Auswahl eines neuen Horns

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Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon Lupus Cornum » Mi 18. Jan 2017, 12:24

Hallo Ihr Lieben,

derzeit sehe ich mich nach einem neuen Horn um. Das ist ein Thema, das hier im Forum ja durchaus gelegentlich diskutiert wird, in meinem Fall erhoffe ich aber, dass einer der Kundigeren unter Euch in meinen bisherigen Einschätzungen getesteter Hörner ein Muster erkennt und mich so vielleicht zu weiteren, für mich geeigneten Modellen weisen kann.

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Wer bin ich? (Braucht Ihr nicht zu lesen, nur der Vollständigkeit halber)

Mittdreißiger Amateur. Sehr formabhängig. Kann an guten Tagen Strauss 1 erkennbar spielen, an schlechten Tagen... nicht. Spiele viel in durchaus anspruchsvollen Orchestern. Habe mich lange gezwungenermaßen auf die Höhe geworfen, weil es oft keinen gab, der es besser konnte als ich. Durchaus erfolgreich am 1. Horn aufgeführt habe ich zB Dvorak 9, Tschaikowski 5, Mendelssohn 3, Strauss (Sinfonie) 2, Siegfrieds Rheinfahrt (zu meiner eigenen großen Überraschung - das hatte ich eigentlich als zu schwer eingestuft).

Ansonsten mache ich viel Kammermusik, oft mit Streichern, freundeskreisbedingt.

Mein großes Problem ist und war schon immer die Kondition. Bei den oben genannten Sinfonien hatte ich nie am Ende genug Kraft übrig, um das Finale Furioso sinnvoll mitzuspielen, wenn ich nicht einen Assistenten hatte, der mir zwischendurch Passagen abgenommen hat.

Das liegt natürlich zu einem großen Teil daran, dass ich nicht täglich üben kann. Letztes Jahr habe ich allerdings mein Lidl Acoustic zu einer Überholung bringen wollen. Der Instrumentenbauer meinte, die Kosten der Überholung würden den Wert des Instruments übersteigen, und ich solle doch darüber nachdenken, eines seiner Hausmarkeninstrumente zu einem kleineren Preis zu kaufen. Man soll ja offen sein, daher habe ich das Hausmarkeninstrument probe gespielt - und war ziemlich überrascht, als ich zum einen wesentlich länger durchgehalten habe, als ich das bei einem ähnlichen Pensum auf meinem Instrument getan hätte, und dazu noch einige Töne, die ich noch nie so richtig zum Stimmen oder sogar Ansprechen bekommen hatte, schlicht und ergreifend da waren. Den Fehler hatte ich immer bei mir gesucht.

Daraufhin wurde der Beschluss gefasst, einen lange gehegten Plan in die Tat umzusetzen, und zwar, wenn ich über einen längeren Zeitraum as Gefühl habe, dass nicht ich, sondern das Instrument den limitierenden Faktor darstellt, Geld in die Hand zu nehmen und ein neues, gutes zu kaufen, von dem ich hoffe, es den Rest meines Hornistenlebens zu spielen.

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Welche Hörner?

