Ortsüblichkeit

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Ortsüblichkeit

Beitragvon silber93 » So 22. Jan 2023, 08:49

Ich werde voraussichtlich heuer in Pension gehen. Dann werde ich 2 Mal täglich, 30’ am Vormittag zwischen 11:30 und 12:00 Uhr und am Nachmittag bis zu 45‘ zwischen 16:00 und 18:30 Uhr üben. Ich wohne in einer Wiener Genossenschaftsmietwohnung. Bis jetzt haben meine Nachbarn mit etwas säuerlichem Gesichtsausdruck gesagt, dass sie mich zwar hören, dass es aber kein Problem sei. Jetzt hat mir mein Bruder von ortsüblicher Musikausübung erzählt, die bei Blechblasinstrumenten generell nicht gegeben sei. Kann meine geplante Ausweitung der Übungszeit auf maximal 90 Minuten täglich ein Problem werden? Irgendwo habe ich die Hausordnung, aber ich muss sie erst suchen. Meiner Meinung nach kann man mir Musizieren nicht untersagen, aber es gibt Auflagen und Einschränkungen.
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Re: Ortsüblichkeit

Beitragvon Erich » So 22. Jan 2023, 13:34

Ich hatte Probleme mit meinen Nachbarn bezüglich meines Übeverhaltens. Seit einigen Jahren übe ich öfters mit einem Silent Brass Dämpfer von Yamaha (ohne Verstärker und Kopfhörer/nur Dämpfer). In den Nachtzeiten schiebe ich den Dämpfer vollständig ins Instrument, sonst lasse ich ca. 2-3cm Abstand zwischen Horn und Dämpfer. Der Ton ändert sich nicht, er wird nur viel leiser.
Ich habe einmal einen sehr bekannten Hornisten gefragt, wie er es geschafft hat bei Abbado so leise zu spielen. Er hat gemeint, dass die ganze Horngruppe den Silent Brass Dämpfer mitgebracht hatte und spätestens beim 3. Mal "piano" der Dämpfer im Horn verschwunden ist.
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Re: Ortsüblichkeit

Beitragvon Waldviertel » Mo 23. Jan 2023, 14:22

"Du hast doch vor einem Jahr mit Trompete spielen angefangen, hast Du schon Erfolg damit?" - "Ja, ich habe die Wohnung neben meiner günstig bekommen!"
So weit, so lustig.
Aber in Wirklichkeit sieht es anders aus und ich kann dein Problem silber93 sehr gut verstehen.
Weil es mich interessiert hat habe ich jetzt nachgeschaut, aber es gibt offenbar keine einheitlichen Regelungen dazu.
Z.B. aus jüngerer Zeit:
https://www.derstandard.at/story/200012 ... oder-liszt
Auch ich habe schon das Silent Brass-System von Yamaha probiert, sowohl die erst Version als auch die aktuelle, wobei letztere wirklich um vieles besser ist, aber meine Erfahrungen sind nicht so gut, weil es das freie Spielen doch ziemlich einschränkt. Auch die Haltung ist auf Dauer für mich mühsamer, weil bei jedem Wasser entleeren muss man auf den Dämpfer aufpassen etc. ... Ganz besonders, wenn man ihn verkabelt hat, wobei die Übertragung über die Ohrhörer schon sehr gut ist. Ich habe das Gefühl, dass man mit dem Tonabnehmer und den Ohrhörer eigene Fehler um vieles besser hört als beim "normalen" Spiel. Das kann aber auch ganz schön frusten wenn man es ganz perfekt haben will ... :(
Vor Jahren habe ich vor einem Sommer-Musikkurs im Urlaub mehrere Tage im Urlaubsquartier nur mit dem Dämpfer gespielt und war dann schockiert, wie ungenau bzw. verändert am ersten Tag des Sommerkurses mein Ansatz geworden war.
Aber das ist eine sehr individuelle Erfahrung...
Mein Fazit: Für technische Passagen okay, für Ausdauer, Höhe, Kräftigung kaum hilfreich.
Aber ich rede mich leicht, ich habe ein Einfamilienhaus mit Musizierkeller und großem Garten. Ich nerve nur die Familie ;)
Ich bin schon sehr gespannt, welche Erfahrungen zu "Zimmerlautstärke" und Dämpfersystemen die Foren-Mitglieder hier zu berichten haben!
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Re: Ortsüblichkeit

Beitragvon silber93 » Di 24. Jan 2023, 10:51

Gibt es noch Bobby Riegel? Früher gab es die jedenfalls mit Witzen

Rudi: Wieso hast du keine Armbanduhr?
Graf Bobby: Brauch ich nicht. Tagsüber kann ich jemanden fragen und nachts habe ich eine Trompete!
Rudi: Wie kannst du da die Uhrzeit ablesen?
Graf Bobby: Ich öffne das Fenster und blase. Dann schreit immer jemand: „welcher Trottel spielt da nachts um halb zwei Trompete?“

Ich hab jetzt einmal vorsorglich meine Balu-Dämpfer wieder entstaubt. Die habe ich aus der Geschäftsauflösung eines Instrumentenmachers bezogen. Der Übungsdämpfer ist verwendbar, wenn man ihn nicht ganz hineinstopft sondern einen Spalt freilässt. Ich halte ihn ähnlich wie einen Motorradgriff. Das nimmt viel „Lärm“ weg und das Horn ist trotzdem spielbar. In einem bescheidenen Ausmaß ist durch Veränderung des Spalts auch eine Intonationskorrektur möglich.
Ich hab auch einen Übungsdämpfer aus Alu von Wallace, aber den halte ich für unbrauchbar.

