| Autor |
Thema: Horntransposition im Bassschlüssel |
Hallo Hornisten,
Weiß eigentlich jemand, warum das Horn im Bassschlüssel
oft nach oben transponierend geschrieben ist?
Grüße
Fritzi
|
|
|
|
Ein Hauptgrund dürfte wohl die bessere Lesbarkeit sein. Nimmt man zum Beispiel den Übergang von G (im Violinschlüssel notiert) zu C (im Baßschlüssel notiert), so hätte man in neuer Notation optisch einen Sprung von mehr als einer Oktave nach oben, obwohl man eine Quinte nach unten geht. Da das Kontra-C in der Naturhornzeit eher selten verlangt wurde, war das ein recht guter Kompromiß. In der Literatur des 20. Jhd. (und teilweise schon des späten 19. Jhd.) wird fast ausschließlich e neue Notation verwendet.
|
|
Es stellt sich auch die Frage, wieso es überhapt eine "alte" und eine "neue" (lineare) Basschlüsselnotation gibt.
Dazu muß man ein wenig in der Vergangenheit kramen:
Die ersten Blechblasinstrumente, die musiklalisch nutzbar waren, sind die Posaunen und Trompeten der Renaissance. Da die Posaunen chromatisch spielbar war, wurde sie klingend in verschiedenen Schlüsseln notiert. Die Trompete hingegen war auf die Naturtöne beschränkt. Nun gab es aber noch keinen verbindlichen Stimmton (-höhe)! Die chortönige C-Trp. war gleichzeitig die kammertönige D-Trp. Allgemein war die C-Trp. aber diejenige mit der größten Länge, also der tiefsten Stimmung. Sie wurde klingend notiert. Nutzte ein Trompetercorps nun kürzere Trompeten, etwa in der F-Stimmung (diese standen also eine Quart höher), klang alles Notierte eine Quart höher.
So entstand das Transponieren.
Als das Horn endlich soweit entwickelt war, daß es auch musikalisch nutzbar wurde, übertrug man das gesamte Notationsschema der Trp. auf das Horn, da dieses ja auch naturtongebunden war. Aber das C-Horn hatte die doppelte Rohrlänge der C-Trp.! Folglich war der Klang eine Oktave unter der Notation. (Noch heute versteht man unter "Horn in C" grundsätzlich das tiefe C-Horn.) Benutzte man nun ein F-Horn, so war der Klang auch hier eine Quart höher als die Notation, genau wie bei der C-Trp. Die Grundlage des Denkens war also C-basso!
Anfangs wurden die Hörner nur paarweise eingesetzt. Als später das Doppelduo (4 Hörner; 2 x 1.Horn und 2 x 2.Horn) üblich wurde kam man immer noch mit der Violinschlüsselnotation aus. Erst als der "richtige" vierstimmige Hornsatz (1.-4. Horn) sich in den Kompsitionen durchsetzte, begann man, das 4. Horn im Basschlüssel zu notieren. Dabei stand folgender Denkansatz Pate:
Wenn der Hornist (ausgehend von C-basso) bei "Horn in F" eine Quart höher (als die Notation) spielt, dann muß das im Basschlüssel genauso sein, sonst kommt der Hornist durcheinander.
Deshalb ist im "alten" Basschlüssel der Klang bei "Horn in F" eine Quart über den Notation.
Nachdem sich das Ventilhorn etabliert hatte, war die naturhornbezogene Denkweise "nicht mehr nötig". Man ging dazu über, die Violinschlüsselnotationen als C-alto (klingend) zu betrachten. Folglich klang "Horn in F" jetzt eine Quinte tiefer als die Notation. Die Basschlüsselnotation wurde dem angeglichen. Deshalb klingt "Horn in F" in der "neuen" Basschlüsselnotation ebenso eine Quinte tiefer, wie im Violinschlüssel.
Der Vorteil ist, daß im Notenbild und auch im Klang das notierte c1 in beiden Schlüsseln identisch ist!
Oftmals ist aus den Noten leider nicht auf Anhieb erkennbar, ob es sich um die "neue" oder die "alte" Basschlüsselnotation handelt. Deshalb gehen einige Schreiberlinge dazu über, alles im Violinschlüssel zu notieren. Die Idee ist lobenswert, hat aber einen Haken: Nämlich zig Hilfslinien bei richtig tiefen Stellen. Gut lesbar ist das nicht!
Deshalb sei die Frage erlaubt, warum man nicht die extrem tiefen Stellen einfach im Violinschlüssel eine Oktave höher notiert und unter den Schlüssel eine 8 schreibt? (Genau wie die Tenorstimmen im Männerchorsatz.) Also Quasi "Horn in F-basso". Das ist einfach zu lesen und das Oktavieren dürfte wohl kaum ein Problem darstellen!
Bei Bearbeitungen für unser Hornquartett mache ich das immer so und unser "Vierter" ist davon begeistert! Auch andere Hornisten, ganz gleich, ob Laien oder Profis, fanden diese Notationsweise sehr praktikabel.
Was haltet ihr davon?
Blech blasen statt Blech reden!
|
|
Martin, das war ja fast eine Dissertation. Eigentlich ganz interessant. Ich darf trotzdem etwas korrigieren:
Die Hörnerpaare waren in der Frühzeit nicht zwei Primhörner versus zwei Secundhörner sondern jeweils ein Paar, bestehend aus einem Prim- und einem Secundhorn, wie es im Vierhornsatz der Romantik bis hoch ins 20.Jhdt. der Fall war. Erst im Rahmen der Auflösung der bestehenden Strukturen in den 1920er-Jahren wurden die Abgrenzungen im Tutti ziemlich fließend, d.h. eigentlich im Umfang mit steigender Ziffer immer relativ tiefer. Ausnahme blieb immer das erste Horn, das den ganzen Umfang zu beherrschen hatte.
Die Notierung in F-basso ist übrigens ein alter Hut. Schon die Münchner Uraufführungsstimmen für die Wagnertubas in F wurden in F-basso ausgeschrieben. Uraufführungsstimmen ? Natürlich ! Die Beweise sind die Namenseinträge auf der letzten Seite. (Wurden übrigens von mir persönlich für die Nachwelt gerettet und sind heute auf mein intensives Bohren in der Bayr.Staatsbibliothek aufbewahrt.
|
|
Ja, da habe ich mich unklar ausgedrückt:
Natürlich waren es zwei Hornpaare a 1. und 2. Horn.
Wenn es die "F-basso" Notation schon lange gibt, stellt sich allerdings die Frage, wieso sie keiner kennt und warum sich die Hornwelt immer noch mit dem Basschlüssel abquält! Oder waren die Uraufführungsstimmen auf Wunsch der damaligen Hornisten extra geschrieben worden? Weder meine zahlreichen Hornkollegen noch ich selbst habe(n) so etwas je gesehen oder davon gehört!
Für mich selbst stellt der Basschlüssel kein Problem dar, muß ich doch im Posaunenchor fast alles in diesem spielen. Allerdings in C-alto oder C-soprano. Trotzdem sind mir transponiert geschriebene Stimmen im Basschlüssel "alter" Art lieber, denn die Basis meines Denkens ist C-basso im Violinschlüssel. Liegt daran, daß ich von der Trompete her komme.
Blech blasen statt Blech reden!
|
|
|
|
|
|