  • Lidl Acoustic. Schöner Pianoklang. Mechanik mittlerweile hakelig. Intonationsschwächen. Ansprache etwas träge.
  • Cornford 28, Messing. Ausprobiert zusammen mit dem Cornford 23 und einer Riege Hoyer-Hörner (G10, 801, 3601). Von diesen klar das Beste. Sehr einfache Ansprache, schöner, offener Klang. Technisch schnelle Passagen und Verzierungen konnte ich so gut spielen wie noch nie. Die Bindungen sind spektakulär. Sehr gute Intonation. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass es mir schwer gefallen ist, einen tragenden Ton zu erzeugen, mit dem ich mich in einem großen Orchester durchsetzen kann. Bei normaler Haltung liegt mein Handballen am Gestänge des 1. Ventils an, was mittelfristig entwerder dank Gewöhnung nicht mehr auffallen oder aber zunehmend nerven würde - was es ist, weiß man erst, wenn man mehrere Monate spielt.
  • Cornford 28, Goldmessing. Schwierigere Ansprache als das aus Messing, klanglich kein großer Gewinn im direkten Vergleich.
  • Worischek 12, Messing. Hat im Test ein wenig darunter gelitten, dass es auf F/B statt B/F eingestellt war und ich daher Schwierigkeiten mit technischen Stellen hatte. Sehr schön klingende F-Seite. Das Instrument ist sehr leicht mit entsprechend einfacher Ansprache, was mir ungeahnt sanfte pp-Einsätze ermöglich hat. Zumindest mir ist der Klang im ff allerdings schnell ausgerutscht, und ich habe festgestellt, dass ich, der ohnehin das Mundstück meist zu fest ansetzt, bei dem leichten Instrument anfange zu pressen wie Holle, was nach einigen Minuten schönen Klangs in der Höhe diesen schnell schlechter werden lässt und auch der Kondition nicht gut tut - was das langfristig bedeuten kann ist mir auch klar. Zusätzlich empfand ich die relativ verwinkelten Züge als schwierig, das Ausleeren dauert länger als gewohnt.
  • Hoyer G10. Klanglich hat mir das gut gefallen, allerdings hatten beide getesteten Modelle Schwächen in der Maschine (eine hat schlicht geklappert und ein bisschen gehakt, was man vermutlich mit Öl beheben könnte - aber was wenn nicht? Bei der anderen haben sich die Gestänge von Daumen- und 3. Ventil gegenseitig behindert, wenn man beides verwendet hat. Auch das kann man vermutlich beheben, aber bei einem fabrikneuen Exemplar ist es doch Skepsis erregend.) Dazu habe ich einen Blogpost gefunden, in dem jemand erwähnt, ihm sei nach einer Woche eine Lötstelle aufgegangen.
  • Hoyer 801. Klanglich bestenfalls ein "Sidegrade" zu meinem aktuellen Instrument.
  • Hoyer K10. Sehr schönes Instrument. Spektakuläre, mühelose Intonation, klanglich vollkommen OK, wenn auch über die Register (wenn ich es spiele) nicht vollkommen ausgewogen bzw. gleichmäßig in der Entwicklung - die Quarte c'-f' auf der B-Seite zB war merkbar blecherner als der Rest. Die Verarbeitung wirkte solide, Mechanik überzeugend. Aber wie kann man ein Instrument standardmäßig mit einem Koffer verkaufen, in den es nicht hineinpasst, ohne einen Ventilzug zu entfernen? Verliert in der B-Note, weil ich es nicht für ein paar Tage nach Hause mitnehmen konnte, um es im Kontext mit anderen zu testen, und weil der Händler mich mit nicht wahrheitsgemäßen Aussagen zu einer überstürzten Entscheidung zu drängen versucht hat.
  • Finke Brendan & 66. Beides schöne Instrumente mit einem leichten Vorzug für das 66. Wie das Worischek sehr leichte Instrumente, mit einem ähnlichen unbewussten Effekt auf meine Spielweise.
  • Dürk D3 & Baborak. Schöne Instrumente, aber mit dem Widerstand komme ich nicht klar, so dass mein Klang furchtbar dünn ist. Mir wurde gesagt, das ginge den meisten Umsteigern anfangs so, aber da mein erklärtes Ziel bessere Ausdauer ist, bietet es sich nicht an, das anstrengendste Instrument auf dem Markt zu kaufen.
  • Dürk LDx5, ein K-Modell. Zusammen mit dem Cornford 28 derzeit mein Favorit. Insbesondere in der Mittellage auffallend schöner, mühelos tragender Klang. Offener, heroischer Klang ist einfach, ich habe aber Schwierigkeiten, einen etwas innigeren Klang, wie ich ihn zB von meinem Instrument gewohnt bin und für Tschaikowski 5 gut finde, zu erzeugen. Mein erster Versuch mit "Luxusvarianten" - sowohl der handgehämmerte Schallbecher als auch der Schmetterkranz haben im Test vor Ort den Klang merkbar aufgewertet, so dass ich diese Version gerade zum ausgedehnten Test zuhause habe. Die Mechanik (mit Schnüren) empfinde ich nicht als ideal, gefühlt sind die Ventile ein bisschen langsamer als die des Cornford (mit Minibalgelenken), und das Daumenventil hat mehrfach beim normalen Spielen nicht richtig geschaltet - vielleicht habe ich aber auch aus Angst um ein Instrument, das mir nicht gehört, zu wenig Kraft investiert. Die Rohre des F-Stimmzugs sind nicht vollkommen parallel. Auch das ist eine Verarbeitungsschwäche, die sich vermutlich leicht beheben lässt, aber erst einmal den Eindruck schmälert und die Frage aufwirft, ob noch andere drohen.


