Festival Explosion
Was ist eure Meinung zu aktuellen Festival Explosion in Österreich (Europa)?
Finde ich gut, gibt jungen Künstlern die Möglichkeit sich zu etablieren.432%
Die allgemeine Qualität sink dadurch.17%
Es gibt zu viele Festivals.647%
Es sollte noch mehr Festivals geben.17%
Ich habe keine Meinung dazu.17%
Läuft ab am: 31.07.08 23:00
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Thema: Festival Inflation oder Kultur Wunder???


Liebe Forum Gemeinde

Wie schon in meinem letzten Artikel angesprochen, gibt es seit einigen Jahren in Österreich einen regelrechte Festival Explosion. Um nicht zu sagen, jedes "Kuhdorf" hat sein Festival. (Sicherlich auch in anderen europäische Ländern)

Auf der einen Seite ist es natürlich gut, dass es ein so reichhaltiges kulturelles Angebot gibt, jedoch auf der anderen Seite fragt man sich dann schon wo man die ganzen qualitativ hochwertigen Musiker hernehmen soll!

Außerdem stellt sich die frage, wie seriös bzw. inflationär diese Festival´s schlussendlich sind.

Natürlich geht es dabei auch um Geld, bzw. gewissen Künstlern (Dirigenten) geht es sicher auch darum sich hervor zu heben.

Ich frage mich halt nur, ob das auf Dauer gut gehen kann und ob nicht die allgemeine Qualität der Künstler dadruch stark sinkt.

Was denkt Ihr zu diesem Thema?

LG

Webmaster Georg

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Ich finde Festivals grundsätzlich gut, wenn sie eine eigene Identität und ein eigenes Profil aufweisen. Vielleicht sogar etwas bieten, das im normalen Konzert- und Opernbetrieb nicht möglich ist. Bspw. ungewöhnliche Programme oder ungewöhnliche Orte, die in der Begegnung mit Theater und Musik ein neues Erleben bieten.

Genauso grundsätzlich sind Festivals aber auch Schmarotzer, das gilt sogar für das große Salzburg. Denn nur von Festivals allein können Orchestermusiker (nicht Solisten) aber auch Sänger nicht leben. Sie verdienen ihr Geld irgendwoanders fest, das Festival nimmt sich dann wen es braucht. Eine sehr einseitige und unverbindliche Arbeitsweise. Auch der Bereich Bühnentechnik zeigt bei näherer Betrachtung, dass ein Festivalbetrieb ohne das professionelle Know How wirklicher Bühnentechniker, nicht funltionieren kann. Was würde passieren, wenn die Wiener Staatsoper, Volksoper und Burgtheater beschließen sollten ein Sommerprogramm anzubieten? Salzburg fände keine Bühnentechniker mehr! Das ist real so. Festivals zehren also von den konstanten Leistungen der bestehenden Institutionen, nehemn sich die im Ensemble ausgebildeten Sänger für ihre einzelne PRoduktion, geben aber - außer Entlohnung - nichts zurück, bspw. an Ausbildungsplätzen und für junge Ensemblesänger sehr wichtig: die Zeit, bei vollem Gehalt einmal ein halbes Jahr nicht aufzutreten und seine Stimme weiter zu entwickeln.

Also ich bin da gespalten!




Euch muss von Dirigenten ja schrecklich was angetan worden sein. Dieses Meckern kennt man sonst immer nur von 4. Hornisten am Ende ihrer Orchesterlaufbahn. Aber schon in dem Alter?



Hypertonius, es gibt wesentlich mehr Taktstock-Aerobiker, Möchtegern-Karajans, Toscanini-Imitatoren (bez. Diktator) als halbwegs vernünftige Dirigenten. Sehr gute Dirigenten, die sofort auch die musikalische Potenz im Ensemble erkennen können und dann fördern, sind überaus selten geworden.

Allerdings muß man wohl sagen, daß die wenigen "Großkopferten" so unverschämte Gagen verlangen, daß für den begabten, dirigentischen Nachwuchs faktisch nichts übrigbleibt.



Es gibt auch mehr durchschnittliche Orchester als Spitzenorchester.
Sicher verdienen große Dirigenten viel, allerdings auch nur das, was Opernhäuser auszugeben bereit sind. Und Sie werden doch wohl selbst wissen, der Sie unter Kleiber spielen durften, dass Größen wie er einen Klang zaubern können, der mit Geld nicht zu bezahlen ist.

