Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

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Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon GabZach » Mo 31. Jan 2022, 12:19

Ich bin Amateur (55J) und habe vor 2 Jahren wieder begonnen, Horn zu spielen/üben.

Nun wuerde ich gerne meine Höhe ein klein wenig trainieren.

Gibt es Ratschläge oder Tips , wie man (als Amateur) das am besten angeht?
Ich habe die Randbedingung, dass ich (leider) max nur 1 Stunde pro Tag Zeit investieren kann.
(Es gibt auch Tage, wo ich gar nicht zum Üben komme.)
Wie sollte man diese Zeit am besten nutzen, um das Ziel zu erreichen?
Und gibt es evtl. auch typische Fehler dabei?
(auf der ich also besonders achten sollte, sie zu vermeiden.)

Wie ich schon sagte, bin ich Amateur - ich spreche also nicht vom Bereich hohes c (c3) und aufwärts,
sondern nur vom Bereich g2 bis c3.

Vielen Dank im Voraus.
Zuletzt geändert von GabZach am Do 3. Feb 2022, 19:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon triangle » Di 1. Feb 2022, 01:43

Den wichtigsten Tipp hast Du selbst geschrieben:
> Nun wuerde ich gerne meine Höhe ein klein wenig trainieren.
Trainieren ist das Wiederholen von etwas, dass Du bereits kannst.

Ansonsten habe ich hier 6 Tipps:
1) Übe viel in dem Tonbereich den Du bereits gut beherrschst.
2) Übe viel fehlerlos.
3) Überfordere nie Deinen Ansatz.
4) Gelingt Dir auf dem Horn etwas nicht, dann vereinfache es bis es gelingt.
5) Nie Fehler mehrfach wiederholen - immer 4) anwenden.

6) Wenn Du 1-5 beherzigst, dann geh an Deine Grenzen.

Viele Grüße
Andreas
mein Blog tiefeshorn.de
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Re: Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon Willi » Mi 2. Feb 2022, 01:01

Hallo GabZach,
ich möchte zu Punkt 3 von triangle noch etwas aus eigener Erfahrung hinweisen:
Mache auch selbst dann, wenn Du nicht viel Zeit Pausen, sobald Du das Gefühl hast, dass Dich die Kraft verlässt.
Sich zu schinden ist absolut kontraproduktiv.

Ich wünsche Dir viel Erfolg,

Willi
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Re: Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon Waldviertel » Mi 2. Feb 2022, 10:03

Hallo GabZach!
Also 1 Stunde pro Tag ist als Amateurin schon genügend Zeit, um rasch gute Fortschritte zu machen!
Ich nehme an, Du meinst nicht den Bereich notiert g-c nach unten, denn das wäre ja die Tiefe ("unter den Notenlinien") sondern g´-c´´?
Mein Programm (auch Amateur):
Ich übe nicht, ich spiele.
Das heißt, ich sehe es nicht als eine Pflicht an, sondern es ist mir ein großes Bedürfnis, täglich mein Instrument zur Hand zu nehmen und das Spielen zu genießen.
Zu Beginn stehen ca. 10 Minuten OHNE NOTEN.
Ich spiele kontrollierte Tonleitern, meist Dur, beginnend c´aufwärts bis c´´, dann abwärts und ganz hinunter bis c (das im Keller).
So geht es Halbton für Halbton aufwärts, also Cis-Dur, D-Dur, Es-Dur usw. bis ich schließlich bei c´´-c´´´bin.
Immer kontrolliert, ohne Zwang.
Wenn es an einem Tag nicht so gut läuft ist halt schon bei B-Dur Schluss.
WICHTIG: Nicht schon am Anfang verpressen, das kann die ganze Spielstunde versauen!
So spiele ich alle Dur-Tonleitern über 2 Oktaven und von Fis-Dur bis C-Dur über 3 Oktaven.
Wichtig ist mir immer das HInuntersteigen "in den Keller", um mich oben nicht zu verpressen und mit einer satten, voluminösen Tiefe die Lippern wieder vollständig zu entspannen und zu lockern und das volle Atemvolumen zu trainieren.
Nach den Tonleitern folgen Dreiklangszerlegungen über den selben Umfang, ab spätestens As-Dur mit liegenbleibenden Griffen (23, 12,1,2,0).
Bei all diesen Übungen, Tonleitern und Dreiklängen, spiele ich mich auch damit, d.h. ich mache rhythmische Muster, steige auf und ab zu Melodien etc..
Eine Abwandlung ist: Ich spiele die Tonleiter nach oben bis z.B. g´´, und dann "schleife" ich den Ton weich nach oben ohne Griffveränderung, das geht vom c´´´dann bis zum e´´´.
Auch hier, weich, ohne übermässigen Druck und Luftpressen. Dadurch bekommst Du ein gutes Gefühl für das, was Lippern und Zunge in der Höhe tun.
Apropos Gefühl: Ich glaube, das Fühlen, das sich selbst Spüren, was macht die Atmung, was der Rücken, der Bauch, die Lippen, die Zunge...ist ganz wichtig! Und natürlich das Hören! Immer ein möglichst schöner Ton.

