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Thema: Unterricht für kleine Kinder


Die Schüler an den Musikschulen werden immer jünger, welche Literatur verwendet ihr, wenn ihn zB 1. Klasse Volksschule (6 jährige) unterrichtet, einzeln oder in Gruppen.
Würdet ihr als Einstiegsinstrument Kinder F oder Kinder B Hörner empfehlen ?
lg

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Blockflöte wegen der Luftgebung, Violine für das Phrasierungsgefühl. Horn erst ab 8 oder 9, besser 10. Ein Kinder B-Horn prägt von vorne herein auf das B-Horn und den B-Horn-Ton.



Es ist leider ganz und gar nicht mehr die Regel, daß Schüler mit Horn als Zweitinstrument anfangen.
Etwa 3/4 meiner Anfänger fangen schon mit 6 (!) Jahren und Horn als Erstinstrument an. "Verhindern" kann man das beim "Orchideeninstrument" Horn eher selten, weil man um das zu tun zumindest in Nordrheinwestfalen:
a. das Studendeputat ausgeschöpft UND b. keinen Schüler mehr auf einer 3/4 Stunde haben darf. Gibts neue Interessenten ist man sogar gehalten, die 45 Minuten Schüler auf 30 Minuten zu reduzieren.
(Wie streng diese Regelung angewandt wird, hängt mit Sicherheit vom jeweiligen Leiter der Musikschule ab.)
Die Krönung sind dann die 22.5 Minuten Unterrichtseinheiten für die Kleinen.

Hat man das Glück in einer Region mit vielen Blasorchestern zu unterrichten, geht das Anfangsalter glücklicherweise nach oben und bewegt sich eher zwischen 8-10.

Aber Lucius spricht ja ausdrücklich die 6 jährigen Zwerge an.

Für die kommen in der Regel nur Kinderinstrumente in Frage.
Auch für sie empfehle ich F-(Kinder) Hörner zum Anfang.

Manchmal können sie das Horn zu Beginn trotzdem noch nicht in der korrekten Haltung mit der rechten Hand in der Stürze spielen.
(Das ist aber auch nach Meinung von Prof. Ifor James eher kein Problem. Erfordert aber seitens des Lehrers Konsequenz um später die Umstellung auf korrekte Haltung durchzusetzen.))

Als Literatur benutze ich den unvermeidlichen Horst Rapp "Horn lernen mit Spaß" und selbstgeschriebene Übungen.
Je nach allgemeinem Entwicklungstand des Schülers (da gibts auch in dem Alter riesen Unterschiede) kombiniere ich nach kurzer Zeit den Rapp mit der "Hornfibel" von Erich Pizka.




Zuletzt bearbeitet: 12.07.08 16:51 von Thomas


Auch ganz Brauchbar ist "Bläser Team 1" aus dem gleichen Hause. Fängt ein bisschen einfacher an als Horn lernen mit Spaß. Für nachteilig halte ich die vielen Texte, die ein solcher Zwerg eh noch nicht lesen kann


Zuletzt bearbeitet: 12.07.08 18:05 von SWHornist


Ich glaube, lieber Prof., es wäre schade, ein Kind mit 6 Jahren, das Horn lernen will mit einer Blockflöte nach Hause zu schicken. Es dauert zwar bei so kleinen Kindern alles etwas länger, aber man hat gute Möglichkeiten in einem abwechslungsreichen Unterricht Atmung, Ansatz und Tongebung zu vermitteln. Als Instrument verwende ich ausschließlich ein Kinder-F-Horn, für die Kleinsten gibt es die "Brassini" Reihe im Rapp-Verlag. Nur eines: Ein Lehrer, der frühen Unterricht nicht machen will, soll auch lieber die Finger davon lassen, denn einfach ist es nicht. Aber es lohnt sich.