Getestet wurden alle Instrumente mindestens mit Auszügen aus Strauss 1, dem Solo aus Tschaikowskis 5. Sinfonie, einer auf Bach basierenden tiefen Staccatoetüde und Tonleitern über meinen Tonumfang.

Das Cornford 28 hat im Testprozedere den Vorteil, dass es das erste wirklich gute Instrument war, das ich gespielt habe, so dass es für einige Erleuchtungen gesorgt hat (Ich kann ja trillern! Mensch, kann ich lange am Stück spielen!), die ich inzwischen als selbstverständlich wahrnehme - und auf der anderen Seite den Nachteil, dass es in der Basisversion gegen das LDx5 mit handgehämmertem Schall etc, antritt. Gibt es hier Erfahrungswerte, ob auch bei dem Cornford der Unterschied so groß ist wie beim Dürk? Wenn ja, könnte das gut meine Kritikpunkte aushebeln. Außerdem habe ich nach dem Cornford erst angefangen, auch mit Mundstücken zu experimentieren, und auf den meisten Hörnern komme ich mit einem weiteren als meinem Schmid 11 besser klar, was vermutlich das Cornford noch einmal aufwerten wird.

Gibt es weitere Instrumente, die auf jeden Fall getestet haben sollte, bevor ich mich entscheide? Gut gefallen haben mir vor allem Cornford 28, Hoyer K10 und LDx5.


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Im Übrigen ist es sehr interessant, dass alle Hersteller, mit denen ich Kontakt hatte, sehr nett sind, auch wenn ich kein namhafter Profi bin. Dass ich letztlich nur von einem ein Instrument kaufen werde tut mir ehrlich leid, da sie alle Arbeit mit mir hatten - aber wenn man sich die Länge der Auftrags- und Wartelisten anschaut, muss das Geschäft ja gut gehen.
Zuletzt geändert von Lupus Cornum am Mi 18. Jan 2017, 19:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon dszy » Mi 18. Jan 2017, 14:07

Mir hat auf der Musikmesse vor einigen Jahren das Horn von Marc Schmiedhaeuser auch sehr gefallen. http://www.orchesterhorn.de/
Ricco Kuehn ist aus meiner Sicht auch auf jeden Fall einen Test wert. http://ricco-kuehn.de
Ich selbst werde naechste Woche noch bei Knopf in Markneukirchen vorbei schauen. http://www.knopf-horn.de/
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon a.r.cor » Mi 18. Jan 2017, 16:17

Hallo dszy,

großes Kompliment an Dich, welche schönen Werke Du schon alle gespielt hast.

"...Mein großes Problem ist und war schon immer die Kondition. Bei den oben genannten Sinfonien hatte ich nie am Ende genug Kraft übrig, um das Finale Furioso sinnvoll mitzuspielen, wenn ich nicht einen Assistenten hatte, der mir zwischendurch Passagen abgenommen hat.
Das liegt natürlich zu einem großen Teil daran, dass ich nicht täglich üben kann..."

Um möglichst ausdauernd blasen zu können, ist eine dichte Maschine enorm wichtig; ist bei allen Neu-Instrumenten gegeben. Die Wahl der Marke/des Modells mag bzgl. der Kondition nicht so entscheidend sein, sondern eher Geschmacksache oder eine Frage der Gewohnheit. Im regelmäßigen/sinnvollen Üben würde ich (zumindest in den Wochen vor einem wichtigen Konzert) den Weg sehen, nicht im Modell XY. Frage bitte einen kompetenten Lehrer, ob dieser bei Dir ein Konditionsproblem sieht oder nicht. Dieser kann auch den Klang eines Horns "im Saal" besser beurteilen als man selbst, wenn man spielt. Die genannten Werke sind übrigens auch für jeden Profi anstrengend.

