Antwort an Gernot

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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon Altcorno » Mo 27. Jun 2022, 09:49

hornblower hat geschrieben:
klangwelt hat geschrieben:
Peter hat geschrieben:Warum sieht mann diese Bauart so wenig? Wenn ich mir "103er-Hornisten" ansehe, greifen die meistens sowieso nur das mittlere und das kleine G mit dem F-Horn!
tmk


Ich habe mich auch schon oft gefragt, ob das vollausgebaute Doppelhorn wirklich die beste Lösung für Hornisten ist, die fast alles auf dem B-Horn spielen - und warum es so verbreitet ist. Ich erkläre mir das damit, dass Musiker bei der Wahl ihrer Instrumente eher konservativ sind und Lösungen bevorzugen, die bewährt sind und von den Kollegen ebenfalls genutzt werden. Wenn der eigene Lehrer und alle anderen Musiker im Umfeld ein bestimmtes Instrument spielen, muss es ja gut sein. Mögliche Alternativen werden dann vielleicht gar nicht erst in Betracht gezogen.


Dazu Folgendes:
Ein reines B-Horn mit Stopfventil und F-Verlängerung habe ich jahrelang benützt. Hornkollegen bemängelten meinen Ton....was immer man sich darunter vorstellt ! Stundenlange Diskussionen ohne Ende. Als nicht hauptberuflich tätiger Hornist und profunder Kenner der Szene, auch Entwickler von Hörnern unter Mithilfe des leider verstorbenen Dr. Wogram, komme ich zu folgenden Feeststellungen:

- Im Orchester bzw. in der Orchesterleitung "empfiehlt" man den Horntyp bei neu Anstellungen. Argument: Ausgeglichener Klang.
- Es gibt berühmte Hornisten-Vorbilder, die das Horn xyz blasen und hier die Nachahmertypen: Unzufriedene, Gestresste, Unbegabte, an Wettbewerb Durchgefallene, sich überschätze Zeitgenossen usw.
- Dann noch der Nimbus des Kinderhorns, nein, wir sind doch erwachsen
- Und nicht zuletzt die Tradition, sprich Wiener-Horn
- usw.

Wenn man in vor allem in Deutschen Orchestern schaut was gespielt wird, ist es Alexander Modell 103. Wurde in diesem Forum auch schon diskutiert. Mittlerweile gibt es Hersteller in der BRD, die dieses Horn nachbauen. Ich meine nicht die Chinesen. Ich finde es schade, dass sehr gute Instrumente Deutscher Hersteller ein Mischendasein fristen obschon sie hervorraagende B-Hörner herstellen. Alexander ist sicher ein Top Hersteller und mancher Hornist will keine Exerimente eingehen. Schliesslich sind die guten Instrumente nicht bilig, und wenn man ein Alexander Horn kauft, weiss man was man hat.

Zurück zum Thema. Ein B-Horn mit Stopf- und allenfalls F-Verlängerung, oder wenn schon Doppelhorn, ein B-hoch F ist sicher eine gute Wahl, wenn es die oben erwähnten Einwände nicht gäbe. Es ist jeder selber seines Glückes Schmied, ist halt so. Vorbehalte hindern Innovation das ist auch so.
In der Gesellschaft sind Zwänge, Normen, Vorschriften, Verbindlichkeiten, allgemeine Vorstellungen in allen Lebenslagen einer Individualtät hinderlich. Da nützen alle Einwände und Erklärungen wenig oder nichts !


Es ist vielleicht nicht ganz so einfach: Ein Diskanthorn (Doppel oder Tripel) hat ein kürzeres Mundrohr. Dadurch wird der Klang direkter, was nicht vollständig vom Bläser kaschiert werden kann. Man hört es selbst und andere auch. Es ist leichter auf der B-Seite, klingt aber schlechter. Beim einfachen B-Horn spielt eine Rolle, dass man den geringeren Massewiderstand auszugleichen sucht in Richtung der eigenen Klangvorstellung. Das kann man aber m. E. in den Griff bekommen.
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon hornblower » Mo 27. Jun 2022, 11:42

Da magst Du recht haben. Klangvorstellungen sind halt "dynamisch" wie ich oben geschrieben habe. Ich habe nur Mühe wenn es damit sektiererisch wird. Ich habe folgende Konzerte erlebt: Vor Jahren mit der Wiener Philharmonie, Solohorn Günter Högner, Schumann die Rheinische, 2 Satz: 1. Durchgang perfekt, alle weitern voll daneben, ich hätte weinen können ...... natürlich mit Wienerhorn gespielt. Zweites Beispiel Luerner Festwochen mit Wiener Philharmonie, Ravel Pavanne, gespielt mit hohem F-Horn von Alexander, nicht Wienerhorn, wunderbarer Klang, perfekt. Wo war da die Tradition ? ? Auch die Tradition ist dyndamisch !
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon Peter » So 3. Jul 2022, 13:33

