Atemtechnik & Stütze

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Re: Atemtechnik & Stütze

Beitragvon Altcorno » Fr 16. Okt 2015, 13:35

Von Theorien zur Atemtechnik halte ich überhaupt nichts.

Die Atmungsorgane werden beim Blasen eines Instruments dazu zweckentfremdet, eine Luftsäule, im Prinzip Luft als beharrende Masse verstanden, mit konstantem Druck und überwiegend konstanter Strömungsgeschwindigkeit gegen den Widerstand des Instruments („Reib-Beiwert“), der sehr unterschiedlich sein kann, durch das Instrument zu schieben. Dafür sind die Atmungsorgane zwar nicht gemacht, viel falsch machen kann man dabei aber auch nicht. Es kommt beim Ausatmen ins Instrument lediglich darauf an, dass das „Schieben“ der Luftsäule kontrolliert (gleichmäßig, konstant) wahrgenommen wird und nicht musikalisch kontraproduktiv erfolgt. Das hört man dann; der Rest ist nicht Atmung, sondern Ansatz.

Viele Grüße,
Altcorno
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Re: Atemtechnik & Stütze

Beitragvon Peter » Di 27. Okt 2015, 18:39

Lieber Hornfreunde, nachdem ich Eure Beiträge gelesen habe, füge ich auf Eure Bitten hin, meine Meinung dazu.

Das Horn ist ein Blasinstrument. Folglich spielt die Atemtechnik eine eminent wichtige Rolle.
Zu beneiden sind jene, die von Anfang an diese Technik natürlicherweise beherschen.

Bei allen anderen muss man mehr oder weniger darüber reden.

Leider entsprechen oft die Erklärungen nicht der anatomischen Wirklichkeit. Man denke nur an das Wort „Zwerchfellstütze“. Diese gibt es , kann es vom anatomischen her nicht geben. Das Zwerchfell ist ein Muskel, der kuppelförmig den Bauch- vom Brustraum trennt. Spannen wir das Zwerchfell an, dann senkt sich der Muskel und Luft strömt in die Lungen. Das ganze tiefe Einatmen gelingt nur, wenn sich die Kontrahenten des Zwerchfelles e n t s p a n n e n, also der Beckenbodenmuskel und vor allem die Bauch(Abdomen) muskelatur.

Beim normalen Ausatmen entspannen sich einfach nur alle Muskeln, z.B. im Schlaf.

Beim „Arbeits-Ausatmen drehen sich die Spannungs/Entspannungszustände um. Das Zwerchfell muss sich
e n t s p a n n e n , während sich die beiden Kontrahenten spannen und die inneren Bauchorgane gegen das Zwerchfell pressen um die Luft kraftvoll raus zu schieben, Hier kommt der Bauchmuskulatur eine entscheidende Rolle zu. Sie muss sich ähnlich der Bogenhand eines Streichers verhalten und den Luftstrom (Streicher-Bogen) kontrollieren.

Ein- und Ausatmen sind die zwei Seiten der selben Medallie. Ich vergleiche das mit den Wellen am Meeresstrand: Die Wellen bäumen sich auf, brechen und das Wasser fließt am Strandboden zurück. Keiner könnte diese Meereswellen an/aufhalten. Und so soll es auch beim Blasen sein: Einatmen und sofort von der Bauchmuskulatur geführt, blasen -keine Pausen dazwischen, sonst sind „Kicker“ vorprogrammiert.

Alle die Begriffe( vor allem aus der Sängerwelt) , wie mit dem Zwerchfell stützen oder halten sind falsch und helfen nicht weiter.




aus dem Internet:

Zwerchfell und Beckenboden gehören zu den Querstrukturen des Körpers und bestehen beide aus kräftigem, elastischem Muskelgewebe. Das Zwerchfell – unser Hauptatemmuskel – ist eine kuppelförmig aufgewölbte Muskelplatte. Es liegt etwas über Nabelhöhe quer im Leib und trennt den Brustraum von der Bauchhöhle. Der Beckenboden ist aus drei übereinander liegenden Muskelschichten aufgebaut und verschliesst das kleine Becken gegen unten. Er trägt und stützt die Bauchorgane und stabilisiert sie in ihrer Lage. Er ist ausserdem daran beteiligt, dass Anus und Harnöffnung geöffnet und wieder verschlossen werden können.
Zwerchfell und Beckenboden stehen über die Faszien (Bindegewebsstränge und Bindegewebshüllen) des M. Psoas Major sowie über die Atembewegung in Verbindung und arbeiten für mehrere wichtige Funktionsabläufe im menschlichen Körper eng zusammen.
Beim Atmen
Im Einatmen spannt sich das Zwerchfell an, seine Kuppeln senken sich ab, und die Luft strömt in die Lungen. Die Atemdruckwelle pflanzt sich nach unten fort bis zum Beckenboden. Der Beckenboden c sich in der Einatemphase, gibt der Atemdruckwelle nach und unterstützt durch sein elastisches Nachgeben die tiefe Bauchatmung. Im Ausatem entspannt sich das Zwerchfell und steigt hoch. Der Beckenboden spannt sich an, steigt Richtung Bauchhöhle hoch und vollzieht unterstützend die Ausatmung mit. Für die Atmung ist das Zusammenspiel von Zwerchfell und Beckenboden antagonistisch (ist der eine Muskel angespannt, ist der andere entspannt, und umgekehrt). Aufgrund des engen Zusammenspiels von Beckenboden und Zwerchfell bei der Atmung kann über die Atmung der Beckenboden direkt angesprochen und beeinflusst werden.
Anspannung und Entspannung sind gleichermassen wichtig
Wie bei allen Muskeln besteht die Tätigkeit von Zwerchfell und Beckenboden im Anspannen und Entspannen, und beide Strukturen können sowohl verspannt sein (= das Entspannen ist nicht mehr möglich) wie auch unterspannt sein (= das Anspannen gelingt nicht mehr ausreichend). Ein optimales Funktionieren von Beckenboden und Zwerchfell bedingt, dass Spannen und Lösen gleichermassen möglich sind und die Muskulatur elastisch bleibt.
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Re: Atemtechnik & Stütze

Beitragvon dszy » Mi 23. Jun 2021, 03:33

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