derzeit sehe ich mich nach einem neuen Horn um. Das ist ein Thema, das hier im Forum ja durchaus gelegentlich diskutiert wird, in meinem Fall erhoffe ich aber, dass einer der Kundigeren unter Euch in meinen bisherigen Einschätzungen getesteter Hörner ein Muster erkennt und mich so vielleicht zu weiteren, für mich geeigneten Modellen weisen kann.
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Wer bin ich? (Braucht Ihr nicht zu lesen, nur der Vollständigkeit halber)
Mittdreißiger Amateur. Sehr formabhängig. Kann an guten Tagen Strauss 1 erkennbar spielen, an schlechten Tagen... nicht. Spiele viel in durchaus anspruchsvollen Orchestern. Habe mich lange gezwungenermaßen auf die Höhe geworfen, weil es oft keinen gab, der es besser konnte als ich. Durchaus erfolgreich am 1. Horn aufgeführt habe ich zB Dvorak 9, Tschaikowski 5, Mendelssohn 3, Strauss (Sinfonie) 2, Siegfrieds Rheinfahrt (zu meiner eigenen großen Überraschung - das hatte ich eigentlich als zu schwer eingestuft).
Ansonsten mache ich viel Kammermusik, oft mit Streichern, freundeskreisbedingt.
Mein großes Problem ist und war schon immer die Kondition. Bei den oben genannten Sinfonien hatte ich nie am Ende genug Kraft übrig, um das Finale Furioso sinnvoll mitzuspielen, wenn ich nicht einen Assistenten hatte, der mir zwischendurch Passagen abgenommen hat.
Das liegt natürlich zu einem großen Teil daran, dass ich nicht täglich üben kann. Letztes Jahr habe ich allerdings mein Lidl Acoustic zu einer Überholung bringen wollen. Der Instrumentenbauer meinte, die Kosten der Überholung würden den Wert des Instruments übersteigen, und ich solle doch darüber nachdenken, eines seiner Hausmarkeninstrumente zu einem kleineren Preis zu kaufen. Man soll ja offen sein, daher habe ich das Hausmarkeninstrument probe gespielt - und war ziemlich überrascht, als ich zum einen wesentlich länger durchgehalten habe, als ich das bei einem ähnlichen Pensum auf meinem Instrument getan hätte, und dazu noch einige Töne, die ich noch nie so richtig zum Stimmen oder sogar Ansprechen bekommen hatte, schlicht und ergreifend da waren. Den Fehler hatte ich immer bei mir gesucht.
Daraufhin wurde der Beschluss gefasst, einen lange gehegten Plan in die Tat umzusetzen, und zwar, wenn ich über einen längeren Zeitraum as Gefühl habe, dass nicht ich, sondern das Instrument den limitierenden Faktor darstellt, Geld in die Hand zu nehmen und ein neues, gutes zu kaufen, von dem ich hoffe, es den Rest meines Hornistenlebens zu spielen.
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Welche Hörner?
- Lidl Acoustic. Schöner Pianoklang. Mechanik mittlerweile hakelig. Intonationsschwächen. Ansprache etwas träge.
- Cornford 28, Messing. Ausprobiert zusammen mit dem Cornford 23 und einer Riege Hoyer-Hörner (G10, 801, 3601). Von diesen klar das Beste. Sehr einfache Ansprache, schöner, offener Klang. Technisch schnelle Passagen und Verzierungen konnte ich so gut spielen wie noch nie. Die Bindungen sind spektakulär. Sehr gute Intonation. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass es mir schwer gefallen ist, einen tragenden Ton zu erzeugen, mit dem ich mich in einem großen Orchester durchsetzen kann. Bei normaler Haltung liegt mein Handballen am Gestänge des 1. Ventils an, was mittelfristig entwerder dank Gewöhnung nicht mehr auffallen oder aber zunehmend nerven würde - was es ist, weiß man erst, wenn man mehrere Monate spielt.
- Cornford 28, Goldmessing. Schwierigere Ansprache als das aus Messing, klanglich kein großer Gewinn im direkten Vergleich.
- Worischek 12, Messing. Hat im Test ein wenig darunter gelitten, dass es auf F/B statt B/F eingestellt war und ich daher Schwierigkeiten mit technischen Stellen hatte. Sehr schön klingende F-Seite. Das Instrument ist sehr leicht mit entsprechend einfacher Ansprache, was mir ungeahnt sanfte pp-Einsätze ermöglich hat. Zumindest mir ist der Klang im ff allerdings schnell ausgerutscht, und ich habe festgestellt, dass ich, der ohnehin das Mundstück meist zu fest ansetzt, bei dem leichten Instrument anfange zu pressen wie Holle, was nach einigen Minuten schönen Klangs in der Höhe diesen schnell schlechter werden lässt und auch der Kondition nicht gut tut - was das langfristig bedeuten kann ist mir auch klar. Zusätzlich empfand ich die relativ verwinkelten Züge als schwierig, das Ausleeren dauert länger als gewohnt.
