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Thema: "Gelackmeiert" mit neuem Lack |
@George
Habe mein Horn auch in Bayern lackieren lassen, aber bei ner anderen großen Firma.
Werd mal meinen Blechblasinstrumentenmacher fragen, was er davon hält. Er lässt ja schließlich da lackieren.
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Lieber Thomas,
man hört von vielen Blechbläsern (nicht nur Hornisten), daß eine Neulackierung oft sehr mangelhaft ausgeführt wurde. Die Gründe können Schlamperei sein, können aber ebensogut auf der neuen "umweltverträglichen" Art der Lackierung basieren. Ich habe eine nicht geringe Anzahl Hörner zuhause, von denen viele auch regelmäßig benutzt werden. Einige waren ab Werk lackiert. Der alte Lack hat teilweise gute 20 Jahre gehalten. Nach einer Generalüberholung und Neulackierung (durch diverse Firmen, auch der oben genannten) war das Ergebnis nie allzu berauschend! Selbst bei neuen Instrumenten ist der Lack nicht mehr das, was er vor 15 Jahren noch war: Ein Dauerhafter Schutz. (Siehe den Thread "Entlacken / Versilbern".) Ich selbst habe, wie man so schön sagt, die Schnauze gestrichen voll von dem modernen Umweltlack; und das nicht nur bei Instrumenten! Als Schreiner habe ich die leidvolle Erfahrung gemacht, daß quasi alle Lacke, auf deren Behältnissen ein "Umweltengel" prangt, nichts taugen, denn sie erfüllen ihren Zweck des Schutzeffektes nicht. (Holz mit Wasserlacken zu behandeln, ist absurd, da die Fasern beim Lackieren aufquellen.) Ich werde also bestimmt kein neues Horn mehr lackiert bestellen. Und auch kein Altes mehr neu lackieren lassen.
Blech blasen statt Blech reden!
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@Martin2 und @Dirk:
Die Hauptkrux beim Lackieren ist heute nicht in erster Linie der Lack. Es ist doch Epoxy Lack, der eingebrannt wird. Das Problem ist meist die mangelhafte ENTFETTUNG. Das Tri-Bad ist entweder verboten oder nur verwendbar, wenn ein extremer Aufwand betreffs Umweltschutz betrieben wird. Der Aufwand war vorher schon völlig ausreichend, da das Tribad immer wieder aufgesammelt und aufbereitet wurde. Das zweite Problem ist die ungenügend hohe Temperatur und die zu kurze Dauer beim Einbrennen.
Der Vergleich mit der Schalldämmwand ist gar nicht so übel, obwohl die angebotenen Vergleichszahlen hinken. Es ist auch zu bedenken, daß die Materialverbindung zwischen Metall und Lack nie so ideal sein kann wie bei der Galvanisierung. Beim Versilbern wird nämlich nicht eine Schicht wie beim Lack einfach aufgetragen und eingebrannt. Beim Galvanisieren geht das Silber bzw. zusätzlich das Gold eine feste physikalische Verbindung mit dem Trägermetall (Messing, Neusilber, Stahl, usw.) ein.
Ich habe das alles intensiv ausprobiert. Solange man an einem akustisch günstigen Platz spielt, ist es egal, ob das Horn lackiert ist oder nicht. Beim Doppelhorn habe ich wegen der sowieso erhöhten mit-schwingenden Masse eigentlich auch nichts bemerkt. Aber beim massemäßig wesentlich weniger resonanten Wienerhorn wird es fast dramatisch, wenn es lackiert ist und wenn man an einem akustisch ungünstigen Platz spielt. Das kann dann bis zur Katastrophe ausarten. Beim versilberten Instrument oder beim unlackierten spielen die Platzfaktoren nur eine untergeordnete Rolle.
Abschließend: mit unserem "Grün-Wahn", der zudem immer mehr aus Brüssel bestimmt wird (ist im Grunde ja richtig !) streben wir immer mehr zu einem Spitzenlabel "Murx in Germany", das zunehmen daher kommt, daß der Meisterzwang weggefallen ist (Brüssel !) und immer weniger Fachleute am Werk sind (in den Firmen und bei den Umweltbehörden).
