von Waldviertel » Mi 2. Feb 2022, 10:03
Hallo GabZach!
Also 1 Stunde pro Tag ist als Amateurin schon genügend Zeit, um rasch gute Fortschritte zu machen!
Ich nehme an, Du meinst nicht den Bereich notiert g-c nach unten, denn das wäre ja die Tiefe ("unter den Notenlinien") sondern g´-c´´?
Mein Programm (auch Amateur):
Ich übe nicht, ich spiele.
Das heißt, ich sehe es nicht als eine Pflicht an, sondern es ist mir ein großes Bedürfnis, täglich mein Instrument zur Hand zu nehmen und das Spielen zu genießen.
Zu Beginn stehen ca. 10 Minuten OHNE NOTEN.
Ich spiele kontrollierte Tonleitern, meist Dur, beginnend c´aufwärts bis c´´, dann abwärts und ganz hinunter bis c (das im Keller).
So geht es Halbton für Halbton aufwärts, also Cis-Dur, D-Dur, Es-Dur usw. bis ich schließlich bei c´´-c´´´bin.
Immer kontrolliert, ohne Zwang.
Wenn es an einem Tag nicht so gut läuft ist halt schon bei B-Dur Schluss.
WICHTIG: Nicht schon am Anfang verpressen, das kann die ganze Spielstunde versauen!
So spiele ich alle Dur-Tonleitern über 2 Oktaven und von Fis-Dur bis C-Dur über 3 Oktaven.
Wichtig ist mir immer das HInuntersteigen "in den Keller", um mich oben nicht zu verpressen und mit einer satten, voluminösen Tiefe die Lippern wieder vollständig zu entspannen und zu lockern und das volle Atemvolumen zu trainieren.
Nach den Tonleitern folgen Dreiklangszerlegungen über den selben Umfang, ab spätestens As-Dur mit liegenbleibenden Griffen (23, 12,1,2,0).
Bei all diesen Übungen, Tonleitern und Dreiklängen, spiele ich mich auch damit, d.h. ich mache rhythmische Muster, steige auf und ab zu Melodien etc..
Eine Abwandlung ist: Ich spiele die Tonleiter nach oben bis z.B. g´´, und dann "schleife" ich den Ton weich nach oben ohne Griffveränderung, das geht vom c´´´dann bis zum e´´´.
Auch hier, weich, ohne übermässigen Druck und Luftpressen. Dadurch bekommst Du ein gutes Gefühl für das, was Lippern und Zunge in der Höhe tun.
Apropos Gefühl: Ich glaube, das Fühlen, das sich selbst Spüren, was macht die Atmung, was der Rücken, der Bauch, die Lippen, die Zunge...ist ganz wichtig! Und natürlich das Hören! Immer ein möglichst schöner Ton.
Das hier geschriebene gilt für jeden Dir möglichen Tonbereich: Wenn bei Dir momentan c´´ der Zielbahnhof ist, dann eben bis dorthin, aber auch immer möglichst weit in die andere Richtung, also in die Tiefe.
Und: Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.
Also durchaus auch den nächsthöheren Ton probieren, also nach dem c´´ das d´´ usw..
Nach diesen Spielereien kommen bei mir die Etüden.
Ich glaube, von Prof. Pizka habe ich einmal in diesem Forum den Ausdruck "Noten fressen" gelesen und das finde ich sehr gut!
Ich habe mir schon einen reichen Fundus an Etüden von Gallay, Ranieri, Oskar Franz, Alphonse erarbeitet und dann spiele ich eine Etüde nach der anderen, dabei stelle ich mir vor, ich spiele ein Konzert für meine Familie im Haus oder im Sommer auch für meine Nachbarn im Garten. Also möglichst schön, sehr kontrolliert.
Da kommen auch schon einmal 20 Ranieri-Etüden oder 20 Gallay-Etüden im Stück zusammen. Das alles geht sich locker in einer Stunde aus.
Das gilt natürlich genauso für Lieblingsstücke aus Deinem Repertoire.
Wie schon von den Kollegen zuvor geschrieben: Immer kontrolliert, immer mit Freude, Pausen machen (!), nicht überfordern.
Was heute nicht geht, geht vielleicht morgen, oder übermorgen oder irgendwann sicher (Zitat nach Richard Strauß)!
Liebe Grüße und viel Erfolg!
Thomas