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Sechsjährige auf Horn unterrichten? Wie sieht das mit der fertigen Entwicklung der Zahnwurzeln aus? Ich selbst habe mit sieben Jahren auf der Trompete angefangen und, weil es damals niemanden interessierte, waren meine vorderen Zähne sehr schnell schief. Hat lange gedauert, bis das wieder zurechtgerückt war! Selbst die meisten Kinderhörner sind aber doch für die Zwerge noch zu groß. Muß es sein, daß Kinder unter 9 Jahren überhaupt mit einem Blechblasinstrument beginnen? Ich persönlich lehne das ab. Eine musikalische Früherziehung mit Glockenspiel und Blockflöte, dazu Notenlesen und -schreiben, Rhytmus, etc. ist meiner Meinung nach effektiver. Wer Auto fahren will, der sollte ja schon übers Lenkrad schauen und mit den Füßen an die Pedale reichen können. Ergo: Die Kinder sollten physisch schon in der Lage sein, ein (Kinder-)Horn überhaupt zu handhaben. Bei Sechsjährigen wage ich das zu bezweifeln.

Blech blasen statt Blech reden!


Superbeitrag, Martin, aber warum nimmt niemand dazu Stellung, wenn ich z.B. Violine zur musikalischen Vorbildung empfehle. Es gibt ja schon ziemlich gute Violinen in allen entsprechenden Größen für unter 300.-EUR incl. Etui. Die klingen ganz ordentlich. Ist natürlich am Anfang ein übles Gekratze, stört aber die Nachbarn nicht so sehr wie wüstes unsauberes Gehupe. Es bringt aber sehr viel für die Phrasierung. Anmerkung: Suzuki Methode. Klavier am Anfang soll auch gar nicht so schlecht sein !!! Und Singen im Kinderchor .....
Schade, dann verdienen die Hornlehrer weniger !



Na gut, dann mal eine weitere Stellungnahme von mir.

Man bekommt als Hornlehrer nur noch selten Zweitschüler.
Nicht nur nach meiner Erfahrung, sondern auch nach der von Kollegen.
Zweitschüler betrachte ich geradezu als Luxus.
Die, die ich habe, haben Klavier oder Blockflöte als Erstinstrument gehabt, wobei Klavier beibehalten wird ( Es handelt sich in diesem Fall also immer um Kinder finanziell gut gestellter Eltern), die Blockflöte aber gleich an den Nagel gehängt wird.

Kinder, die sich für Horn interessieren, interessieren sich mitnichten gleich auch für Geige. Außerdem ist Geige kein "Mangelinstrument". Es gibt oft Wartelisten und die Kollegen nehmen dann natürlich zuerst die, die Geige nicht nur als Vorbereitung für ein anderes Instrument betrachten.
Im Interesse der Musikschulen liegt es, das Personal möglichst auszulasten, deswegen muß man die Zwerge nehmen, solange Luft im eigenen Stundendeputat ist.

Ich weiß ja nicht, wie´s im Süden der Bundesrepublik Deutschland oder in Österreich ist, aber in NRW geraten die Musikschulen zunehmend unter finanziellen Druck. Für so manch eine der chronisch klammen Städte und Gemeinden wird die Schließung mit anschließender Privatisierung der "freiwilligen Leistung" Musikschule immer interessanter.
Diesen Aspekt darf man bei dem Phänomen der "Blechzwerge" nicht aus den Augen verlieren.
(Ich hab zB. keinen Privatschüler unter 10 Jahren, aber einen ganzen Schwung auf Musikschulen.)

Verändert haben sich ja auch die Gründe, warum Kinder überhaupt Horn spielen wollen.
Da anscheinend selbst auf den Musikschulen(!) nur noch eine Minderheit der Horn Interessenten zuhause Klassik hört, lernen sie das Horn oft erst bei Schnupperveranstaltungen der Musikschule kennen. Das Interesse ist also oft ein sehr zartes Pflänzchen. Verweist man die Kinder zunächst auf ein
anderes Instrument, besteht ein großes Risiko, daß sie ihr Interesse wieder vergessen und einfach bei Blockflöte, Klavier oder Geige bleiben.

Man darf auch nicht vergessen, daß die Kinder heute terminlich in einem viel stärkeren Maß durch schulische Verpflichtungen, Sportvereine und diverse andere Freizeitangebote "gebunden" sind, als vor 20 Jahren.
Der Musikschulunterricht ist für die Mehrheit nicht mehr DER
wöchentliche "Event", sondern einer von vielen.

