Franz Strauß: Horn in F ?

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Franz Strauß: Horn in F ?

Beitragvon GabZach » Do 9. Mai 2024, 18:26

Ihr kennt sicher alle von Franz Strauß das Concert op 8, und Thema und Variationen op 13 .
Nun ist mir aufgefallen , dass beide Stucke Horn in F sind, und die Tonart B-Dur notiert ist.
Normalerweise ist das ja ein Anzeichen dafuer, dass die ursprüngliche Stimme als Horn in Es geschrieben war.

Das scheint bei Franz Strauß nicht der Fall gewesen zu sein - kann das wirklich sein?
Ich konnte es leider nicht definitiv herausfinden, aber alle Simmen, auch ganz frühe Ausgaben auf IMSLP zeigen Horn in F.

Weiß jemand mehr dazu?

Vielen Dank im Voraus.

G.
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Re: Franz Strauß: Horn in F ?

Beitragvon Waldviertel » Mo 13. Mai 2024, 09:08

Hallo GabZach,

die Lebensdaten von Franz Strauß sind ja bekannt (26. Februar 1822 - 31. Mai 1905).

Er war bekanntlich Hornist in der Königlich Bayrischen Hofkapelle in München und spielte bei Richard Wagner Uraufführungen (Tristan, Meistersinger, Rheingold, Walküren).

„Lohengrin ist süßliches Geschleife“, „die Hornstimmen in den Meistersingern sind Klarinettenstimmen“ – Vater Franz Joseph Strauss, erster Hornist im Münchner Hoforchester, lässt keine Gelegenheit aus, über die Musik Richard Wagners kräftig herzuziehen. Sein künstlerisches Credo ist allein der „Trinität Mozart (über allen), Haydn und Beethoven“ vorbehalten. Selbst am Tag nach dem Tod Richard Wagners verweigert er als einziger im Orchester, sich zum Gedenken vom Platz zu erheben. https://www.richardstrauss.at/strauss-u ... thema.html

Horn in F, mit Ventilen, war da ja schon allgemein üblich.

Und, jetzt kommts: Franz Strauß spielte ein B-Horn!
Hier wird das Original vorgestellt:
https://www.staatsoper.de/editorial/det ... rauss-horn
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Re: Franz Strauß: Horn in F ?

Beitragvon GabZach » Do 16. Mai 2024, 23:15

Waldviertel hat geschrieben:
Horn in F, mit Ventilen, war da ja schon allgemein üblich.

OK, aber mir scheint, dieses Argument greift nicht, denn es gibt doch aus der Zeit auch genauso viele Kompositionen in irgend einer Transposition, denke ich.

Waldviertel hat geschrieben:
Und, jetzt kommts: Franz Strauß spielte ein B-Horn!


Das koennte mir schon eher als Erklärung dafuer taugen, dass er seine Kompositionen in F geschrieben hat.
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Re: Franz Strauß: Horn in F ?

Beitragvon Waldviertel » Fr 17. Mai 2024, 15:35

Es gab ja nicht "den einen Stichtag", an dem auf Horn in F umgestellt wurde.
Die Geschichte des Ventilhorns ist ja hinlänglich bekannt. Erster Einbau eines Ventils, Piston versus Drehventil etc. .
Lange Zeit wurden Naturhörner (in verschiedenen Stimmungen) und die neuen Ventilhörner gleichzeitig eingesetzt. Manchmal sogar in der selben Partitur.
In Deutschland setzte sich z.B. das Ventilhorn früher durch als in Frankreich und wurde daher auch als Deutsches Horn, Waldhorn, "German Horn" o.ä. bezeichent im Unterschied zum French Horn.
Jacques François Gallay veröffentlichte z.B. mit seiner Méthode complète pour le cor op. 54 noch im Jahre 1845 die letzte große Schule für das Naturhorn.
Robert Schuhmann (1810 – 1856) veröffentlichte im Jahr 1849 mit seinem „Adagio und Allegro für Ventilhorn in F“ sowie dem revolutionären „Konzertstück für 4 Hörner“ zwei bahnbrechende Werke für dieses damals neuartige Instrument.
Hector Berlioz (1803 – 1869) widmete in seiner Grand Traité d’Instrumentation et d’Orchestration modernes (Große Abhandlung moderner Instrumentation und Orchestrierung) von 1844 dem Naturhorn und der Kunst des richtigen Einsatzes der rechten Hand im Schalltrichter ein sehr ausführliches Kapitel, in der Neu-Auflage 1855 ging er aber auch schon kurz auf das "neuartige in Deutschland verwendete Ventilhorn" ein, beklagte aber wie manch andere Komponisten, dass der Reiz des Naturhorns mit teils gedämpften/gestopften/modulierten Tönen dadurch verloren ginge.
Morceau de Concert op. 94 komponierte Camille Saint-Saëns 1887 für den französischen Hornisten Henri Chaussier (1854-1914) und sein Ventilhorn in F (mit aufsteigendem 3. Ventil).
Naturhörner wurden in verschiedenen Stimmungen verwendet, jenes in Es war beliebtes Soloinstrument auf Grund seiner mittlerewn Lage und der Erreichbarkeit der höchsten Naturtöne.
Ventilhorn in allen Stimmungen zu bauen wäre sinnlos, es setzten sich das F-Horn und das B-Horn durch. Beide enthalten ja auf Grund der Ventilkombinationen viele "Naturhörner".
F-Horn: F-E-Es-D-Des...
B-Horn: B-A-As-G-Ges-F...
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