Um die Liste der empfehlenswerten Hornmodelle noch zu erweitern, seien hier folgende Modelle genannt:
Alexander 103 (mein Alltagshorn)
Alexander 503 (weniger Widerstand, langes Mundrohr)
Alexander 403 (dito, mit 60°-Umschaltventil)
Engelbert Schmid (sehr leicht)
Eduard Kruspe (eventuell zurzeit nicht erhältlich)
Dieter Otto 180 bzw. 180K

Viel Erfolg wünscht Achim
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon oppitz » Mi 18. Jan 2017, 17:30

Hallo,

Du hast schon viel probiert und es wurden nachher noch wichtige Kandidaten genannt, trotzdem noch etwas Senf von mir (versuche wenig redundantes zu schreiben)...

Dass Du das Finke 66 dem Brendan vorziehst wundert mich wirklich, kenne die Modelle und hab da Welten zugunsten des Brendan gesehen... kann aber auch am getesten Mundrohr liegen! Seit 1-2 Jahren baut er zudem noch ein klassischeres K Modell "Legacy" (konnte das aber noch nicht testen).

Bei Dieter Otto unbedingt auch mal das 166 versuchen. beim 180 gibt es auch grosse Unterschiede, je nach Mundrohr. Die beiden kenne ich persönlich vom anspielen, haben beide extremen Kaufreiz (nicht nur bei mir) ausgelöst. Leider kenne ich die anderen Modelle noch nicht.

Cornford - da durfte ich bisher nur das L25 (kompensiert) probieren... für Kammermusik kann ich mir kaum etwas besseres vorstellen. Durchsetzungskraft im Orchester müsste man mal testen. Das C28 soll der Knaller sein, kann aber da nicht mitreden.

Knopf - die Mutter aller "K" und Geyer Bauweisen ist das Modell 16, aber 13 und 14 (kompensiert) unbedingt auch mal probieren - echt feines Handwerk. klanglich war das kompensierte 14 mit dem extra schmalen Schall mein Liebling.

Jungwirth hat auch ein interessantes Doppelhorn, auch das habe ich aber leider noch nicht testen können... und Marc Schmiedhäuser tüftelt gerade auch an einem neuartigen Modell (kenne von ihm "nur" ein 103er Klon, welches aber IMHO mit den besten mir bekannten 103er mithält).

Kühn und Dürk hatte ich noch nie in der Hand - eine echte Bildungslücke.
Etwas preislich ambitioniert ist nicht nur E.Schmid, sondern auch die Brüder Thein aus Bremen.

Noch unbekannter dürfte Daniel Kunst sein, der auch mal ein Doppelhorn in seiner Liste hatte (sonst macht er wohl mehr Naturhörner).
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon wombat » Mi 18. Jan 2017, 18:59

Hallo,

wenn Dir die Hörner in der Alexander-Bauweise zu schwer zu spielen sind, dann probiere doch mal bei Ricco Kühn das W273. Es läßt sich leichter anspielen als zuvorgenannte Bauweise. (Es ist aber definitiv kein "leicht" anzuspielendes Horn wie es z.B. Engelbert Schmid für sich reklamiert.) Es braucht den gleichen Habitus, spielt sich dennoch leichter an. Ich habe jetzt endlich das Gefühl, besser zu "den anderen" klanglich zu passen. Auch intonatorisch macht es mir das Horn deutlich einfacher. Keine Angst mehr vor a2 ;-)
Die anderen Hörner die es von Ricco Kühn gibt waren mir zu leicht anzuspielen. Diese Sachen mit dem Widerstand beim Spielen ist Gewöhnung und Geschmackssache. Mir hilft der Widerstand stets Obacht auf die Stütze zu legen, was sich dann natürlich positiv auf den Klang auswirkt.
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon Lupus Cornum » Mi 18. Jan 2017, 20:21

Vielen Dank für die Antworten!