Liebe Freunde, insbesondere hornblower, Klangwelt und Altcorno

ich bedaure es auch sehr, dass das 103er Horn und entsprechende Kopien bei uns als so alternativlos genannt werden. Natürlich sind das sehr gute Instrumente, die allerdings auch überragende Hornisten benötigen. Im Normalfall sind mir diese Hörner besonders in der tiefen Lage klanglich zu brillant, zu metallisch. Der berühmte romantische Horntton ist selten geworden! Das liegt natürlich auch an der B-Horn-Blasweise mit zu weiten Kesselmundstücken , mit zu kleiner Bohrung und zu enger Schaftbohrung.

Ich hatte seinerzeit versucht mit der Firma Alexander ein mögliches Nachfolgemodell für das 103er zu entwickeln, nämlich das 403S . Dieses Modell war z.B.im Ausland viel beliebte als hierzulande. Mein Eindruck ist aber der, das Alexander es bequemer fand, das 103er in Massenfertigung herzustellen und mit geschickter Werbung und Flüsterpropaganda als alternativlos darzustellen. Das hat mich verstimmt und ich habe mich mit meinen Ideen Christopher Cornford zugewandt.

Übrigens, unser Triple 3S ,das heute nach 10J.sehr ausgereift ist, fällt nicht in die Kategorie der von Altcorno beschriebenen Hörner mit kurzen Mundröhren. Die Mundröhre scheint kurz - wird aber durch die ersten Walze nicht beendet, sondern verlängert sich noch ein Stück weiter- sie ist ungefähr so lang wie bei einem normalen Doppelhorn. Meine Ansprüche an Tonqualität, Intonation und Spielgefühl sind erfüllt.
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon hornblower » So 10. Jul 2022, 11:28

Lieber Peter

Ich habe einen lieben Freund, Hornist und Geschäftsführer der Firma Spada Music AG, Burgdorf Schweiz. Mit ihm betreiben wir Messco 3, digitaler Messplatz von Dr. Wogram. Er ist in der Hornisten Szene Schweiz und auch durch seine hervorragende Arbeit in der Werkstatt, und in der Beratung von Hornisten aller Couleurs bekannt. Er sagte mir folgendes: Ein Kunde kommt ins Geschäft und will ein Alexander 103. Der Kunde ist dermassen geprägt von seiner Überzeugung nur 103, dass es unmöglich ist ihm eine Alternative anzubieten. Er probiert nicht einmal. Das ist kein Einzelfall. Da ist alle Kunst um sonst, wenn Dir ein Engel ins Zündloch brunst ....... so ist es leider !

LG Christian
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon Peter » Do 14. Jul 2022, 18:22

hallo Christian( hornblwer),
ich teile Deine Meinung! Ich finde zwar meistens Alexanderhörner (nicht unbedingt das 103er) gut, aber ich mag den heutigen Klangstil nicht.
Übrigens: Ich habe früher bei Alexander mit dem Dr. Wogramschen Programm gearbeitet. Jetzt benutzt Cornford das Bias7 von unserem Hornfreund Magister Gregor Widholm. Die Programme sind unterschiedlich. Vielleicht darf ich Deinen Freund von Spada mal besuchen-
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon Altcorno » Di 19. Jul 2022, 11:18

Ich bin mir nicht sicher, ob Alexander Intonationskorrekturen an Hörnern der Serienproduktion überhaupt vornimmt. (Mein letztes Alex habe ich vor 10 Jahren gekauft.)
Es gibt jedoch auch Instrumentenbauer, die die Verwendung von Intonations - Messprogrammen ablehnen, da Korrekturen am Instrument unnötig und unnatürlich seien.
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Re: Antwort an Gernot

Beitragvon hornblower » Sa 30. Jul 2022, 17:23

Hallo Altcorno
Die Hörner von Alexander erfahren nur wenige ins Gewicht fallende Änderungen. Das 103 wird seit Jahr und Tag unverändert hergestellt. Warum soll man etwas verändern, was gut und erfolgreich ist ? In diesem Beitrag hat Peter seine Erfahrung mit Weiterentwicklungen bei Alexander geschrieben.

Die Ablehnung der digitalen Mess-Systeme durch diverse Hersteller ist nicht verwunderlich. Es sind wahrscheinlich die Zeitgenossen, die die Errungenschaften der digitale Zeit überhaupt ablehnen. Für mich sind die Messresultate der entsprechenden Systeme objektiv, im Gegensatz zu den Aussagen von Geistheilern. Das ist übrigens in der Medizin auch so. Hier gibt es nur eine Feststellung, Glauben macht seelig.
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