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Thema: Ton und Klangvorstellung


@Konstantin
Einer der Gründe "pro" Aufstützen ist, daß man sich selbst so besser hört. Ist man gezwungen in einem Orchester mit, sagen wir mal, "diffuser" Stimmung zu mucken, kann das eine große Hilfe sein. Der Ton leidet natürlich darunter.

Ich finde auch, daß man die Klangfarbe dem Werk und der Art des Ensembles in dem man spielt anpassen sollte.
Wo man den persönlichen Ton zwischen hell und dunkel ansiedelt ist eine Frage des Geschmacks. Meiner geht da eher in Richtung dunkel, aber eben nicht muffig oder baritonartig.

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Konstantin, ja, leider ist vielen Dirigenten "hell oder dunkel" ziemlich egal. Ich habe mich schon mehrfach beklagt, daß Trompeter ihre D-Kannen benutzten, weil diese nur unpassend schrill plärrten - ohne Erfolg. Hauptsache die Töne kommen... Dagegen wurde neulich den Klarinetten in 'nem D-dur Stück verboten, ihre A-Klar. zu benutzen... 2 Dirigenten, 2 Vorstellungen. Uns Hörner läßt man immer in Ruhe. Allerdings kommt's da dann zu recht wilden Mischungen...



KonstantinBecker:

Unser Vorbild in Bezug auf Klang sollte das Naturhorn sein. Jeder Bogen birgt doch einen anderen Charakter. Ein A-Horn klingt hell und strahlend, ein C-Horn gedeckt und dunkel. Sicherlich kann ein guter und musikalisch intelligenter Bläser auch auf dem Doppelhorn ähnlich Effekte erziehlen.


Das heißt, wir sollten, falls eine Stimme original für A-Horn geschrieben ist, hell und strahlend spielen, bei Original C-Horn "dumpf"? Haben Sie das selber "herausgehört", ist es einfach so (Ich habe leider noch nie ein Naturhorn gespielt)? Kann man das mit F- oder B-Horn vergleichen?



@David und auch @Konstantin !

Zu den guten Gedanken möchte ich noch hinzufügen, daß es EBEN nicht reicht, nur den Klang den Bögen des Naturhorns entsprechend einzustellen. Weitaus wichtiger ist es, den anderen Musikern (Streichern und Bläsern) zuzuhören, den Charakter der jeweiligen Musik zu erfassen und dann die eigene Klangfarbe dazupasend einzustellen. Das reicht aber auch noch nicht ganz, da ja Klänge während eines Stückes auch wechseln. Da kommt dann das Feingefühl zum Tragen. Das ist etwas, was UNS aufgetraen ist, da fast alle Dirigenten (mit Ausnahmen) darauf aus sind, nur sich selbst zu verwirklichen. Wir machen die Musik. Wir gestalten den Klang, aber nicht zum Selbstzweck oder zu unserer Selbstverwirklichung, sondern als Teil des Ganzen im Dienste der Meisterwerke.

Wenn wir dann den jeweiligen Klang erreicht haben, müssen wir noch unsere Spielweise stilgerecht ändern. Es reicht bei weitem nicht, Naturhörner für die Klassik, einfache F-Hörner für die Romantik, großbecherige Kruspes für russisch Musik einzusetzen oder z.B. bei den Franzosen helles Vibrato, bei den Russen oder Tschechen wummerndes Staubsugervibrato zu fabrizieren. Es kommt auf das jeweilige Stück, die jeweilige Passage und die mitspielenden Instrumente an.

Bei den Italienern fehlt mir in unseren Orchestern in Bezug auf die Hornisten z.B. die "Spritzigkeit, jenes lebhafte Spiel mit dem "Stressansatz" (hat mit den Nerven nichts zu tun), also dem etwas "überzogenen Ansatz" a la z.B. "mmm-tsack-tsack"-Nachschlag (nachsummen und den Unterschied erkennen !) oder den etwas "steileren" Kantilenen, usw.usw.

Für die Klassik ist Konstantins Empfehlung der naturhornmäßigen Behandlung des Horns die richtige. Er sollte nur noch hinzufügen, daß man auf dem Naturhorn in den gängigen Stimmungen F und Es auch nicht dick und schwer, sondern leicht und luftig gespielt hat.



@ Michael_dL:

Sei froh, daß die Trompeter "nur" zur hoch-D greifen und nicht etwa das "Quitscheentchen" auspacken! Wir haben auch so ein paar Verrückte, die meinen, ohne gings nicht. Grausam ist das!

