Frage zu Boucard: Legende rustique

Fragen und Antworten zu Übungsmaterial, Literatur und Aufführungspraxis,..
Diskussionen rund ums Horn,...
...

Moderatoren: Günther, sysadmins

Frage zu Boucard: Legende rustique

Beitragvon GabZach » Sa 2. Apr 2022, 20:23

Ich habe eine Frage zum Stück "Légende rustique" von M. Boucard (1964).

In den Noten gibt es die Hornstimme in zwei Fassungen: Horn in F und Horn in Es.

Meine Frage nun: weiß jemand, welches Horn die Original-Stimme ist?
Oder wie ich herausfinden kann, welches die Original-Stimme ist?

Vielen Dank im Voraus.
GabZach
 
Beiträge: 51
Registriert: Di 25. Mai 2021, 20:54

Re: Frage zu Boucard: Legende rustique

Beitragvon Waldviertel » So 3. Apr 2022, 10:31

Marcel Boucard (1892-1976)
In der Ausgabe Verlag BILLAUDOT (1964) ist die Hornstimme in der Klavierpartitur in Es:
294533_detail-01_3. 4. 2022.jpg
Boucard Legende rustique Horn und Klavier Seite 1
294533_detail-01_3. 4. 2022.jpg (131.56 KiB) 3966-mal betrachtet

Interessant: Auf der Titelseite derselben Ausgabe steht "Horn in E(!) oder F:
294533_detail-00_3. 4. 2022.jpg
Titelseite Ausgabe BILLAUDOT 1964:
294533_detail-00_3. 4. 2022.jpg (103.8 KiB) 3966-mal betrachtet

Zu finden unter: https://www.stretta-music.at/boucard-le ... gJ_7_D_BwE
Waldviertel
 
Beiträge: 52
Registriert: Fr 4. Sep 2020, 23:05

Re: Frage zu Boucard: Legende rustique

Beitragvon silber93 » So 3. Apr 2022, 13:18

Ich könnte jetzt darüber nachdenken, weshalb meiner Bärenreiter Urtext-Ausgabe des Mozart KV495 die Hornstimme in F und in Es beiliegt. Der Klavierauszug steht jedenfalls in Es.
Beim Boucard-Stück wird es wohl ähnlich sein. Stimme in F oder Es ist nicht so wesentlich. Hauptsache, es kommt F-Moll raus.

Von diesem Stück finde ich in Youtube Aufnahmen, die mir alle nicht gefallen. Nur diese eine nehme ich ernst: https://youtu.be/LSYivSqn5B0.
Die Aufnahme ist schon etwas älter. Filip Dimitrov ist jetzt 10 Jahre alt und hat sich weiterentwickelt: https://www.facebook.com/watch/?v=580919749888438 (KV495)
Benutzeravatar
silber93
 
Beiträge: 58
Registriert: Sa 4. Nov 2017, 16:22
Wohnort: Wien

Re: Frage zu Boucard: Legende rustique

Beitragvon Waldviertel » Do 7. Apr 2022, 11:53

Das Mozartkonzert KV495 ist ja für das Naturhorn in Es geschrieben worden. Daher liegt meist der Originalstimme in Es auch jene für Horn in F bei für all jene, die nicht transponieren wollen, was aber beim Niveau dieser Mozartstücke ja eher selten vorkommen mag.
Warum aber Monsieur Boucard im Jahr 1964 die Originalstimme in Es geführt hat ist eine interessante Frage. Vielleicht weiß jemand dazu die Antwort?
Es wird ja wohl nicht das Althorn in Es gemeint sein, dass wäre nämlich kein Cor en Mib sondern ein Cor alto.
Waldviertel
 
Beiträge: 52
Registriert: Fr 4. Sep 2020, 23:05

Re: Frage zu Boucard: Legende rustique

Beitragvon GabZach » Do 7. Apr 2022, 14:54

Waldviertel hat geschrieben:Warum aber Monsieur Boucard im Jahr 1964 die Originalstimme in Es geführt hat ist eine interessante Frage. Vielleicht weiß jemand dazu die Antwort?


Genau das hat mich auch verwirrt. Es kann ja nicht für Naturhorn sein, warum also sollte es eine Stimme in Es geben? (die dann doch noch ein Vorzeichen hat :D )
GabZach
 
Beiträge: 51
Registriert: Di 25. Mai 2021, 20:54

Re: Frage zu Boucard: Legende rustique

Beitragvon Altcorno » Fr 8. Apr 2022, 08:59

GabZach hat geschrieben:
Waldviertel hat geschrieben:Warum aber Monsieur Boucard im Jahr 1964 die Originalstimme in Es geführt hat ist eine interessante Frage. Vielleicht weiß jemand dazu die Antwort?


Genau das hat mich auch verwirrt. Es kann ja nicht für Naturhorn sein, warum also sollte es eine Stimme in Es geben? (die dann doch noch ein Vorzeichen hat :D )


Vermutlich sollte es auch Es-Althorn - Spieler ansprechen. Die transponieren normal gar nicht und der Tonumfang von dem Stück passt auch.
Altcorno
 
Beiträge: 405
Registriert: Do 15. Jan 2009, 21:16

Re: Frage zu Boucard: Legende rustique

Beitragvon Peter » Fr 8. Apr 2022, 14:55

Mit der Erfindung der Ventile wurde das Transponieren „im Kopf“ wichtig, hatte man es doch vorher durch einen Bogenwechsel leicht gehabt. Die Ventile wurden deswegen beim Horn anfangs statt des Bogenwechsels eingesetzt. Also Horn in E 2.Ventil drücken und dann wieder in gewohnter Weise Naturhorn spielen. Man nannte das „omnitonische Spielweise“

Bald merkte man aber, dass man auch so spielen konnte, wie wir das heute machen, also mit ständigen Wechsel der Ventile. Das änderte vieles. Man musste nun „die Griffe“ lernen und im “Kopf“ transponieren. Die leichte Lesbarkeit beim Hornspielen ist ein großer Vorteil, denn man muss ja die Töne vorweg hören, um eine Melodie sauber und gut zu gestalten. In der vorliegenden Legende ist das deutlich. Die F-Stimme hat viel mehr Vorzeichen (3 b’s) und ist schwieriger vom Blatt zu singen.

Was sich Boucard dabei gedacht hat, weiss ich natürlich nicht. Es könnte aber sein, dass der Herausgeber Billaudot an eine Zweitverwertung der Ausgabe (z. B. für Altsaxophon oder Althorn) im Sinn gehabt hat.

Das auf dem Cover „Cor en mi ou fa“ steht ist eine Lässigkeit die dem Gebrauch der Solfégetechnik geschuldet, denn Cor en Mi-bémol klingt doch etwas kompliziert. Kein Südeuropäer singt eine Melodie im Solfége mit Vorzeichen. Dann ist fis eben fa und nicht fa-diése
Benutzeravatar
Peter
 
Beiträge: 824
Registriert: So 3. Mai 2009, 23:26


Zurück zu WIENERHORN FORUM

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 19 Gäste