig.
"Was nix kostet, taugt auch nichts" stimmt, was den Billigmist angeht, dens ja schon bei Aldi gibt. Ein wirklich gutes Horn ist immer seinen Preis wert, solange dieser logisch nachvollziehbar bleibt. Genau das ist aber meist nicht gegeben. Und ein Horn ist nach fünf Jahren nicht verschlissen, sondern gerade mal "eingeblasen". Typisch ist aber das von Raphael angeführte Beispiel. Besonders in den USA sind die Gebrauchtpreise exorbitant! Ebenso in England. Die allgemeine Krise, die wir z. Zt. durchmachen, läßt aber zumindest hoffen, daß auch bezüglich der Gebrauchtpreise wieder etwas mehr Normalität einkehrt.
Natürlich halten gut gepflegte Instrumente länger, als die jeweiligen Besitzer darauf spielen (können). Ich habe noch ein typisches "Posaunenchor- Horn", rechtsgriffig von "E. David", Bielefeld, Bj. 1927 und ein ebensolches von "Haase in Bünde", Bj. 1953, beide spielfähig. Doch was bekäme ich dafür, wollte ich sie verkaufen? Ein müdes Lächeln, trotz des sehr hohen ideellen Wertes (besonders das von David ist eine Rarität), der uneigeschränkten Nutzbarkeit und des sehr guten Erhaltungszustandes (alle Teile noch original!). Gleiches gilt für mein B&S F-Horn mit E- Ventil und zusätzlichen B- Stimmzügen, Bj. 1965. Selbst Sammler bezahlen für "sowas" keinesfalls mehr als 400,- €!
Bleibt nur zu hoffen, daß es auch in Zukunft noch möglich sein wird, bezahlbare Qualität für die Schüler aufzutreiben. Ansonsten wirds eng mit dem Nachwuchs in den Vereinen.
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Re: Gebrauchte Hörner

Beitragvon George » Do 26. Mär 2009, 13:52

Die Bewertung eines gebrauchten Instrumentes sollte sich immer am Wiederbeschaffungswert, also am vergleichbaren oder identischen aktuellen Instrument, orientieren. Instrumentenbau ist eine (vor allem in höheren Preislagen) ausgeprägt handwerkliche Tätigkeit, deren Kosten überwiegend vom Lohnniveau bestimmt wird. Je individueller gearbeitet, um so größer noch dazu der Zeitaufwand. Einen guten Eindruck der historischen Preisentwicklungen bietet mein Yamaha Waldhorn. Das Instrument hatte 1990 einen Listenpreis von ca. DM 6480,00 (ca. 3313,00 EUR), heute beträgt der Listenpreis ca. EUR 5100,00. Für jede Macke, die ein potentielles Gebrauchtinstrument hat, ziehe ich nun vom aktuellen Preis einen entsprechenden Betrag ab: EUR 50,00 für kleine Beulen, EUR 100,00 für Dellen usw. So finde ich den fairen Gebrauchtpreis, jedenfalls mit einem ehrlichen Verkäufer und einem fachkundigen Käufer.

Ob man als Verkäufer sein Gebrauchtinstrument (Instrument mit Erfahrung) vor dem Verkauf generalüberholt und lackiert, ist wohl eher eine persönliche Geschmacksfrage. Für mich ist es normal, für besten Pflegezustand zu sorgen.

Grundsätzlich muß man sich aber grade als Liebhabermusiker darüber im Klaren sein, dass dieses Hobby Geld kostet. Das ist nicht anders als in Sportvereinen, bei den Kaninchenzüchtern oder Anglern. Nur haben wir natürlich die wertvollere Beschäftigung. ;)
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