Um auf Konstantins Anfangsfrage zurückzukommen:
Musik unterliegt doch immer der Mode. Das wird sich auch nie ändern. Als J.S.Bach starb, war seine Musik nicht mehr "in". Leopold Mozart beschwerte sich über die "vermannheimerung", die sein Sohn aufs Papier schrieb.
"Neue Bahnen" von Schumann löste sicherlich auch die eine oder andere Diskussion aus und hatte Folgen. Natürlich soll die Musik mit der Zeit gehen, sie darf aber nicht albern, stupide und unsinnig sein. Hier allerdings widersprach sich Vater Mozart selbst, wenn er forderte, "man solle das populare nicht aus den Augen verlieren". Pop-(uläre) Musik gabs auch schon immer: Troubadore, Bänkelsänger, Bachs Collegium in Zimmermanns Cafe, Mozarts Zauberflöte - um nur einige zu nennen.
Was nicht geht (nicht gehen darf), ist, gute Musik zu verreißen, indem sie schlecht gespielt oder verzerrt wird. Ich meine damit nicht die augenzwinkernden Aktivitäten gewisser Berliner Hornisten. Solche Sachen sind ganz lustig ("E"-Musik soll ja unterhalten und nicht töten) und werden von Fachkundigen auch nicht bemängelt. Wenn man sich aber (besser nicht) ansieht, was manche Bühnen produzieren, sollte man tatsächlich fragen "...ob das nötig war (ist).."
Leider zensiert das Publikum nicht gut genug (Ahnungslosigkeit? oder will es gar nicht zensieren?) oder es geht hin, weil die Abos ja nicht gerade billig sind. Bei vielen dürfte auch die Selbstdarstellung eine Rolle spielen. Rollen zu spielen sollte man aber denen überlassen, die es können.
Mode ist also, wie das Wort sagt, modern - also zeitgemäß.
Ob derzeit in einem Orchester eher hellere Klangfarben bevorzugt werden oder nicht, wird wohl mehr durch äußere Umstände und weniger durch Dirigenten beeinflußt. Wenn ein Orchester in den Kritiken immer lesen muß ".. die Hörner waren sehr dunkel.." (nur mal als Beispiel), dann werden sie vermutlich in Zukunft anders spielen, denn ständiges Gemeckere geht auf die Nerven. Oder die Umstände zwingen einen dazu. In der DDR mußte man ja selbst als Profi froh sein, wenn man überhaupt ein gescheites Horn bekam. Viele Hornregister waren im 1. u. 3. mit einfach B-Horn besetzt und nur die Tiefen hatten Doppelhörner, meist kompensiert. Trotzdem sind die Aufnahmen von damals (ich besitze viele) nicht etwa uniform und durch extrem hellen Klang geprägt. Ganz im Gegenteil! Hier bestätigt sich, was einige auch schon geschrieben haben: Man muß sein Gebläse der Literatur anpassen. Nicht das Horn entscheidet über die Klangfarbe, sondern der Spieler.


Blech blasen statt Blech reden!

Zuletzt bearbeitet: 08.06.08 18:32 von Martin2
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@Martin2

Thema "Gute Musik"-"Schlecht gespielt"-"nicht zensierendes Publikum"-"zeitgemässe Moden"

Urteilen Sie aus Ihrem persönlichen Geschmackshorizont oder aus allgemein gültigen und schon zwingend einzuhaltenden Grundsätzen, die Sie hier durch manche Interpreten verletzt sehen?

Gäbe es diese "Grundsätze" wirklich, wären wir als Interpreten und Publikum ärmer.



david:
KonstantinBecker:

Unser Vorbild in Bezug auf Klang sollte das Naturhorn sein. Jeder Bogen birgt doch einen anderen Charakter. Ein A-Horn klingt hell und strahlend, ein C-Horn gedeckt und dunkel. Sicherlich kann ein guter und musikalisch intelligenter Bläser auch auf dem Doppelhorn ähnlich Effekte erziehlen.


Das heißt, wir sollten, falls eine Stimme original für A-Horn geschrieben ist, hell und strahlend spielen, bei Original C-Horn "dumpf"? Haben Sie das selber "herausgehört", ist es einfach so (Ich habe leider noch nie ein Naturhorn gespielt)? Kann man das mit F- oder B-Horn vergleichen?


Der Unterschied zwischen einem Hoch-A Bogen und dem Tief-B Bogen ist um ein vielfaches grösser als der Wechsel vom B zum F Horn.

Ich würde die Bezeichnung "dumpf" für das C-Horn nicht gebrauchen. Der Ton ist eher dunkel und gedeckt. Dumpf ist meiner Meinung nach immer falsch. Wenn jemand einen dumpfen Klang hat, stimmt etwas mit der Luftführung oder mit dem Ansatz nicht. Ein obertonreicher Ton kann gar nicht dumpf klingen. Wie Hans schon schrieb... luftig muss es klingen... und das in allen Tonarten.