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Vor Gustav Mahler wurden die Einnahmen der Wiener Philharmoniker wie folgt geteilt: Orchestermitglieder je 1 Anteil, Konzertmeister 2 Anteile, Dirigent 3 Anteile. Gustav Mahler forderte eine Erhöhung auf 5 Anteile. Heute ist es noch besser: Der prominente Stardirigent bekommt 2 Anteile, das Orchester 1 Anteil.

Auch wenn Kleiber eine Ausnahmeerscheinung war, forderte seine überzogene Hysterie und Unmäßigkeit viele Opfer im Orchester. Seine Vorstellungen waren oft sensationell. Manchmal jedoch auch nur arg überzogen. Ich habe ungefähr neunzig Mal Rosenkavalier, zweimal Boheme (ohne Probe !!! mit Freni & Pavarotti), oft Othello, zwanzigmal Woyzzeck und anderes unter seiner Leitung erlebt und überlebt, dazu Brahms 2, Beethoven 7 und 5, usw.

Kleiber war Ausnahme. Aber es gibt noch jede Menge anderer unmäßiger "Stars". Es muß auch da Grenzen geben. Kleiber hat die Theaterleitung regelrecht erpreßt, keine Verträge unterschrieben, damit er jederzeit abhauen konnte, wenn der geringste unsch nicht erfüllt wurde. Man kann zu Höchstleistungen auch anders kommen. Übrigens, er nannte mich einen seiner Freunde. Stimmt eigentlich, obwohl wir oft Krach miteinander hatten. Er ließ sich nur von mir etwas sagen, da ich zu ihm immer ehrlich war.



Und sarkastisch war er auch noch.



Was ist denn an Sarkasmus so furchtbar ? Der kränkt doch nur mimosenhafte Kollegen.

Kleiber war extrem selbstkritisch aber dazu leider völlig unbeherrscht und unbeherrschbar. Wenige wagten Widerstand. Ich war einer davon. Aber auch ich bin für ihn "durchs Feuer gegangen. Rosenkavalier 3.Akt Beginn war wie mit 240 km/h auf der Autobahn (fuhr früher auch so schnell).

Eine Sache beherrschte Kleiber bei seinem ziemlich kleinen Vokabular: er fand immer die besten illustrierenden Vokabel, um seine besonderen Wünsche hinsichtlich Ausdruck und Farbe zu vermitteln. Das beschränkte Vokabular dürfte auch Grund vieler Mißverständnisse auf seiner Seite gewesen sein.

Außerdem war er ein ziemlicher "Schluckspecht". Wohin das im Umgang mit anderen Menschen führt, erleben wir jeden Tag. Trotzdem, ein außergewöhnlicher Dirigent mit einem sehr beschränkten Repertoire.

"Wir verstehen uns doch sogut. Warum geht das nicht mehr, sobald diese fünf Meter Distanz zwischen uns sind ?" - Er wollte alles sofort haben und ließ kaum Freiraum zum (erstmal) ausprobieren. Wenn dann bei einem Solo p steht, - o.k. solistisches piano - "Horn lauter !" - wie viel lauter soll man spielen ? mf ? Das ist sowieso klar, aber wieviel ? Damit das Horn besser hervortritt. Klar. Statt daß er sdie Streicher und Holzbläser zurücknahm, attackierte er sofort, da er irritiert war. Das Adrenalin kochte bereits bei ihm. Die Visage wurde verzerrt und dunkelrot. Die Explosion stand kurz bevor. - Dann machte es vorerst keinen Spaß mehr. Man kochte selbst, weil man ja selbst in den Proben schon Höchstleistung produzieren mußte. So war seine Taktik, um im Orchester zum Konzert hin auch durch Einschüchterung (hat sich auch gleich beschwert) nochmals eine Steigerung zu erzielen. - Es hat sicher bei vielen mehr Nerven gekostet, als es Spaß gebracht hat, unter Kleiber zu spielen.

Aber "de mortuis nihil nisi bene". Seine Boheme und sein Othello sind unvergeßliche Erlebnisse.



Also ein Dirigent soll unvergesslich sein, dazu Bescheiden und makellos im Charakter, Nichtraucher, freundlich, aber bestimmt im Umgang mit dem Orchester. Nun ja.

Und wenn Kleiber sagt: Horn lauter - vielleicht meint er damit ja "Horn lauter" und nicht "Streicher leiser", denn dann hätte er mutmaßlich gesagt "Streicher leiser". Sehr dankbar bin ich allerdings für das Schmankerl "er war irritiert". Weil er nicht erkannte, dass der Solohornist richtig lag und der Rest des Orchesters daneben? "Carlos, dreh' mal das Orchester runter, der Hornist ist zu leise"?