Das hier geschriebene gilt für jeden Dir möglichen Tonbereich: Wenn bei Dir momentan c´´ der Zielbahnhof ist, dann eben bis dorthin, aber auch immer möglichst weit in die andere Richtung, also in die Tiefe.
Und: Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.
Also durchaus auch den nächsthöheren Ton probieren, also nach dem c´´ das d´´ usw..

Nach diesen Spielereien kommen bei mir die Etüden.
Ich glaube, von Prof. Pizka habe ich einmal in diesem Forum den Ausdruck "Noten fressen" gelesen und das finde ich sehr gut!
Ich habe mir schon einen reichen Fundus an Etüden von Gallay, Ranieri, Oskar Franz, Alphonse erarbeitet und dann spiele ich eine Etüde nach der anderen, dabei stelle ich mir vor, ich spiele ein Konzert für meine Familie im Haus oder im Sommer auch für meine Nachbarn im Garten. Also möglichst schön, sehr kontrolliert.
Da kommen auch schon einmal 20 Ranieri-Etüden oder 20 Gallay-Etüden im Stück zusammen. Das alles geht sich locker in einer Stunde aus.

Das gilt natürlich genauso für Lieblingsstücke aus Deinem Repertoire.

Wie schon von den Kollegen zuvor geschrieben: Immer kontrolliert, immer mit Freude, Pausen machen (!), nicht überfordern.
Was heute nicht geht, geht vielleicht morgen, oder übermorgen oder irgendwann sicher (Zitat nach Richard Strauß)!

Liebe Grüße und viel Erfolg!
Thomas
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Re: Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon triangle » Mi 2. Feb 2022, 11:35

Hallo Thomas,

nochmal zum Verständnis.
Dein oben beschriebenes "Programm" soll einem Amateur helfen, der nach Ansatzaufbau im Bereich g'-c" fragt?

Viele Grüße
Andreas
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Re: Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon Waldviertel » Mi 2. Feb 2022, 12:42

Hallo Andreas,
ja, wenn gemeint ist g´-c´´ hilft es sicher Ton für Ton spielen, jeden Ton auskosten und fühlen, keine "schwierigen" Tonleitern auslassen und so weit, wie es eben individuell geht.
Und wenn c´´ derzeit die Grenze ist, eben diesen Tonraum auskosten. Den jeweils höchsten Ton sauber und kontrolliert aushalten, dann wieder hinunter, atmen wo immer es notwendig ist, es treibt einen ja niemand.
Und immer auch hinunter. Ich verstehe nicht, warum bei vielen das kleine g schon die untere Grenze ist, gerade das in die Tiefe Spielen ergibt doch so einen tollen, vollen Ton. Nur weil das in der Blasmusik-Literatur nicht gefordert ist?
Vom c´-c´´ schön sauber gespielt, in unterschiedlichen Tonlängen, jeden Ton 4mal angespielt,...
...dann hinunter so weit es geht und wieder retour zum Ausgangston.
Viele Variationen sind möglich.
Und wenn es mit der C-Dur geht die Cis-Dur, spüren wie die Lippen angespannt werden müssen, wie die Luft geführt werden muss...(die Griffe sollten schon nach kurzer Zeit "sitzen", aber Greifen ist nur die halbe Miete, das andere ist Ansatz, Lippen, Zunge, Luftführung und -> Tonvorstellung!)
Wie weit man nach oben kommt ist individuell unterschiedlich und auch von der Tagesverfassung abhängig.
Aber wieso von vornherin sich selbst Grenzen setzen?
Im Sport nennt man das "Gewöhnen ans Gerät" und das Feeling entwickeln halte ich für sehr wichtig, bevor man in die tägliche Herausforderung einer Etüde z.B. geht.
Von heute auf morgen geht es vielleicht bei Naturtalenten(?), ich selbst bin keines.
Vielleicht schwören andere auf "Töne-Aushalten", das wird aber schnell monoton und zur lästigen "Pflicht". War zumindest meine Erfahrung.
Ich spiele das ganze Tagesprogramm übrigens auf F-Horn.
Liebe Grüße
Thomas
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Re: Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon oppitz » Mi 2. Feb 2022, 15:19