@ dszy

Natürlich übe ich gegen Projektende auch täglich und wollte eigentlich nicht das Material aufrüsten, bevor ich mir mir selbst auf dem aktuellen dauerhaft zufrieden bin. Daher war der Effekt anderer Instrumente tatsächlich überraschend. Die Ventile könnten durchaus ein wichtiger beitragender Faktor sein - das Lidl ist tatsächlich recht alt, und insbesondere die Walze ist, nun ja, nicht mehr vollständig neuwertig.

Jedenfalls klingt das so, als müsste ich mit der Firma Otto telefonieren. Kühn ist leider ein recht weiter Weg, aber der Hinweis auf ein konkretes Modell ist super, da man sich das schicken lassen kann.
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon Fidelio » Do 19. Jan 2017, 11:27

Lieber Wolf,

Die Schilderung Deiner bläserische Konstitution und wie Du die von Dir angespielten Instrumente bewertest, lässt erkennen, dass Du durchaus brauchbare analytische Fähigkeiten besitzt. Verrenn Dich darin nicht, und versuche nicht jedes Horn auszuprobieren, welches auf der Welt ( oder in Europa ) hergestellt wird. Du wirst bei allen in renommierten Manufakturen hergestellten Hörnern viele schöne Seiten aber eben auch die ein- oder andere Schwäche entdecken. Das "einzig wahre" Instrument gibt es nunmal nicht (auch wenn man bei den Berliner Philharmonikern offensichtlich anderer Meinung ist ;) ).
Kleiner Tipp am Rande: Als Hornist mit einer einer eingestandenen leichten Konditionschwäche, der nicht täglich mindestens ein- bis zwei Stunden üben kann, (wenn Du das könntest, hättest Du sicher auch keine Konditionschwäche mehr) solltest Du von Instrumenten mit bekanntermaßen hohem Widerstand die Finger lassen.
Ich empfehle Dir, Dich jetzt zu entscheiden. Das von Dir ohnehin schon favorisierte Modell von Cornford oder meines Erachtens auch die Produkte der Firma Finke beispielsweise, sind hervorragende Instrumente, bei denen Du die Möglichkeit hast, auf grundsolider Basis, mit Augenmerk auf die Performance, zu einem Spitzenergebnis zu gelangen.
So war z.B. mein Cornford, schon als ich es das erste Mal im Rohbau in der Hand hielt, ein tolles Horn. Ich habe es dann mit handgehämmertem Schall und geändertem Mundrohr fertigstellen lassen, und jetzt begeistert es mich nach wie vor jeden Tag.
Auch bei der Firma Finke kannst Du so zu herausragenden Ergebnissen kommen. Hier stehen Dir durch das optional angebotene Mundrohr-Wechselsystem sogar im Nachhinein noch viele Möglichkeiten zur individuellen Optimierung auf Deine jeweiligen Bedürfnisse offen. Unter Berücksichtigung dieser Option solltest Du vielleicht auch nochmal über das Brendan nachdenken...
Die Meister der Kunst des Hornbauens werden Dir hier mit Rat und Tat sicher zu Deinem Horn verhelfen können. Dass das nur beim Hersteller vor Ort, unter Umständen auch mehrmals, stattfinden kann, versteht sich von selbst.
Selbstverständlich hast Du aber auch bei allen anderen etablierten europäischen Hornbauer die Chance, zu einem für Dich passenden Horn zu kommen. Es kommt nicht so sehr auf den Hersteller an. Es ist wie bei den Fahrzeugen; ob Audi, BMW oder Mercedes, qualitativ alle auf einem Niveau, und doch kommt nicht jede dieser Marken für jeden Fahrer in Frage. Und auch nicht jedes Modell einer Marke...

