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Thema: Ignaz Leitgeb |
@ George:
Muss nicht sein....
von 1764-1777 ist wohl sein Aufenthalt in Salzburg nachgewiesen. Für 1752 und 1762 sind aber scheinbar öffentliche Auftritte in Wien nachgewiesen. Was ja aber auch nicht unbedingt ein Beweis für Wien als Geburtsstadt ist. Er gab ja auch Konzerte in Paris und Mailand. Ich persönlich schließe zumindest daraus, dass er wahrscheinlich auch noch in anderen Metropolen seiner Zeit aufgetreten sein dürfte und somit mit großer Wahrscheinlichkeit ein hervorragender Hornist gewesen sein dürfte (Quelle: o.g. Vorwort).
Warten wir mal ab, ob Prof. Pizka noch was rauskriegt. Ohne zeitgenössische Urkunde die seinen Geburtsort benennt, sieht es aber wahrscheinlich schlecht aus. Dann kann man nur "logen" und im Grunde kann es dann aber auch eine ganz andere Stadt gewesen sein als geschlußfolgert wird.... sogar Linz
Jedenfalls irgendwie schade, Salzburg und Wien sind ja beides nicht gerade Städte, die es unbedingt nötig haben, einen Hornisten Leutgeb als einen ihrer bedeutenden Söhne im Wappen zu führen. Einer weniger "kulturell gesegneten" Gemeinde hätte das aber vielleicht ganz gut angestanden
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Hallo Dirk, wenn Du auf Linz anspielen möchtest ("weniger kulturell gesegnete Gemeinde"), dann verweise ich auf die 2000plus-jährige Geschichte der Stadt, auf die Tatsache, daß Linz politisches und geistiges Zentrum der (westlichen) Welt war, als Friedrich III. und Maximilian I. in Linz residierten und z.B. Dante in Linz lebte; Mozart schrieb in Linz eine seiner Symphonien, Anton Bruckner war Organist in der Stadtpfarrkirche un im alten Dom, das Jesuitengymnasium besteht bald 500 Jahre, Kepler unterrichtete da, das Landestheater ist ein uralter Theaterbetrieb, usw.
Zuständigkeit Leutgebs: er war wohl nicht Salzburger sondern ein "Zuagraster", ein Gastarbeiter im heutigen Sinn. Er mußte auch bei seiner Festansiedlung in Wien nicht um Freigabe eines Landesherrn (wie z.B. Mozart) ansuchen. Außerdem wurde er im Gegensatz zu Mozart problemlos in die Haydn-Societät aufgenommen. Er war schon vor seiner Salzburger Zeit Hornist in einer fürstlichen Kapelle (Hildburghausen) in Wien, nämlich mit 19 Jahren. Vielleicht hat er für seinen Salzburger Aufenthalt seinen Namen von Ignaz in Joseph verändert, was damals durchaus üblich war. In der Haydn Societät war er mit dem Vornamen Ignaz registriert.
Die Arbeit von Herrn Giegling habe ich schon vor der Drucklegung von ihm als Facsimile bekommen, mit ihm ausgiebig durchgesprochen (siehe Fußnoten), mich aber in manchen Punkten nicht durchsetzen können. Das war in erster Linie Wissen hinsichtlich der Naturhorntechnik, das bei einem Wissenschaftler mangels Praxis nicht vorhanden sein kann. Außerdem glaubt da der Wissenschaftler dem Praktiker fast nie. "Millimetergenaue Handhaltung" z.B. - und wie ist es dann, wenn man den Ton zu tief erwischt ? Oder zu hoch ? In der Analyse des D-Dur Fragmentes und den Vermutungen, daß das notierte g2 (also der 12.Naturton) für einen 59jährigen Hornisten Leutgeb zu anstrengend oder zu schwierig gewesen sei, geht Giegling völlig praxisferne Wege und irrt sogar gewaltig. Es ist doch egal, ob ich den 12.Naturton auf dem D-Horn, Es-Horn oder F-Horn spiele. Der 12.Ton ist aber immer etwas heikel (siehe Freischütz z.B.). Wenn da nicht Mundstück, Bogen und Horn gut zusammenpassen, dann natürlich "Ohime", wie Mozart bemerkte. Sonst ist das D-Dur Fragment (beide) eine Anklage auf falsch verstandene und aus Mozarts Sicht, der Sicht des Perfektionisten falsch eingesetzte Naturhorntechnik. usw.usw.
Es gibt da noch eine Sache mit den Hornduetten Mozarts:
anläßlich der ersten Mozart Gesamtausgabe 1888 konnte sich niemands mehr vorstellen, daß diese Stückchen auf Naturhörnern geblasen werden könnten. So schrieb man sie den Englischhörnern zu. Leider ist auf einem autographen Blatt der Duette die Naturtonreihe der Hörner vermerkt ! Ätsch ! Dann argumentierte man, niemand könne hinauf bis zum notierten g3 blasen. Warum nicht ? Auf dem F-Horn (im Hirn hatte sich das F-Horn verankert !) könne man nicht da hinauf. Sicher bestimmt nicht, aber gelegentlich, für normalen Einsatz nicht geeignet. Auf dem Es- oder D- oder C-Horn war der 24.Naturton jedoch kein großes Problem, wie wir aus den Partituren Haydns und Zelenkas oder Pokornys wissen. Das war Standard für einen "Prim-Hornisten".