Ich verstehe den Fragesteller so, dass er den Bereich g2 bis c3 erkunden will.
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Beitragvon triangle » Mi 2. Feb 2022, 18:10

Sich voll verausgaben muss man auch mal gemacht haben... :)

Nochmal zurück zu suptilerem

Zunge
Die Zunge ist der wohl am wenigsten beachtete Faktor beim Training hoher Töne. DIe Zunge - hier die Zungenspitze - ist nicht nur für den Anstoß verantwortlich. Die Zunge formt den Luftstrom im Mundraum. Hohe Töne erfordern eine engere Luftführung wodurch die Luftgeschindigkeit erhöht wird.
Unsere Zunge ist durch das erlernte sprechen einer Sprache unglaublich trainiert. Die Bewegung der Zunge beim Sprechen ist dabei intuitiv.
Vielleicht kann man das Formen des Luftstroms mit der Zunge erfühlen, wenn man mit den Lippen pfeift (Labiales Pfeifen). https://de.wikipedia.org/wiki/Pfeifen#L ... penpfeifen)
Hohe Töne erfordern einen engen Mundraum. Die Zunge liegt eng am Gaumen und gibt einen engen Luftraum frei.
Tiefe Töne erfordern einen weiten Mundraum. Der Kiefer öffnet sich und die Zunge liegt unten im Mund.
Ein gepfiffener Glissando zwischen hoch und tief verdeutlicht die Veränderung des Luftraums im Mundraum.
Die Farkas F-Horn Übungen (Naturtonbindungen) bringen uns Hornisten die Veränderung des Luftraums im Mundraum bei.

Ich persönlich bin in meiner Hornstudienzeit und danach nie mit Farkas Übungen warm geworden. Die Töne sind in Ihrer Abfolge nie so sauber geflutscht, wie ich mir das erwartet habe.
Beim Canaval du Cor 2020 hat Prof. Mahir Kalmik Übungen von Jeff Smiley gezeigt. Die Naturton-Übungen sind für Trompete notiert. Wenn man diese Übungen auf dem Horn spielt - angefangen F-Horn Ventile 1 2 3, dann F-Horn 1 3, F-Horn 3 2 usw. - dann spielt man nicht mit den Nachbar-Naturtönen, sondern jeweils mit dem übernächsten Naturton.
Das sind für mich bisher die Übungen, die einen Fortschritt in der Höhe gezielt gebracht haben.

Viele Grüße
Andreas
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Re: Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon Waldviertel » Mi 2. Feb 2022, 19:05

Toll beschrieben das mit der Zunge! Danke!
Zum "Volles Rohr blasen" :lol: : Ich glaube es ist wichtig, sich gerade am Anfang immer wieder bewusst zu machen, dass das Horn ein "Ruf-Instrument" ist und das auch wirklich zu praktizieren. Wenn es nicht zu sehr zu familiärem Unfrieden führt ;) oder die Immobilienpreise in der Nachbarschaft zu sehr drückt. :D
Was laut geht, muss aber auch leise gehen ist meine Devise, aber da mache ich mir bei Alberich keine Sorgen als langjähriger Routinier. Spätestens der Dirigent holt einen ja meist wieder vom fff herunter. ;)
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Re: Tips zum Training/Üben für eine (moderate) Höhe

Beitragvon Christian123 » Do 3. Feb 2022, 11:14

Seid ihr euch sicher GabZach nicht gerade restlos verloren zu haben, frage ich mal so als Hobbyspieler.
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