- Hoyer G10. Klanglich hat mir das gut gefallen, allerdings hatten beide getesteten Modelle Schwächen in der Maschine (eine hat schlicht geklappert und ein bisschen gehakt, was man vermutlich mit Öl beheben könnte - aber was wenn nicht? Bei der anderen haben sich die Gestänge von Daumen- und 3. Ventil gegenseitig behindert, wenn man beides verwendet hat. Auch das kann man vermutlich beheben, aber bei einem fabrikneuen Exemplar ist es doch Skepsis erregend.) Dazu habe ich einen Blogpost gefunden, in dem jemand erwähnt, ihm sei nach einer Woche eine Lötstelle aufgegangen.
- Hoyer 801. Klanglich bestenfalls ein "Sidegrade" zu meinem aktuellen Instrument.
- Hoyer K10. Sehr schönes Instrument. Spektakuläre, mühelose Intonation, klanglich vollkommen OK, wenn auch über die Register (wenn ich es spiele) nicht vollkommen ausgewogen bzw. gleichmäßig in der Entwicklung - die Quarte c'-f' auf der B-Seite zB war merkbar blecherner als der Rest. Die Verarbeitung wirkte solide, Mechanik überzeugend. Aber wie kann man ein Instrument standardmäßig mit einem Koffer verkaufen, in den es nicht hineinpasst, ohne einen Ventilzug zu entfernen? Verliert in der B-Note, weil ich es nicht für ein paar Tage nach Hause mitnehmen konnte, um es im Kontext mit anderen zu testen, und weil der Händler mich mit nicht wahrheitsgemäßen Aussagen zu einer überstürzten Entscheidung zu drängen versucht hat.
- Finke Brendan & 66. Beides schöne Instrumente mit einem leichten Vorzug für das 66. Wie das Worischek sehr leichte Instrumente, mit einem ähnlichen unbewussten Effekt auf meine Spielweise.
- Dürk D3 & Baborak. Schöne Instrumente, aber mit dem Widerstand komme ich nicht klar, so dass mein Klang furchtbar dünn ist. Mir wurde gesagt, das ginge den meisten Umsteigern anfangs so, aber da mein erklärtes Ziel bessere Ausdauer ist, bietet es sich nicht an, das anstrengendste Instrument auf dem Markt zu kaufen.
- Dürk LDx5, ein K-Modell. Zusammen mit dem Cornford 28 derzeit mein Favorit. Insbesondere in der Mittellage auffallend schöner, mühelos tragender Klang. Offener, heroischer Klang ist einfach, ich habe aber Schwierigkeiten, einen etwas innigeren Klang, wie ich ihn zB von meinem Instrument gewohnt bin und für Tschaikowski 5 gut finde, zu erzeugen. Mein erster Versuch mit "Luxusvarianten" - sowohl der handgehämmerte Schallbecher als auch der Schmetterkranz haben im Test vor Ort den Klang merkbar aufgewertet, so dass ich diese Version gerade zum ausgedehnten Test zuhause habe. Die Mechanik (mit Schnüren) empfinde ich nicht als ideal, gefühlt sind die Ventile ein bisschen langsamer als die des Cornford (mit Minibalgelenken), und das Daumenventil hat mehrfach beim normalen Spielen nicht richtig geschaltet - vielleicht habe ich aber auch aus Angst um ein Instrument, das mir nicht gehört, zu wenig Kraft investiert. Die Rohre des F-Stimmzugs sind nicht vollkommen parallel. Auch das ist eine Verarbeitungsschwäche, die sich vermutlich leicht beheben lässt, aber erst einmal den Eindruck schmälert und die Frage aufwirft, ob noch andere drohen.
Getestet wurden alle Instrumente mindestens mit Auszügen aus Strauss 1, dem Solo aus Tschaikowskis 5. Sinfonie, einer auf Bach basierenden tiefen Staccatoetüde und Tonleitern über meinen Tonumfang.
Das Cornford 28 hat im Testprozedere den Vorteil, dass es das erste wirklich gute Instrument war, das ich gespielt habe, so dass es für einige Erleuchtungen gesorgt hat (Ich kann ja trillern! Mensch, kann ich lange am Stück spielen!), die ich inzwischen als selbstverständlich wahrnehme - und auf der anderen Seite den Nachteil, dass es in der Basisversion gegen das LDx5 mit handgehämmertem Schall etc, antritt. Gibt es hier Erfahrungswerte, ob auch bei dem Cornford der Unterschied so groß ist wie beim Dürk? Wenn ja, könnte das gut meine Kritikpunkte aushebeln. Außerdem habe ich nach dem Cornford erst angefangen, auch mit Mundstücken zu experimentieren, und auf den meisten Hörnern komme ich mit einem weiteren als meinem Schmid 11 besser klar, was vermutlich das Cornford noch einmal aufwerten wird.
Gibt es weitere Instrumente, die auf jeden Fall getestet haben sollte, bevor ich mich entscheide? Gut gefallen haben mir vor allem Cornford 28, Hoyer K10 und LDx5.
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Im Übrigen ist es sehr interessant, dass alle Hersteller, mit denen ich Kontakt hatte, sehr nett sind, auch wenn ich kein namhafter Profi bin. Dass ich letztlich nur von einem ein Instrument kaufen werde tut mir ehrlich leid, da sie alle Arbeit mit mir hatten - aber wenn man sich die Länge der Auftrags- und Wartelisten anschaut, muss das Geschäft ja gut gehen.