Giegling meinte auch, daß Mozart "das echt tiefe C" ("c") wegen Leutgebs Schwächen vermieden habe. Natürlich, wenn man das Gefurze mancher schlechter Laien bei diesen "Tieftauchversuchen" hört. Für einen ordentlichen Laienhornisten ist dieser Ton eigentlich immer erreichbar, sogar gut erreichbar. Für einen Profi, auch einen alternden Profi und besonders einen "Cor mixte" oder "Secundhornisten" wie Leutgeb bedeutete diesr Ton überhaupt keine Schwierigkeit. Ich könnte all diese Bemerkungen der Musikologen Satz für Satz "zerlegen". Es nützt jedoch nichts. Seit irgendein Armleuchter den einfältigen Trottelhornisten und Käsehändler Leugeb erfunden und diffamiert hat, hängt uns eben dieser "Trottel"-Schein um den Hals.
Käsehandel: warum denn nicht ? Auf zwei Beinen steht man besser. Josef Schantl: Kohlenhandlung = einträglich und praktisch. Simrock, Leduc, Pizka usw. Musikalienhandlung und Kopisterei und Verlag. Ein Bassist handelte mit Fleisch aus der elterlichen Metzgerei. Es gab in Berlin einen Hornisten, der war "Imker" - er hatte zwei Bienen ....
Zuletzt bearbeitet: 05.09.08 16:19 von Prof
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Die Eigenschaften "Wissenschaftler" und "Praktiker" treffen leider selten in der gleichen Person zusammen, eigentlich sind sie eher wie Feuer und Wasser. Von daher sind - jetzt bspw. bei der Hornthematik bei Mozart - manche Denkfehler vorprogrammiert. Aber man hat ja im Zweifel immernoch seinen eigenen, hoffentlich gesunden, Menschenverstand.
Das zusätzliche wirtschaftliche Standbein war seinerzeit für einen Musiker durchaus üblich. So hatte man in schlechten Zeiten wenigstens ein zweites Eisen im Feuer. Gab es nicht sogar einen Hornisten, der eine Eisengießerei betrieb?
In Sachen Käserei und Leutgeb gibt es letztlich zwei Quellenrichtungen: die eine sagt, daß Leutgeb in Wien eine Käserei neu eröffnet hat, die andere sagt dagegen, daß er nach seinem Umsiedeln nach Wien die bereits existierende Familien-Käserei fortgeführt habe. Version 1 (Neugründung)ergibt im Zusammenhang mit dem Darlehen von Leopold Mozart mehr Sinn als Version 2 (Fortführung). Gleichzeitig wäre Version 1 eher ein Indiz für Salzburg als Geburtsort, Version 2 eher ein Indiz für Wien als Geburtsort.
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Alles falsch in Bezug auf Leutgeb. Wo hat er denn geheiratet ? In Wien. Die Protokolle (Heirats- und Totenprotokoll sind bereits angefordert). Es kann lt. Mitteilung noch bis zu zwei Monate dauern, bis die Antwort eintrifft. Dann kommt alles ins Forum, klar.
Salzburg als Geburtsort scheidet wohl aus den vorher schon erwähnten Gründen aus. Es tendiert alles nach Wien. Bitte um Geduld. Es könnte ja sein, daß er den Laden bzw. die Käserei schon vor seinem Engagement in Salzburg mit seinen Konzerthonoraren erworben hatte, aber ein freundschaftliches Darlehen von Leopold Mozart erbat. Hat er es überhaupt erhalten ?
Aus Salzburg kommen auch noch mehr offizielle und belegbare Informationen.
Giegling und anderen Musikologen unterläuft immer wieder der gravierende Fehler, daß sie meinen, ein "Secundhornist" wäre ein zweiter oder ein tiefer Hornist. Ein Secundhornist war derjenige, der seine Stärken im Bereich zwischen notiert g2 und g hatte, aber gelegentlich auch zum c3 hinauf oder zum c hinunterstieg. Später bezeichnete z.B. Dauprat diese Gattung als "Cor mixte" Hornisten.
Der Primhornist hatte auch nicht absolut mit dem ersten Horn zu tun. Er war schlichtweg der noch auf die Clarinlage (g2 bis ultimo hinauf) spezialisiert war (kleineres Mundstück) und sich nur gelegentlich bis zum g1 hinunter verirrte.