Als Letztes: Eine Erhöhung der schwingenden Masse durch Versilbern findet faktisch nicht statt. Das ist nur meßbar. Eine Haltehilfe in Form eines sogenannten "Duck-foot" (aufklappbar) hat weit mehr Gewicht als das ganze Silber und Gold. Die Schicht ist maximal 15my, meist nur 5my. Rechnet das auf die Gesamtfläche hoch. - Dirk, wie sollte denn "Entsilbern" funktionieren ? Umgekehrt wie das Versilbern ? Müßte funktionieren, sollte aber vorher probiert werden, ob dem Trägermetall (siehe Silberlot beim hartlöten) nicht auch Silber entzogen würde.
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Ist eigentlich versilbern oder vergolden resistenter als "normaler" Instrumentenlack ? Vor allem wenn der Schweiss den lack angreift, ist das Ergebnis nicht besonders schön...
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ist das immer der Schweiß?
Egal ob Lack, Silber oder Gold:
Die aufgebrachten Schichten sind doch alle extrem dünn.
Ist es dann nicht so, dass sich an den Stellen wo das Horn gehalten wird im Laufe der Jahre ein gewisser Abrieb der Schichten einstellt und das darunter liegende Material sichtbar wird?
Das ist doch eigentlich auch nicht weiter tragisch - oder?
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@ Prof:
Das stimmt natürlich! Aber wie gesagt, es liegt auch an der Lacksorte. Die ist ja nicht überall gleich. Das Entfetten sollte auch sehr gründlich geschehen. Wird wahrscheinlich auch nicht immer korrekt gemacht, denn Zeit ist ja bekanntlich Geld. Und wenn fürs Neulackieren ein Festpreis angeboten wird, muß halt im Rahmen dessen verfahren werden. Schade drum, denn es geht zu Lasten der Qualität.
@ Dirk:
Daß der Lack mit der Zeit abgegriffen wird, läßt sich nachvollziehen. Aber nach nur vier Jahren (wie bei meinem Horn) dürfte das noch nicht der Fall sein! Es liegt doch eher am Handschweiß. Daß aber versilberte Instrumente das Silber verlieren oder es abgegriffen würde, habe ich noch nicht erlebt. Abgeplatztes Silber aufgrund mangelhafter Galvanisierung gibts aber leider.
Blech blasen statt Blech reden!
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Was mich stört: Wenn man heute ein Horn "von der Stange" kauft kriegt man das erst gar nicht mehr unlackiert.
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Dirk schreibt:
ist das immer der Schweiß?
Egal ob Lack, Silber oder Gold:
Die aufgebrachten Schichten sind doch alle extrem dünn.
Ist es dann nicht so, dass sich an den Stellen wo das Horn gehalten wird im Laufe der Jahre ein gewisser Abrieb der Schichten einstellt und das darunter liegende Material sichtbar wird?
Das ist doch eigentlich auch nicht weiter tragisch - oder?
Beim Lack ist es leider so, daß auch bei einer ganz kleinen Beschädigung an einer Stelle wo die Hand öfters aufliegt, ein größeres Loch (unter dem Lack) entstehen kann. Da aggressive Rückstände, wie Schweiß, dort ihr Unwesen treiben. Wenn dann der Lack entfernt wird sind richtige Vertiefungen im Messing, was bei einem unlackierten, oder versilberten, oder vergoldeten Instrument nie der Fall sein wird.
LG vom Hödlmoser
Zuletzt bearbeitet: 20.08.08 14:37 von Hoedlmoser
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Das mag sein. Ich selber hab so einen "Lochfrass" zu Glück nie selbst erlebt (Kann auch weiterhin sehr gut darauf verzichten). Allerdings schwitze ich, glücklicherweise, auch kaum an den Händen.
Was mich an der "Standardlackiererei" viel mehr stört ist, dass es öffensichtlich dem Hornklang nicht dient. Dass man bei "einfachen Hörnern" auf manche Ausstattung der Kosten wegen verzichtet, ist nachvollziehbar. Aber wo ist der Kostenvorteil bei einer zusätzlichen Lackierung? Da ist die Optik wichtiger als der Klang. Das find ich irgendwie absurd!
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Dirk: "Hörner von der Stange gibts nur lackiert"
Du mußt das Horn halt unlackiert bestellen. Bei vielen "Stange"-Produzenten ist das überhaupt kein Problem.
Blech blasen statt Blech reden!
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