Gruss
Konstantin






@ Herbert:

Ich urteile aus meinem persönlichen Geschmack heraus. Anders wirds auch kaum möglich sein, weil halt die Geschmäcker verschieden sind.
Grunsätze gibt es bedingt. Jede Musikepoche und jeder -stil hat seine Grundsätze (z.B. Artikulation) die man einfach einhalten muß, damit es entsprechend klingt.
Grundsätze sind aber keine Verallgemeinerungen. Denn es wird trotz aller Uniformität, die heute herrscht, in verschiedenen Ländern (Kontinenten) ein anderer Grundsatz gelten, da auch hier die traditionellen Geschmäcker (oder sollte man Gewohnheitsrecht sagen?) unterschiedlich sind. Das Ganze ist also etwas problematisch. Ein Beispiel aus der Kirchenmusik:
Martin Luther hat seine Choräle im damals üblichen Rhytmus komponiert und sie wurden auch entsprechen gesungen, nämlich sehr "tänzerisch". Will heißen: Nach der heutigen Einteilung der Musik in Takte ist alles im Halbe-Takt geschrieben, wobei es viele Taktwechsel gab. Während der Jahrhunderte haben die Herausgeber der Gesangbücher diese "Tanzsätze" (wie es teilweise abwertend ausgedrückt wurde) in 4/4, 6/4 Takte umgeschrieben, dem jewiligen Zeitgeschmack entsprechend. In den modernen Choralbüchern der Posaunenchöre und auch in vielen Orgelbüchern (was eigentlich das Gleiche ist) sind diese Lieder in verschiedenen Taktarten wiedergegeben. Was ist nun "richtig", was ist "falsch"? Beides ist zutreffend! Während die eine Gemeinde gewohnt ist, die alten Sätze zu singen, bevorzugt eine Andere die neueren Ausgaben. Und hier sind wir wieder bei den Grundsätzen in Form des Gewohnheitsrechtes angelangt. Ich persönlich bevorzuge die alte Weise mit Einteilung durch Mensuralstriche.


Blech blasen statt Blech reden!


@Martin2

Bei den Notationsfragen gibt es klare Grundsätze, das Pferd von hier aufzuzäumen ist m.E. nicht besonders erhellend. Der Urtext ist ja meist das, was der Komponist aufgeschrieben hat.
Ich bezog mich mehr auf das von Ihnen erwähnte "zensierende" Publikum, das seine Hörgewohnheiten verabsolutiert hat und Abweichungen ("Verzerrungen") jeglicher Art hasst.
Ist Norrington also eine "Verzerrung" von Karajan und Rene Jacobs eine "Verzerrung" von Richter? "Verzerren" dann nicht alle den Komponisten?



Jetzt kommt wieder das ungeliebte Wort: "Grundsätzlich" sind die Absichten des Komponisten das Maß der Dinge. Wie ein Dirigent oder Solist (etwa beim Hornkonzert) das Stück interpretiert, ist eine andere Frage. Beispiel:
Während die Begleitstimmen eines Solokonzertes (etwa der Mozartzeit) alle möglichen Musizieranweisungen enthalten, sind diese in den Solostimmen fast nicht zu finden. Denn ein Solist ist sicherlich mit den üblichen Musiziergewohnheiten seiner Zeit vertraut; andererseits obliegt es ihm, eine freie Interpretation (also seine eigenen Intentionen) ins Stück einfließen zu lassen, ohne allerdings das Stück zu ruinieren!

Was das Publikum betrifft: Es gibt intelligente Konzertbesucher, die eine gute und werktreue Interpretation erkennen und auch zu würdigen wissen, selbst dann, wenn geringfügige Einflüsse des Dirigenten oder des Solisten hörbar sind. (Gott sei Dank interpretieren nicht Alle gleich, sonst wäre es ja langweilig). Es gibt aber auch weniger intelligente Zuhörer, wie folgende Annekdote beweist:
Nach einem Konzert (Strauss 1) wurde Hella Baumann mit folgender Frage einer Konzertbesucherin konfrontiert:
"Ihr Mann hat ja wieder hervorragend gespielt! Aber warum hat er es nicht auf dem Naturhorn geblasen?!" Leicht irritiert antwortete Frau Baumann: "Würden Sie ein Klavierkonzert von Rachmaninov auf dem Cembalo spielen?!"
Wenn man weiß, daß Strauss das 1. Hornkonzert fürs B-Horn geschrieben hat (zumindest hat er dessen Verwendung empfohlen), schlägt man ob solch einer Frage natürlich die Hände überm Kopf zusammen.
Bei Abokonzerten ist es ja meist so, daß die Hälfte des Publikums immer aus den selben Gesichtern besteht. Und wenn der überwiegende Teil dieser Abonennten Ahnung von Musik hat (was ja vorkommen soll), ist eine Zensur durchs Publikum unausweichlich. Die Zensur erfolgt üblicherweise über den Applauspegel. Konzertveranstalter wie auch das Orchester erkennen also sofort, ob ihre Intentionen und Interpretationen "richtig" oder "falsch" waren.

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