Ich halte die von Martin und Prof. Pizka empfohlene Vorgehensweise durchaus für sinnvoll, kenne auch Kollegen mit Festanstellung in Orchestern, die keine Schüler unter 10 Jahren annehmen wollen. Die Situation sieht aber vor allem für Vollzeit Musikschullehrer anders aus. Die können sich diesen "Luxus" nicht leisten.

bezgl. der Zähne

Bei kleinen Schülern dauert es in der Regel eine ganze Weile, bis sie übers c2 hinaus blasen. Es findet zunächst alles in der unteren Lage statt. (kleines f, g bis a1 )Also spielen sie mit wenig Druck und sogar über den Zahnwechsel hinweg, ohne das man davon viel merkt.



Thomas, die große Krux liegt in der Politik, die überhaupt nicht erkennen will, daß klassische Musik (NOCH) ein wesentlicher Teil unserer Kultur ist, daß dasd Ablesen von schwarzen Punkten aus einem waagrechten Liniensystem auf weißem Papier und das Umsetzen in Klangereignisse wesentlich zum Verständnis des Abstrakten und zum ganzheitlichen (komplex) Erkennen in der Erziehung beiträgt. Wie könnte die 1968er-Generation das auch erkennen, da sie ja nur mit Weich-Ei-Erziehung ohne größere Anstrengung aufgewachsen ist.

"Wenn Sie nicht viel ausgeben und gleich ohne Anstrengung Geld verdienen wollen, kaufen Sie sich eine Baßgeige." Nur Spaß. Eigentlich ist Baß-Spielen Schwerstarbeit.

Warum wird Didgeridoo sogar in Kursen unterrichtet ? Weil man nicht einmal Noten lesen können muß. Punkt. Der Trend scheint aber jetzt an der Umkehr angekommen zu sein. Leider wird es trotzdem für viele Kultureinrichtungen bald das AUS geben. Die Quittung bekommen die Generationen nach uns. Die allgemeine geistige Verarmung erkennt man sehr gut am Verfall der Sprache und an der daraus folgenden Verblödung der Menschen. Fachwissen alleine ist nicht alles.

Aber wir geben den gemeinsamen Kampf dagegen nicht auf !



Da ist bei meiner Musikschule in Wangen/Allgäu im Vergleich zu Thomas' Äußerungen ja die Welt noch in Ordnung. Es werden genug Elementarkurse für Kinder ab 5 angeboten, in denen sowohl Blockflöte als auch Xylophon unterrichtet wird, außerdem wird viel gesungen (+ Notenlesen etc.); und der Leiter dieser Kurse macht außerdem den Kinderchor, wodurch man da fast automatisch reinkommt. Kinder, die diesen Elementarunterricht nicht besucht haben, werden nur in Ausnahmefällen in den Instrumentalunterricht genommen. Ich durfte damals erst in der 3. Klasse, also mit fast 9 Jahren anfangen, Horn zu spielen.

Dieses Konzept halte ich für sinnvoll, da Notenlesen und eine Grundvorstellung von Musikalität (Intonation, Phrasierung etc.) sehr hilfreich beim Einstieg in das neue Instrument sind. Allerdings ist es von weniger betuchten Familien kaum noch zu bezahlen. Der Elementarunterricht kostet meines Wissens ca. 30€ im Monat, der Instrumentalunterricht 60€ (1/2 Stunde je Woche) oder für mich 90€ (3/4 Stunde pro Woche). Für eine "Arbeiterfamilie" eine erhebliche Belastung, die leider immer seltener für die Entwicklung und Erziehung des Kindes akzeptiert wird.

Ich bin froh, hier in einer Gegend zu wohnen, in der vor allem der Blasmusik noch große Bedeutung zukommt. So sind die Gemeinden trotz z.T. schlechter finanzieller Lage immer noch bereit, Geld für Musikschulen auszugeben. Wenn z.B. jemand 45 Minuten Unterricht pro Woche will, ist das gar kein Problem.
Es ist schade, dass in weiten Teilen Deutschlands die musikalische Bildung der Kinder, die für die allgemeine Entwicklung derselben von immens wichtiger Bedeutung ist, nur noch als möglichst gering zu haltende finanzielle Belastung gesehen wird.

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