Zuletzt bearbeitet: 23.06.08 13:27 von Hypertonius


Hypertonius, jetzt wird es ärgerlich mit Dir, sehr ärgerlich.

Das ganze Orchester war nach einer 17-stündigen Rückreise am Vortag völlig übermüdet. Noch dazu wirkte der Zeitunterschied. Ihm paßte das alles nicht. Ihm paßte das ganze Konzert wieder einmal nicht. Das ließ er an den Musikern aus. Kleiber war irritiert, weil er ein gut ausgeruhtes Orchester erwartet hatte. Da er sich nie um die äußeren Umstände gekümmert hat, hatte er auch keine Ahnung davon, daß das Orchester total müd war bis auf eine handvoll Kollegen, die nicht mit in China waren. Es hatte ihm auch niemand gesagt, denn da wäre er bestimmt gar nicht ans Pult gegangen.

Und wenn im Solohorn "p" steht (Brahms 2, Bandwurmsolo) , dann ist es eben "p", zwar solistisch, also doch etwas stärker, aber im Charakter immer noch "p". Die Streicher haben aber nicht "pp" wie vorgeschrieben gespielt, sondern auf jeden Fall "mf" gesägt. Wenn Kleiber dann das Horn stärker wollte, na bitte, bekommt er. Aber um wieviel stärker, wenn er schon nicht die Streicher wie in der Partitur vorgeschrieben zurücknehmen will ? Da muß man als Hornist erst einmal ausprobieren, "etwas" stärker zu spielen. Wenn es dann noch immer für Herrn Kleiber zu leise war, sollte er das sagen. Es gab da kein Problem für mich, erst als er gleich beim ersten Mal regelrecht ausflippte. Da gab es dann ziemlich Stunk, und zwar von mir. Ich habe mir diese Unverschämtheiten nie gefallen lassen. Auch nicht von Kleiber.

Und am Schluß ließ er mich dann so spielen, wie ich es als Solohornist für richtig hielt. Und er begleitete dann das Solo so, wie es sich gehört. Aber warum dann diese Auftritte vorher ? Sie resultierten aus seiner eigenen Unzufriedenheit, seiner Zerissenheit, seiner Hypernervosität, seinem Lampenfieber und aus seinem schlimmen Vaterkomplex. Das Konzert war dann trotzdem oder gerade deshalb sehr, sehr gut.

Es gibt noch eine andere Geschichte mit ihm: Festspiele, extremer Föhn, Rosenkavalier. Kleiber kurbelt die ersten beiden Akt regelrecht an die Bande gelümmelt herunter. Reaktion: da habe ich auch auf etwas lustlos gemacht. In der 2.Pause wurde ich via Lautsprecher ins Dirigentenzimmer gerufen. Der ganze Vorstand saß mit weißen Gesichtern neben Kleiber, der mit fast dunkelrotem Gesicht. Habe mir etwas Zeit gelassen, dort anzutanzen (WC, einen Schluck Mineralwaser usw.). Er fuhr mich gleich an: "Was ist denn mit Dir los ?" - Ich zurück: "Was ist DENN mit Dir heute los ?" - "Wieso ?" - "Es ist geradezu ein Skandal, wie Du den Rosenkavalier herunterkurbelst !" (Hab ihn unter seiner Leitung 90x gespielt !) - Vorstand fast im Boden versunken, Kleiber kurz vor der Explosion. Ich weiter: "Kein Wunder, es ist extremer Föhn heute, aber die 2000 Leute haben Festspielkarten bezahlt und erwarten eine tadellose Leistung !" - Kleiber: "Dann versuchen wir jetzt zusammen einen ganz tollen dritten Akt ! Danke !" - Und so war es auch. Ein super dritter Akt. - Bei der Traviata, glaube ich, sind die Posaunen immer aus dem Graben raus gegangen. Kleiber hat wie verrück immer in Richtung Posaunen gestiert, weil er fürchtete, daß sie zu spät zum Einsatz zurück kämen. War aber nicht so. In der Pause erwartete er immer vom Orchesterwart eine Flasche Bier oder ein Glas, das er dann in einem Zug leerte. Diesmal warf er es aus (unberechtigtem) Zorn einfach gegen die Wand. Da hört dann bei aller Verehrung des Künstlers der Respekt vor der Person auf.

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