Da ich jetzt nicht durch den Beruf eingeengt mehr Zeit habe, bemühe ich mich auch bei der MGA um entsprechende Korrekturen. Und was die Wsserzeichensucherei angeht, kommt mir das so vor wie Bernhard Paumgartners Suche im den WCs der Mozartischen Wohnung, ob sich nicht gar ein Fetzchen Toilettepapier mit Mozartischen Aufzeichnungen fände (stark übertrieben ausgedrückt - B.Paumgartner hat sicher ganz große um die Mozartforschung verdient gemacht.)
Wenn ich nachforsche, dann mache ich das gründlich, wie bei meinem Mozartbuch.
Zuletzt bearbeitet: 05.09.08 16:27 von Prof
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Hallo Prof,
nein meine Bemerkung ("weniger kulturell gesegnet") war kein Seitenheib auf Linz. Ich bin zwar machmal ein bißchen ironisch, aber in diesem Fall war das schon ernst gemeint.
Es wäre doch schön, wenn sich irgendeine Kleinstadt oder sogar eine ländliche Gemeinde (vielleicht im Wiener Umland) Leutgeb besonders verpflichtet fühlen könnte.
Südlich und westlich des Limes wird man wohl wenige größere Städte finden ohne erwähneswertes kulturelles Erbe. AUA, jetzt hab ich was geschrieben.... Ich lass es aber trotzdem mal stehen!
Das Los einer Stadt in meiner Gegend, deren "Abstieg" (im Vergleich zu vor ca. 200 Jahren) mir besonders leid tut ist Mannheim (hat ja auch in Mozarts Leben und in der damaligen Musik eine große Rolle gespielt).
Ein Urteil über Linz kann ich mir nicht erlauben, da ich selbst noch nie dort war. Wie ich überhaupt die ganze Republik Österreich noch viel zu wenig kenne. Das beabsichtige ich aber noch zu ändern. (Dass ich immer "Republik" schreib, soll auch nicht irgendwie spöttisch, oder "überkorrekt" sein. Beim Wort "Österreich" denke ich als "historisch gepolter Deutscher" aber irgenwie immer zuerst an das Habsburgerreich- Das ist ehrlich so, die teilnehmenden Österreicher mögen es mir nachsehen)
Zu Leutgeb:
Das Bild vom "trotteligen Käseverkäufer" der vom "kindischen" Mozart in "Weinlaune" gefoppt wird, war ja vielleicht mal erheiternd, als man es zum erstenmal gelesen hat. Aber inzwischen ist der Schuss, meines Erachtens, nach hinten losgegangen. Der Hornist als "eingleisiger Idiot, der sich nur fürs Tuten und Blasen interessiert und dann kiekst es bei den Hörnern trotzdem öfter als im ganzen restlichen Orchester.....".
In diesem Zusammenhang fällt mir grad spontan folgendes Erlebnis ein: Während einer Zugfahrt mußte ich ungefragt mit anhören, wie eine junge Frau lautstark verkündet hat, dass sie als Zweitinstrument (zum Klavier) jetzt mit dem "Horn" angefangen würde. Da hätte sie gute Chancen, das sei ganz leicht zu spielen und die Hornisten seinen sowieso alle ein bißchen dämlich und hätten musiktheoretisch keine große Ahnung. Gegen die Konkurenz hätte sie es dann sicher ganz leicht..... hähä: Lernen durch Schmerzen!
...Zurück zum roten Faden: Zum Mythos "Trottel und mäßiger Hornist Leutgeb" haben aber auch heutige namhafen Hornisten mit Ihren LP-Covertexten leider ein wenig Ihren Beitrag geleistet..... Es wäre schön, wenn man bei künftigen CD-Bookletts da wieder mehr die "wahrscheinlichen Fähigkeiten" dieses Hornisten hervorheben würde. Auch wenn das sicher nicht so "unterhaltsam" zu lesen ist.
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Die LP oder CD Texte stammen meist nicht von den Hornisten, sondern werden von irgendeinem Redakteur der Plattenfirmn gestellt. Bei den vielen privat erstellten CDs macht manchmal der Solist diese Arbeit selbst, um Kosten zu sparen.
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manche Hornisten haben angeblich das Problem der "Mundtrockenheit". Ich hab jetz eher das Problem, dass mir seit der "Linzer Torte" dass Wasser im Mund zusammenläuft.....
Also, der Worte sind genug gewechselt, lasst uns endlich Taten sehn....
Jetzt wird eingekauft und dann back ich das Törtchen mal...
Bericht folgt nach dem Schmaus.
Wie war das? Wie lange soll man die Torte lagern bevor man sie verspeist?
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Lagern ist ganz schlecht!
Lieber sofort gut verpacken und zu mir nach Bonn schicken.
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Angeblich kann man die Linzer Torte 4 Wochen und länger lagern. Aber ob das dem Geschmack zuträglich ist?
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Thomas, was spielst du denn zur Zeit für ein Horn? Vielleicht würd ich die Torte ja dagegen eintauschen?
...habe alle Zutaten bekommen, jetzt folgt die Laborarbeit
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