Ich bin weiterhin dankbar für rechtliche Hinweise zu diesem Thema
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Re: Ortsüblichkeit

Beitragvon Lupus Cornum » Di 24. Jan 2023, 10:59

Hmm, ich habe mit dem Silent Brass fast die entgegengesetzte Erfahrung zu Waldviertel (ist aber auch ein altes von der Jahrtausendwende). Ansatz, insbesondere für die Höhe, erhalten geht ganz gut damit, ich verliere aber nach wenigen Tagen Intonation und sonstige Präzision. Außerdem habe ich nach 30 Minuten mit dem Silent Brass meist Kopfschmerzen, was auch nicht gut sein kann.

Wenn ich die Nachbarn schonen möchte, mache ich die nervigen immer gleichen Teile (also insbesondere die Einblasdreiklänge) weitgehend mit dem Silent Brass und übe Etüden etc. ohne. Das reduziert die Belastung erheblich und stellt mMn einen gangbaren Kompromiss dar.
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Re: Ortsüblichkeit

Beitragvon dszy » Di 24. Jan 2023, 21:04

Ich habe sehr positive Dinge über den Voigt (Markneukirchen) Übedämpfer gehört. Wenn Platz und Geld keine Rolle spielen gibt es auch die Möglichkeit einer Übekabine (meine Lehrerin hatte solch eine).
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Re: Ortsüblichkeit

Beitragvon Waldviertel » Mi 25. Jan 2023, 20:00

Weil es nun auch ums Thema Dämpfer geht: Eine gute Übersicht findet sich u.a. hier:
https://www.thomann.de/at/daempfer_fuer ... ls=25&pg=1
mit Erfahrungsberichten.
Die Quintessenz ist aber meistens: für die einen gut, für die anderen nicht.
Ich weiß, dass das die grundsätzliche Frage nach dem, was in einer Wohnung an Üben erlaubt ist, nicht beantwortet.
Aber vielleicht ist es doch auch interessant.
Ich hatte während meines Studiums einen (süd)koreanischenTenor als Wohnungsnachbarn, Student an der Musikuniversität, und der hat immer um Punkt 9 mit dem Einsingen begonnen.
Mir hat das sehr gefallen. :D
Viel besser als ein zu lauter Fernseher. ;)
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Re: Ortsüblichkeit

Beitragvon Erich » So 29. Jan 2023, 18:46

Unter "flohmarkt.at/Blasinstrumente" wird in Wien/9.Bezirk ein Proberaum für Blasinstrumente angeboten.
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Re: Ortsüblichkeit

Beitragvon Altcorno » Di 31. Jan 2023, 18:39

Waldviertel hat geschrieben:Weil es nun auch ums Thema Dämpfer geht: Eine gute Übersicht findet sich u.a. hier:
https://www.thomann.de/at/daempfer_fuer ... ls=25&pg=1
mit Erfahrungsberichten.
Die Quintessenz ist aber meistens: für die einen gut, für die anderen nicht.
Ich weiß, dass das die grundsätzliche Frage nach dem, was in einer Wohnung an Üben erlaubt ist, nicht beantwortet.
Aber vielleicht ist es doch auch interessant.
Ich hatte während meines Studiums einen (süd)koreanischenTenor als Wohnungsnachbarn, Student an der Musikuniversität, und der hat immer um Punkt 9 mit dem Einsingen begonnen.
Mir hat das sehr gefallen. :D
Viel besser als ein zu lauter Fernseher. ;)

Bei Thomann fehlt der UpMute von Stomvi. Siehe hier:

https://www.fmb-direkt.de/upmute-uebung ... er=7654895

Ich bin auf diesen Übungsdämpfer umgestiegen, und zwar vom Yamaha Silent Brass. Das Horn produziert im kräftigen Forte nicht mehr als 60 Dezibel, und ist damit nicht lauter als Fernseher in Zimmerlautstärke. Meine Nachbarn in einem Appartement in Frankfurt a. Main (Zweitwohnung) haben sich jedenfalls nicht beschwert, wenn ich nach 23:00 Uhr geübt habe. Auch als Warm-up Dämpfer sehr empfehlenswert. Die Drei-Sterne- Rezension zum Best Brass Dämpfer bei Thomann ist übrigens von mir.

Gruß,
Altcorno
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