Fidele Grüße
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon oppitz » Do 19. Jan 2017, 12:20

@ Fidelio

absolut Deiner Meinung... aber mal eine ungefähre Marktübersicht (Hersteller und Modelle) kann ja mal nicht schaden :mrgreen:

Manchen macht auch das testen Spaß - man bekommt jedesmal neue Impulse und der Horizont erweitert sich. Ich teste mich die letzten 3 Jahre durch einige Hersteller, verkaufen ist leider nicht so mein Talent, deswegen, vor dem nächsten Impuls müssen mind. 2 Hörner weg. Bisher (Klopf-auf-Holz) habe ich auch keine Verluste gemacht (meist gebraucht gekauft).

Das bringt mich natürlich theoretisch hornistisch kein Stück weiter, andererseits erkennt man manchmal, dass irgendetwas doch gar nicht schwer ist was bisher nicht ging (lupus cornum hat das Beispiel trillern genannt - ja, da gehen einige Modelle einfach besser... oder manche einzelnen Töne). Ein Barborak kann es auf jedem Horn, Laien dürfen aber gern ein wenig "herumspinnen".
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon Peter » Do 19. Jan 2017, 13:07

Bei der Qualität eines Hornes kommt es vor allem auf den "output" an. Merkwürdigerweise wir das meist vergessen. Scheinbar geht es bei den meisten darum, wie bequehm es sich spielen lässt. und nicht so sehr darum, wie es im Saal klingt.

Vernünftigerweise sucht man sich also ein Instrument mehr mit dem Verstand aus und weniger mit dem Gefühl, denn da ist die Fehlerquelle, sich zu täuschen sehr groß.

Es gibt z.B. Fragen zum Gewicht: Große Meister suchen sich meist ein leichtes Instrument aus, weil das im Sinne des Bläsers leichter zu dominieren ist. Schwere Instrumente haben meist einen vorkonfektionierten Klang, der kaum noch zu beeinflussen ist.

Es gibt z.B. Fragen zum Widerstand. Sicherlich kann ein zu großer Widerstand den Bläser überfordern. Komischerweise sind Hörner mit weniger Widerstand viel eher "ansatztötend". Widerstand ist aber nicht zum "Brechen" da, sondern zum "Anlehnen".

Es gibt z.B. Fragen zum gehämmerten Schall: Man klopft begeistert mit dem Fingerknöchel an Schall und berauscht sich am glockenähnlichen Klang. Komisch ist nur , dass die klangschönsten alten Hörner bei dem Klopftest einen stumpfen Klang haben, weil das Material weich ist!

Es gibt z.B. Fragen zu der Schallmensur: Es gibt sehr weite Instrumente, sie zwar im Umkreis des Bläsers groß und weich klingen - aber ist das auch im Saal so?

Es gibt z.B. Fragen zur Intonation: Klar, man kann mit der rechten Hand im Schall, mit Hilfsgriffen und mit dem Ansatz immer sauber spielen. Es gibt aber Instrumente, bei denen die Oktaven (z.B. auf dem B.Horn f1 - f2) von vornherein gut stimmen. Es gibt Instrumente bei denen von Instrumentbauerseite her die Naturtöne der 5Serie hochmanipuliert sind - komisch ist nur, dass sie trotzdem nicht klingen.

Also, was bleibt: Sucht Euch einen vertrauensvollen hornkompetenten Kameraden. Setzt ihn in den Saal und lasst ihn den Klang beurteilen. Dann tauscht die Pätze Hört Euch an, wenn er an Deiner Stelle bläst. Eifert nicht Idolen nach, denn "…keiner kann sich ändern, jeder kann sich bessern…" Aphorismus von Ernst Maria Johann Karl Freiherr von Feuchtersleben (* 29. April 1806 in Wien; † 3. September 1849 ebenda) war ein österreichischer Popularphilosoph, Arzt, usw-
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Re: Auswahl eines neuen Horns

Beitragvon Horntastisch » Sa 21. Jan 2017, 18:49

Hallo,

kann mich wombat anschließen und dir das W273 von Kühn empfehlen. Habe dazu auch schon geschrieben im Artikel "mehr als ein weiterer 103er Klon?". Generell baut Ricco Kühn qualitativ sehr hochwertige Instrumente. Das W273 hat einen spürbaren aber nicht zu großen Widerstand, der für mich sehr angenehm und vor allem hilfreich ist.
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